Donnerstag, 20. Juni 2013

Das Waagnis wagen

Das Gewicht hatte ich mal
Die letzte Woche bin ich auf die Aktion #waagnis gestossen. Dabei sollen Waagen in der freien Wildbahn ausgesetzt werden und von den nicht mehr benötigten Waagen, soll ein Bild gemacht werden, die dann auf dem Tumblr-Blog #waagnis gesammelt werden. Die Idee hinter der Aktion, die auch unter dem Hashtag #waagnis auf Twitter Verbreitung findet, ist der, daß man sich nicht von einer Waage abhänging machen soll, ob man sich wohl fühlt oder sich schlecht fühlen soll. Ich glaube, ganz viele kennen die Situation, man steht morgens im Bad vor der Waage und hofft insgeheim, daß die Zahl, die gleich angezeigt werden wird, nicht höher liegt als am Vortag. Mir geht dies jedenfalls sehr oft und leider lag in den letzten Jahren, die Zahl oft über der des Vortages. Entsprechend fühle ich mich dann auch frustriert und nehme mir dann wieder vor, daß ich heute weniger essen werde, damit ich endlich wieder etwas abnehme. Das passiert mir leider fast jeden Morgen und genauso sind auch meine guten Vorsätze vom Morgen, am Abend wieder dahin. Ich kann also nicht sagen, daß ich mich von der Waage zu einem bestimmten Verhalten verleiten lassen würde, aber die Gewissensbisse, die ich mir morgens nach dem Wiegen sehr oft mache, kenne ich zur Genüge. Dabei brauche ich die Waage nicht, denn mein Körpergefühl sagt mir auch so, daß ich abnehmen sollte. Ich merke es an den Knien an meiner Beweglichkeit und wahrscheinlich wären die Probleme, die ich gerade an der Ferse habe nicht, wenn ich weniger auf die Waage bringen würde. Woher kommt es also, daß ich, obwohl, ich weiß daß ich übergewichtig bin und dies auch schon erste körperliche Auswirkungen hat und ich mich dabei auch nicht wohl fühle, dennoch nicht Motivation genug, daß ich abnehme?

Ich vermute mal, daß es hier sicher mehrere Gründe dafür gibt. Einmal nehme ich sehr schnell zu, was wohl mit meinem Stoffwechsel zu tun hat. Es ist also sicherlich auf einer gewissen Weise genetisch oder sonst wie biologisch bedingt. Das ist aber sicher nicht alles, denn ich möchte mich hier nicht aus der Verantwortung stehlen und alles auf die Biologie schieben, denn ich glaube auch an meine Eigenverantwortung, gerade was die Gesundheit angeht. Ein anderer Grund ist sicherlich, daß ich mich oftmals unausgeglichen, traurig und auch leer fühle und diese Leere, durch Essen kompensiere. Gerade Abends, wenn ich alleine vor dem Fernseher sitze, ist es fast schon ein Reflex, eine Gewohnheit, daß ich mir irgendwas zu Naschen hole und das dann auch zu mir nehme. Dies ist meiner Meinung nach auch der Grund, weshalb ich die letzten Jahre so viel zugenommen habe und mir fällt es ehrlich gesagt schwer, am Abend auf meine Schokolade oder meine Gummibären zu verzichten. Ich würde nicht sagen, daß ich an einer Essstörung leide, aber mir macht es einfach Spaß Süßes und Gelegentlich auch mal etwas Herzhaftes zu essen und mir fällt es sehr schwer, darauf zu verzichten. Am ehesten könnte ich sicher auf meine abendliche Schokolade verzichten, wenn ich etwas sinnvolles zu tun hätte und nicht nur leer vor der Glotze hängen würde oder am Rechner meine Zeit auf Facebook vergeuden würde. Die Waage ist dann am Ende nicht der Grund, weshalb ich mich schlecht fühle, sondern nur der Gradmesser, ein Messinstrument. Die Waage kann nichts dafür, daß ich inzwischen 110 Kg wiege. Nein, hier bin ich selbst verantwortlich und die Waage kann mir anzeigen, ob ich es geschafft habe mich selbst zu beschränken oder eben nicht.

Andererseits zeigt die Waage an, ob man dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Die alte Faustformel für das Idealgewicht, Körpergrösse in Zentimeter minus 100 und davon noch mal 10% abziehen, spukt da immer noch in den Köpfen herum, auch bei mir. Ich muß zugeben, daß ich schon sehr gerne schlank wäre und gerne all die Sachen tragen würde, die es in der Kleidergröße 34 oder 32 gibt, aber ich brauche mir nichts vormachen, ich würde es, glaube ich nie schaffen auf 74 Kg herunter zu kommen. Das niedrigste Gewicht, daß ich als Erwachsen einmal hatte waren 76 Kg (ist schon ewig her) und damals habe ich mich zwar schlank gefühlt, aber mir bekam das Gewicht nicht. Ich hatte Kreislaufprobleme, die wieder weg gegangen sind, als ich über 80 Kg gewogen habe. Aber die Waage kann mir letztendlich nicht sagen, wie ich auf andere Menschen wirke und das hängt teilweise zwar auch vom Aussehen ab, aber hier gibt es eben ganz viele verschiedene Menschen, die ganz unterschiedliche Körperformen an ihren Mitmenschen mögen oder weniger mögen. Ich sollte mich also nicht zu sehr von den vermeintlichen Präferenzen meiner Mitmenschen abhängig machen lassen. Einzig und allein, das eigene Gefühl sollte hier Maßstab sein und wenn ich mich mit meinem Gewicht wohl fühle, dann ist das Gewicht, daß ich habe ja in Ordnung und wenn ich mich nicht wohl fühle, dann sollte ich etwas tun, damit ich mich wieder wohl fühlen kann. Dies kann mir aber keine Waage sagen, wo dieses Wohlfühlen anfängt und wo es aufhört. Ich sollt versuchen mich selbst wahrzunehmen, mich selbst zu spüren und auf meine Bedürfnisse hören. Dies ist ja nicht nur beim eigenen Gewicht so, sondern bei ganz vielen Belangen im Leben und dennoch fällt es mir schwer, meine Erkenntnisse in die Tat umzusetzen, nicht nur beim Gewicht, aber ich werde es wagen, mich nicht mehr so häufig zu wiegen und ich werde versuchen, mehr auf mein Gefühl zu hören. Was mir sicher am schwersten fallen wird, ist das Gefühl zu spüren, wann ich genug gegessen habe und ich satt bin, um dann die Konsequenz zu ziehen, nicht mehr weiter zu essen. Denn ich mache mir hier nichts vor, ich esse normalerweise weiter, wenn ich merke, daß der erste Appetit weg ist. Mir schmeckt das Essen und ich fühle mich kurzfristig ja auch wohl, auch wenn es mir langfristig nicht gut tut.

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