Samstag, 4. Juni 2011

Buchrezension: Wenn Kinder anders fühlen - Identität im anderen Geschlecht


Was sollen Eltern tun, wenn ihr 6 jähriger Sohn darauf besteht ein Kleid zu tragen und so zur Schule gehen möchte oder ihre kleine Tochter behauptet, sie sei ein Junge? Sind diese Äusserungen nur eine Phase, die wieder vorüber geht oder ist das Kind transident? Diese und noch sehr viel mehr Fragen versucht dieses Buch zu beantworten. Viele Eltern, die so ein Verhalten ihrer Kinder beobachten oder davon betroffen sind, kommen das erste Mal in ihrem Leben mit dem Phänomen Transidentität bzw. Geschlechtsvarianz in Berührung. Das Buch versucht aufzuklären, was es bedeutet, ein transidentes bzw. geschlechtsvariantes Kind zu haben. Es zeigt an Hand von vielen Beispielen, was Eltern tun können, damit ihre Kinder mit ihrer Geschlechtsidentität, die von der auf Grund der äusseren Geschlechtsmerkmale zugewiesenen Geschlechtsrolle abweicht, ein glückliches und erfülltes Leben leben können. Ein ganz wichtiger Aspekt dabei spielt die Liebe der Eltern gegenüber ihren Kindern, denn wenn Eltern ihre Kinder lieben, werden sie sie Unterstützen, auch wenn dies bedeutet, daß man zuerst einmal auf Unverständnis in der Umwelt stößt.

Das Buch ist eine Übersetzung aus dem Amerikanischen. Manche der Schilderungen aus dem Buch beschreiben zwar US-Amerikanische Gegebenheite, aber sie lassen sich sicher auch auf die deutschen Umstände übertragen. Vor allem was das Schulsystem angeht, ansonsten stehen in den USA, wie in Deutschland die Eltern vor ähnlichen Problemen, wenn sich abzeichnet, daß eines ihrer Kinder, sich nicht geschlechtskonform verhält. Hier wie dort fühlen sich viele Eltern erst einmal verunsichert und haben Angst, was denn aus ihrem Kind werden soll und welche Auswirkungen dies alles auch auf sie haben kann. Die beiden Autorinnen Brill und Pepper versuchen in dem Buch, den Eltern ihre Ängste zu nehmen und ihnen klar zu machen, daß die Liebe zu ihren Kindern, alle Hürden überwinden lassen wird.
Ich gebe dem Buch 4 von 5 möchglichen Sternen und kann es allen ratsuchenden Eltern, aber auch Lehrern, Erziehern oder Sozialarbeitern, die in ihrem beruflichen Alltag auf ein transidentes bzw. geschlechtsvariantes Kind treffen und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, sehr empfehlen.

Das Wort Geschlechtsvarianz war mir, bis ich das Buch gelesen habe, neu und ich vermute, daß es den meisten meiner Lesern ähnlich geht. Ich möchte deshalb, die Definition aus dem Buch zitieren (Brill/Pepper; Wenn Kinder anders fühlen, S. 18f.):
"Geschlechtsvariantes Verhalten / nicht konformes Geschlechtsverhalten:
Die beiden Begriffe werden synonym verwendet. Der Begriff "geschlechtsvariantes Verhalten" bezieht sich auf Verhaltensweisen und Neigungen, die aus dem Rahmen dessen fallen, was mit dem bei der Geburt zugewiesenen, biologischen Geschlecht allgemein als "normal" bezeichnet wird. Das geschlechtsvariante Verhalten kann sich durch eine bestimmte Wahl von Spielzeug, Kleidung und Spiegefährten bemerkbar machen und durch den wiederholten Wunsch des Kindes, das andere Geschlecht annehmen zu wollen. Zum Beispiel: Ein Mädchen, das beharrlich darauf besteht, ihr Haar kurz zu tragen und mit den Jungen Fußball zu spielen oder ein Junge, der Frauenkleider anziehen und sein Haar lang tragen möchte. Geschlechtsvariantes Verhalten trifft allerdings nur dann wirklich zu, wenn es sich dabei nicht nur um eine kurze Phase der Neugierde bei Kindern handelt, diese Verhaltensweise auszuprobieren".
Hier ein paar Links zu anderen Seiten, die Eltern und sonstigen Ratschuchenden eventuell weiter helfen können:

Deutsche Gesellschaft für Transidentiät und Intersexualität e.V.
VIVA TS - Münchner Selbsthifegruppe
Eine Karte mit Selbsthilfegruppen in Deutschland (VIVA TS)

Oder vielleicht ist die Interviewreihe mit geschlechtsvarianten Menschen interessant ->
Transgender Interviews

Zum Schluß noch meine Videorezension über das Buch, schaut sie euch an, es lohnt sich.


Buchrezension: Wenn Kinder anders fühlen - Identität im anderen Geschlecht
auf dem YouTube-Kanal von Michaela


Ich danke dem reinhardt Verlag für die Überlassung des Buches.

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