Montag, 14. Juli 2014

Es heißt Gechlechtsangleichung!

Ich bin heute durch Zufall auf den Artikel der Welt gestoßen, der da lautet "Bundesrichter lässt sich zur Frau umwandeln". Der Artikel berichtet über eine transsexuelle Bundesrichterin, die den Rollenwechsel durchgeführt hat und die geschlechtsangleichende Operation hat durchführen lassen. In dem Artikel wird durchgängig von "Geschlechtsumwandlung" gesprochen. Ich kann verstehen, daß Personen, die sich noch nie mit dem Thema Transsexualität auseinander gesetzt haben und sich nicht auskennen, das Wort "Geschlechtsumwandlung" benutzten. Ich kann aber nicht verstehen, daß ein Journalist, der in einer der Art bekannten Zeitung wie "Die Welt" einen Artikel schreibt, dieses Wort benutzt, denn ich erwarte von einer Zeitung, die einen gewissen Anspruch an die Qualität ihrer Artikel hat, daß ihre Angestellten für ihre Artikel recherchieren und dann auch Worte benutzen, die Menschen nicht ausgrenzen.

Eine Person, die zum ersten Mal mit dem Phänomen von Transsexualität  in Berührung kommt, für diese Person mag es so aussehen, als ob hier ein Mensch sein Geschlecht ändert. Für die meisten Menschen ist das äußere körperliche Geschlecht gleichbedeutend mit dem was die Gesellschaft von ihnen als Mann oder Frau erwartet und die meisten Menschen stellen diese Erwartungen auch nicht in Frage, selbst wenn sie ein gewisses Unbehagen dabei haben mögen, was ihre eigene Geschlechtsidentität angeht. Auf dieser Ebene kann ich verstehen, daß jemand, der sieht, wie ein Mann, der plötzlich aus der Rollenerwartung ausbricht und von sich sagt, er sei eine Frau und wolle in Zukunft auch so angesprochen werden und sich entsprechenden Operationen unterziehen lassen möchte, daß es für so eine Person, wie eine "Geschlechtsumwandlung" erscheinen mag. Wahrscheinlich haben sich die meisten Menschen noch nie richtig, mit sich und ihrem Geschlecht auseinander gesetzt und sich die Frage gestellt, was bedeutet es für mich, daß ich ein Mann oder eine Frau bin. Fühle ich mich wohl, mit dem, wie ich körperlich bin, kann ich akzeptieren, daß die Umwelt gewisse Erwartungen an mich hat, nur weil ich körperlich Merkmale aufweise und kann ich diese Erwartungen auch erfüllen bzw. will ich sie erfüllen.

Für mich hat allerdings das Wort "Geschlechtsumwandlung" einen sehr schalen Beigeschmack, denn ich verbinde damit, daß man der transidenten Person, von der man in diesem Zusammenhang spricht, in irgendeiner Weise unterstellt nicht in Ordnung und Krank zu sein scheint. Meiner Meinung nach, wird beim Begriff  "Geschlechtsumwandlung" jemanden unterstellt sein Geschlecht, das er von Natur aus hat, ändern läßt und damit auch gegen die natürliche Ordnung handelt. Bei dieser Art des Wortgebrauchs, wird meiner Meinung nach unterstellt, daß es so etwas wie eine natürliche Ordnung gibt und diese Ordnung etwas göttliches anhaftet, gegen die sich der Mensch nicht versündigen darf. Transsexualität/Transidentität ist aber keine Krankheit, genauso wenig wie Homosexualität oder Asexualtität. Es gibt nicht nur zwei Geschlechter, wie manche konservative Kreise dies gerne sehen möchten, sondern wenn man sich die Lebenswirklichkeit der Menschen anschaut, gibt es ganz viele Zwischenstufen. So gibt es Menschen, die sich mit der ihnen zugewiesenen Geschlechterrolle nicht einverstanden fühlen und dann gibt es unter diesen Menschen auch noch welche, die nicht nur die ihnen zugewiesen Rolle ablehnen und in der anderen Rolle leben wollen (und dies auch tun), auch noch diejenigen, die den Körper entsprechend angleichen lassen. Diese Menschen ändern aber nicht ihr Geschlecht, wie dies das Wort "Geschlechtsumwandlung" den Eindruck hinterläßt, sondern diese Menschen, haben ein Geschlecht und zwar eines, das sie schon seit Geburt haben, nur passt dieses Geschlecht nicht mit dem körperlichen Äußeren zusammen, was sie dann durch eine Operation in Ordnung bringen lassen.

Es scheint mir, hier entscheidet auch, welche Art von Vorstellung man mit dem Wort "Geschlecht" verbindet. Wahrscheinlich ist für diejenigen, die das Wort "Geschlechtsumwanldung" benutzen das körperliche Geschlecht gleich dem gelebten und empfundenen Geschlecht. In der deutschen Sprache gibt es leider nur das Wort Geschlecht und nicht wie im englischen Sprachraum die Wörter "Sex" und "Gender". Wobei hier "Sex" für das körperliche Geschlecht steht und "Gender" für das soziale Geschlecht, also die Geschlechtsrolle. Beide Begriffe und Konzepte, die damit zusammenhängen, werden im Deutschen oftmals verwechselt und vermischt. Beides gehört zwar zusammen, aber es gibt eben doch auch entscheidende Punkte, die man klar voneinander trennen sollte.

Menschen, die sich für ihr Geschlecht entscheiden, dem sie sich zugehörig fühlen, so wie es das Transsexuellen Gesetzt (TSG) nennt, haben oftmals einen langen Kampf hinter sich, da sich diese Menschen, gegen die, in sie gesetzten Erwartungen und Hoffnungen ihrer Mitmenschen stellen müssen. Dies führ vielmals zu Enttäuschungen und Ablehnung im Umfeld dieser Personen und oftmals zu Isolation und Arbeitslosigkeit.. Es ist deshalb meiner Meinung nach ein Unding, daß eine so große Zeitung wie "Die Welt" einen Begriff wie "Geschlechtsumwandlung" unkommentiert benutzt, zeigt es doch, daß die Autorin des Artikels hier nicht gewissenhaft genug, recherchiert hat. Eine andere Interpretation wäre aber auch, daß sie den Begriff, ganz bewusst gewählt hat, um die betroffene Personengruppe zu stigmatisieren und der Leserschaft das Gefühl zu vermitteln, daß transsexuelle/transidente Personen krank sind. Ich hoffe, dieser Fauxpas konnte nur passieren, weil sich die Autorin nicht genügend über das Thema informiert hat und dies nicht böswillig getan hat.

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1 Kommentar:

  1. Liebe Michaela,
    ich sehe das irgendwie anders, wir hatten ja schon mal eine Diskussion wieso transsexuell war aber nicht transident.
    Ich finde mit dem Begriff Geschlechtsumwandlung verhält es sich zwar ähnlich, wenn auch nicht gleich.
    Letztendlich halte ich es für falsch sich über Begrifflichkeiten zu streiten, ich empfinde das eher als kontraproduktiv.Ich habe die Erfahrung gemacht das Akzeptanz und Toleranz nicht am Verständnis der Begriffe scheitern.


    Ich denke diesen Kampf können wir nicht gewinnen und wir müssen ihn auch gar nicht, die einfachste Methode ein zufriedenes menschenwürdiges Leben zu führen ist, sich aus diesen Grabenkämpfen und Aufklärungsarbeiten rauszuhalten und sein Leben so normal wie man es möchte zu leben.
    Nichts ist akzeptierter als Normalität.


    Liebe Grüße

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