Heute Morgen bin ich so gegen 8.30 Uhr aufgestanden und ich habe nach einem kurzem Frühstück, mich endlich dazu entschlossen, einen kleinen Bummel über den Weihnachtsmarkt in Ravensburg zu machen. Das Wetter ist zwar bescheiden, aber ich will mich nicht schon wieder raus reden. Es ist doch egal ob gutes Wetter oder schlechtes Wetter. Wenn man wo hin will, geht man hin. Nach dem Frühstück, beginne ich die ausgedehnte Rasierarbeit im Bad und Dusche anschliessend. Nachdem fast alle Haare ab sind, schminke ich mich und ziehe mich an. Bei dem Schönen Wetter, entschliesse ich mich zu Jeanshosen und einem organgenem Shirt. Die Sachen habe ich mal bei Tchibo gekauft und passen sogar recht gut. Ich finde sogar, daß das Shirt fast ein wenig zu groß ausfällt, obwohl mir sonst 44/46 obenrum fast immer paßt. Nachdem ich mir noch meine Haare aufgesetzt habe und ein orangefarbenen Schal umgebunden habe, ziehe ich meine schwarzen Anorak an und gehe los. Im Treppenhaus kommt mir wieder niemand entgegen und die Tiefgarage ist auch menschenleer. Auf dem Weg nach Ravensburg merke ich, wie mutig und selbstbewußt ich bin, hoffentlich hält das auch an. In Ravensburg ist es erst mal schwierig einen Parkplatz zu finden. Ich wollte eigentlich im Parkhaus am Frauentor ;-) parken, aber es ist schon voll. Klar, bis ich soweit war und losgefahren bin ist es doch schon fast Mittag geworden und viele Andere wollen wohl auch noch Weihnachtseinkäufe machen. Mir bleibt also nichts anderes übrig als mir einen anderen Parkplatz zu suchen. Mir fällt ein, daß in der Nähe des Kreiswehrersatzamtes (huch woher weiß ich denn, wo das Ding ist ;-) ) ein kostenloser Parkplatz ist. Ich habe Glück und finde auch einen guten Platz um mein Auto abzustellen. Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß in die Altstadt von Ravensburg und ich geniese es, en-femme aus zu sein. Ich hatte mich heute für meine Trotteur mit ganz kleinem Absatz entschieden und mir fällt auf, daß ich beim gehen Geräusche verursache. Klack, Klack . Mir gefällt das und hebt meine Stimmung. In der Innenstadt angekommen, sehe ich, daß trotz des schlechten Wetters ziemlich viel los ist. Ich habe mir schon vor der Fahrt vorgenommen, mir ein paar Damenhandschuhe aus Leder zu kaufen und auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt komme ich an einem Ledergeschäft vorbei. Ich gehe rein und warte, bis eine der Damen für mich Zeit hat. Ich frage nach ein paar Lederhandschuhe in einer etwas großen Größe und sie antwortet, daß sie höchstens 8 1/2 da haben oder eben Herrenhandschuhe. Aha, sie sieht das ich eine Frau bin. Wir gehen also zum Ständer, wo die Damenhandschue hängen und sie sucht mir ein paar Schwarze aus, die ich auch gleich anprobiere. Es ist etwas schwierig sie anzuziehen, aber es geht und da es sehr weiches Leder ist, werden sie sich wohl mit der Zeit noch meinen Händen anpassen. Ich suche mir ein Paar aus und bezahle. Die Dame hat in keinster Weise irgendwie komisch geschaut oder sonst was zu mir gesagt, daß darauf schliessen liese, daß sie mir mein Frausein angezweifelt hätte. Klar ich bin ja eine Kundin und für fast EUR 40,- für ein paar Handschuhe, erwarte ich auch zuvorkommende Bedienung. Beim Sprechen versuche ich natürlich etwas höher zu sprechen, aber ohne ins Fallset zu verfallen, was ja dann so klingen würde, als wenn ich einer der Bee Gees wäre.
Ich gehe weiter Richtung Weihnachtsmarkt, jetzt mit schönen Handschuhen, und ich schaue mir die Buden und Stände an. Es sieht ziemlich ähnlich aus wie letztes Jahr und ich habe auch nicht vor, hier noch etwas auszugeben. Ich schlendere also über den Weihnachtsmarkt und durch die Gassen von Ravensburg und ich merke nicht, daß mich jemand nicht als Frau ansehen würde. Ich fühle mich unheimlich wohl und eine fast meditative Ruhe überkommt mich. Liegt das jetzt daran, daß ich so unterwegs bin, wie ich mich fühle oder liegt es daran, daß ich irgendwie stolz bin, daß ich etwas mache, wovon ich schon als Kind geträumt habe? Ich weiß es nicht, vielleicht beides. Nach einer Weile des Umherstreifens, wage ich mich noch in die größte Buchhandlung Ravensburgs und gehe dort schnur stracks in die Esoterikabteilung, Bücher sind wohl ein beliebtes Geschenk, denn auch hier ist die Hölle los. Es gibt wieder mal ein paar interessante Bücher, aber ich habe noch einig Bücher zu Hause, die ich noch nicht gelesen habe. Also gehe ich wieder und wende mich Richtung Auto. Nach dem Bummel durch Ravensburg, fahre ich jetzt noch in das Einkaufszenter in Eriskirch und gehe dort ins Kaufland. Ich brauche noch eine Glühbirne, etwas Waschlotion und eine neue Fernsehzeitung. Komischerweise, habe ich hier kurz vor dem Parkplatz ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend und ich mache mir ein wenig Sorgen, daß mich jemand erkennen könnte, aber die Wahrscheinlichkeit dort ist genauso groß wie in Ravensburg. Auch im Kaufland bin ich sehr entspannt und vor den Kosmetiksachen, ist es mir diesmal nicht unangenehm mir einen Lippenstift und Nagellack, passend zu meinem Pullover, auszusuchen. Klar ich bin ja eine Frau, es ist immerhin das erste Mal, daß ich alleine als Frau in einem Einkaufscenter bin. Erst an der Kasse wird es mir wieder etwas komisch in der Magengegend, aber ich sage mir einfach wieder, daß ich das was ich mache darf und daß ich niemanden darüber Rechenschaft schuldig bin. Immerhin fragen meine Mitmenschen auch nicht ob sie irgendwas machen dürfen. Nachdem ich alles habe, fahre ich nach Hause und jetzt mache ich mir noch schnell einen Milchreis, während ich diese Zeilen schreibe. Es ist auch das erste Mal, daß ich einen Milreis koche und er ist sogar etwas geworden.
Jetzt habe ich mich noch abgeschminkt, da ich nachher noch ein paar Yogaübungen machen möchte. Ja ich mache so gut wie jeden 2. Tag meine Übungsreihe, die auf Swami Sivananda zurück geht. Mir tun die Übungen sehr gut und helfen mir, zu mir zu finden. Auch wenn bei den Übungen, die Körperlichkeit teilweise sehr stark spürbar ist und damit auch manche Teile, die ich gerne los wäre.
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