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Auditorium auf der re:publica |
In diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrungen mit
Lampenfieber berichten und hoffe, daß sich meine Leserinnen und Leser vielleicht den einen oder anderen Tipp mitnehmen können. Anlaß des Beitrages ist die
Blogparade gegen Lampenfieber und Prüfungsangst von Lars an der ich mit diesem Beitrag mitmache. Ich werde viel autobiografisches schreiben und berichten, wann ich welche Erfahrungen mit Lampenfieber gemacht habe. Über Prüfungsangst werde ich nichts schreiben, da ich von diesem Problem nur selten betroffen war, bzw. damit immer ganz gut umgehen konnte.
Schulaufführung
Das erste Mal, daß ich erfahren habe, was Lampenfieber ist, war die Schulaufführung der Weihnachtsgeschichte in der 2. Klasse. Als es darum ging, die Aufführung zu besetzen, habe ich damals nicht versucht, eine der begehrten Rollen zu bekommen. Ich fand die ganze Idee, irgendwie blöd und ich wollte da nicht mitmachen. Ganz zum Schluß der Rollenverteilung, als es darum ging die Hauptrollen zu vergeben, nämlich die von Maria und Josef, hat es mich dann doch noch erwischt. Da ich damals noch in der männlichen Rolle gelebt habe und für meine Mitmenschen ein kleiner Junge war, bekam ich damals die Ehre, die männliche Hauptrolle spielen zu müssen, den Josef. Nun, das war mir damals unangenehm und eigentlich wollte ich das nicht, aber ich hatte damals nicht die Fähigkeit, mich dem Ansinnen der Lehrerin zu entgegen zu entziehen und so blieb mir damals nichts anderes übrig, als die Rolle zu lernen. Die Vorbereitungen gingen mehrere Wochen und ich konnte kurz vor der Aufführung, meinen Text perfekt auswendig. Ich konnte sogar den Text all meiner Mitspielerinnen und Mitspieler auswendig. In den Proben lief alles perfekt, ich beherrschte die Rolle sehr gut. Am Tag der Aufführung, als die Eltern meiner Mitschülerinnen und Mitschüler im Klassenzimmer waren, war es aber leider vorbei. Ich stammelte und konnte mich nicht mehr an den Text erinnern, so als hätte ich ihn nicht gelernt. Ich war damals unheimlich aufgeregt und nervös und das Schauspiel empfand ich damals als desaströs und ich war froh, als es vorbei war. Ich wäre damals am liebsten im Boden versunken und ich war tief betrübt, daß ich so Lampenfieber gehabt hatte und das ich derartig versagt hatte.
Studium
Auch in den späteren Jahren meines Lebens, empfand ich eine große Abneigung und Angst, wenn ich an die Tafel mußte und vor Publikum etwas zeigen oder erklären sollte. Das hielt bis zum Studium an, wo ich dann zwei Seminare halten mußte und vor der Seminargruppe meine Ergebnisse vorstellen mußte. Ich war damals sehr nervös, aber ich hatte damals einen kleinen Trick, damit man mir meine Nervosität nicht anmerkte. Ich hatte kleine Karteikarten geschrieben, in dem ich meinen Vortrag schriftlich ausgearbeitet und vorbereitet hatte. An den Karteikarten konnte ich mich festhalten und somit waren meine Hände irgendwie beschäftigt. Ausserdem hatte ich dadurch das Gefühl, im Notfall, die Karten als Spickzettel benutzen zu können, falls ich wieder so einen Aussetzter hätte, wie damals in der Schulaufführung. Die Nervosität war damals zwar auch vorhanden, aber durch die Karten und der überschaubaren Zahl von Zuhörerinnen und Zuhörern, habe ich meine Seminargruppen ganz gut überstanden.
Präsentationsseminar
Nach dem Studium kam ich zweimal in den Genuß, ein Seminar besuchen zu dürfen, in dem man lernen sollte, wie man präsentiert. Logischwerweise mußte man dabei auch selbst präsentieren und eine der Präsentationen war für mich sehr prägend, nämlich eine Präsentation mit Videoaufzeichnung. Ich weiß nicht mehr um was es in der Präsentation ging, aber ich kann mich erinnern, daß ich sehr nervös war und das ich alle meine Fehler, Verhaspler und Unsicherheiten, während der Präsentation sehr kritisch registrierte. Ich hatte direkt nach der Präsentation das Gefühl, daß die Präsentation sehr schlecht von meinen Kolleginnen und Kollegen aufgenommen werden müsste. Als ich dann aber die Rückmeldung meiner Kolleginnen und Kollegen hörte, war ich sehr erstaunt. Sie hatten die Präsentation ganz anders wahrgenommen. Ihnen hat sie gefallen und waren über meine Sicherheit beim Präsentieren erstaunt. Auch als ich dann die Präsentation selbst noch mal auf Video sehen konnte, bekam ich so langsam das Gefühl, daß die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer vielleicht recht haben könnten, denn ich realisierte, daß die Fremdwahrnehmung völlig anders ist, als die Eigenwahrnehmung. Die eigene Wahrnehmung war in meinem Fall viel zu kritisch und zu negativ, ganz im Gegenteil, zu denen meiner Kolleginnen und Kollegen.
