Dienstag, 4. Mai 2010

Spionin auf der Herrentoilette

Dienstagnachmittags bin ich ja meistens in Konstanz bei der Nadelepilation Nach diesem Ereignis, treffe ich mich dann mit Farah und wir unternehmen dann noch eine Kleinigkeit zusammen, bevor ich wieder nach Hause fahren muß. Heute sind wir in den McDonalds gegangen und ich habe die Gelegenheit genutzen, die Toilette aufzusuchen. Da ich Dienstags immer von der Arbeit nach Konstanz fahre und ich im Büro noch in der männlichen Rolle auftrete, war ich also für die meisten Mitmenschen ein Mann und deshalb ging ich auch in die Herrentoilette. Ich bin in eine der Boxen gegangen und hinter mir ging ein junger Mann in die Nachbarbox. Kurz nachdem ich mich in der Kabine eingeschlossen hatte wurde ich Ohrenzeugin folgender Konversation:

Aus dem Vorraum sagte eine Stimme: Hast du die Transe gesehen?

Junger Mann in der Nachbarbox: Ja, gleich beim Reinkommen. Bei uns auf der Uni gibt es auch eine, so um die 50, die hat ein Kreuz wie ein Bär, einfach schrecklich und abstossend.

Die zwei Herren konnten natürlich nicht ahnen, daß ein transidenter Mensch ganz in ihrer Nähe ist und mitbekommt, wie sie über meine beste Freundin reden. Dieses kurze Gespräch in der Herrentoilette hat mir mal wieder gezeigt, daß die Akzeptanz in weiten Teilen der Bevölkerung gegenüber transidenten Menschen noch zu Wünschen übrig lässt. Erst am 30.04.2010 hat sich die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PACE) für ein Diskriminierungsverbot transidenter Menschen in Europa ausgesprochen. Allerdings befürchte ich, daß es doch noch ein langer Weg ist, bis dieses hehre Ziel auch in den Köpfen und Herzen der Menschen in Europa angekommen ist. Dabei leben wir hier in Deutschland noch in vergleichsweise paradiesischen Zuständen, aber auch hier werden Transgender ganz offen diskriminiert und sind sich teilweise ihres Lebens nicht sicher. Da helfen letztendlich auch keine schönen Worte aus Straßburg, sie ändern erst mal nichts an der Lebenswirklichkeit von Transgendern. Klar sind solche politischen Standpunkte hilfreich bei dem Ziel, Diskriminierungen abzuschaffen, aber wir alle wissen auch, daß Papier manchmal sehr geduldig sein kann und wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. 

Das bedeutet für mich, daß gegen die Diskriminierung an mehreren Fronten angegangen werden sollte und dabei ist die Politik nur eine der Bereiche, in denen transidente Menschen ihre Interessen vertreten sollten. Ein anderes Gebiet, das ich fast für wichtiger halte ist die Aufklärung der "normalen" Bevölkerung, denn derjenige der weiß worüber er redet, wird solche Sätze, wie ich sie heute Abend gehört habe nicht von sich geben und seinen transidenten Mitmenschen mit Respekt und Achtung begegnen.

4 Kommentare:

  1. Hallo Michaela, mal wieder ein trauriger "Fund" aus der Realität, hat mich erschrocken und traurig gemacht, das zu lesen. Leider ist es wohl immer noch so, dass die Köpfe der Menschen auf "normal" geschaltet sind und alles was nicht reinpasst, dann "abstößt", für Verwunderung sorgt oder was auch immer. Vielleicht wollten diese Herren sich auch einfach nur demonstrieren, dass sie nicht auf "Transen" stehen, um nicht schwul zu gelten, ich glaube bei Männern ist das ein wichtiger Grund. Egal, wo man ansetzt, es gibt noch viel zu tun und dein Blog ist der richtige Weg!

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  2. Hallo Julia,

    danke für Deine aufmunternden Worte. Ich hoffe, daß mein Blog ein klein wenig bewirkt.

    GLG Michaela

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  3. Hallo Michaela,

    Lass die Dummen reden, Sie wissen ja nicht was Sie tun.

    Der Verstand dieser Männer !!!!!!!
    steckt nur in Ihrem besten Stück?????
    und was nur raus kommt ist heiße luft.

    Michaela, Kopf hoch

    liebe Gruße von Janette

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  4. Ich will ja niemanden entmutigen, aber diese Herren werden kaum Dein Blog lesen, um ihre Haltung zu überdenken. Wenn die das Thema im Netz überhaupt interessiert, geht's denen auf Deiner Seite viel zu unerotisch zu (um mal so direkt zu sein).
    Die Arbeit in Sachen Akzeptanz nicht-heteronormativer Lebensentwürfe muß viel früher ansetzen, da, wo man die Menschen noch unmittelbar erreicht: in den Schulen etwa. Hier gibt es Projekte wie schlau-nrw.de , die auch unseren Einsatz bräuchten.
    Bei vielen Erwachsenen (besonders unsicheren jungen Männern, die das Abwerten für ihr eigenes Ego brauchen) ist dagegen Hopfen und Malz verloren: die kennen nur She-Males und tragische Medienmarionetten wie Lorielle.

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