Job
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Schulung im Job |
Die Erfahrung, daß ich oftmals durch meine zu kritische Art, wie ich mich selbst sehe, dazu geführt hat, daß ich Angst vor dem Präsentieren vor einer größeren Gruppe habe, hat mir die Augen geöffnet. Mir wurde klar, daß ich hier mit zweierlei Maß messe und ich eigentlich gar keine Angst zu haben brauche. Das hat mich dazu befähigt, daß ich in meinem Job, gelegentlich Schulungen durchführe. Durch das regelmässige exponieren vor einer Gruppe, der man versucht etwas zu vermitteln, hat bei mir dazu geführt, daß sich meine Nervosität vor so einer Schulung mit der Zeit abgebaut hat. Die Nervosität ist heute zwar nicht verschwunden, aber mir passiert es nicht mehr, daß ich sprachlos bin und kein Wort mehr heraus bringen würde, sondern das ich selbstbewußt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, mein Wissen vermitteln kann.
Selbstbewußtsein
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Beim evangelischen Kirchentag |
Die
Videos und
Podcasts, die ich regelmässig produziere und in denen ich zu sehen bzw. zu hören bin, haben sicher auch dazu beigetragen, daß ich mehr Selbstbewußtsein habe, wie früher. Was meinem Selbstbewußtsein auch gut getan hat, ist, daß ich heute endlich die Person sein kann, die ich schon immer war, nämlich eine Frau. Durch mein Outing und der anschliessenden Vornamensänderung und dem damit verbundenen Rollenwechsel u.a auch in dem Unternehmen in dem ich seit über 18 Jahren arbeite, habe ich es diesen Sommer sogar geschafft, auf einer Podiumsdiskussion auf dem
evangelischen Kirchentag in Stuttgart mitzumachen und zwar in einem Gemeindesaal in dem gut und gerne über 100 Zuhörerinnen und Zuhörer sassen, vor denen ich auftreten sollte. Vor der Podiumsdiskussion durfte ich einen Impulsvortrag zum Thema "Geschlechtliche Selbstbestimmung" halten, in dem ich in ca. 10 Minuten dieses Thema frei vor dem Auditorium referierte. Natürlich war ich vor dieser Veranstaltung auch nervös und ein wenig aufgeregt, aber ich habe diese Aufgeregtheit, ertragen können und habe mich durch sie nicht in Panik versetzen lassen.
Resümee
Ich denke, das beste was man gegen Lampenfieber tun kann, ist sich seiner Angst zu stelllen, in dem man möglichst oft vor einer Gruppe auftritt. Durch jede Präsentation oder Auftritt vor anderen Menschen und wenn es noch so eine kleine Gruppe ist, hilft, sich an die Angst zu gewöhnen und zu lernen, sie ertragen zu können. Die Angst wird dadurch nicht weg gehen, aber man fühlt sich ihr durch die Gewöhnung nicht mehr so hilflos ausgeliefert und bleibt dadurch handlungsfähig. Man muß nicht gleich mit einem Vortrag vor mehreren Hundert Leuten, diese Desensibilisierung beginnen. Es reicht, wenn man mit einer kleinen Gruppe beginnt und je öfter man sich vor Leuten stellt und ihnen mit Kompetenz und Mut versucht, etwas zu vermitteln, wird meiner Erfahrung nach, das Lampenfieber immer weniger und mit der Zeit, kann es sogar Spaß machen, sich derartig zu exponieren, jedenfalls mir geht das so. Gerade durch die Anspannung und die leichte Aufgeregheit vor und während einer solchen Präsentation, fühle ich mich lebendig und wenn alles vorbei ist, fühle ich mich zwar erleichtert, aber ich habe auch das Gefühl, ich habe mich meiner Angst gestellt und ich habe gewonnen, was wiederum meinem Selbstbewußtsein gut tut.
Mittlerweile traue ich mir zu, als Rednerin auf Veranstaltungen aufzutreten und man kann mich über die Webseite von
speakerinnen.org finden und mir dort über mein
Profil eine Anfrage schicken. Mein Traum wäre es, als nächstes einen Vortrag auf der re:publica halten zu können. Mir fehlt dazu nur noch ein interessantes Thema, das ich in dem
Call for Papers den Veranstaltern der re:publica einreichen könnte. Was würde euch interessieren, was würdet ihr gerne von mir auf so einer Veranstaltung hören wollen? Schreibt mir das bitte in die Kommentare.