Vorgeschichte
Es hat vor ca. 6 Jahren begonnen, also so ungefähr in 2013, dass ich gelegentlich Nachts mit Schmerzen in meiner rechten Hüfte aufgewacht bin. Allerdings hatte ich auch schon davor ein komisches Gefühl in der Hüfte gehabt und es kamen auch bei manchen Bewegungen, sehr stark vernehmbare Geräusche aus dem Gelenk. Zuerst dachte ich, die nächtlichen Schmerzen würden durch eine alte Federkernmatratze verursacht werden, also habe ich diesen Mangel abgestellt. Das Ergebnis war, dass meine Schmerzen nur für wenige Nächte besser geworden sind. Als nächstes bin ich dann irgendwann zu einem Orthopäden gegangen, der das Gelenk geröntgt hat. Weil noch ein Spalt zwischen Oberschenkelkopf und Hüftpfanne bestand, war er der Meinung, dass das keine Arthrose sein könne. Darauf hat er mich zum MRT geschickt. Dort kam aber auch nichts heraus, jedenfalls nichts, das auf eine Arthrose hindeuten würde. Ich habe also dann erst mal Krankengymnastik verschrieben bekommen.
Als ich dann ein Jahr später wieder zu dem Orthopäden gehen wollte, weil meine Schmerzen immer stärker wurden, musste ich feststellen, dass der Arzt mit seiner Praxis umgezogen war. Dabei hatte ich mir die Praxis ausgesucht, weil ich sie zu Fuß erreichen konnte. Ich musste mir also einen neuen Orthopäden suchen. Ich suchte mir darauf hin die Bodensee Sportklinik aus und dort stellte mein Orthopäde sehr schnell fest, dass ich unter Arthrose leide. Er verschrieb mir Krankengymnastik und meinte irgendwann einmal, ob ich mir schon mal Gedanken über ein künstliches Hüftgelenk gemacht hätte. Natürlich hatte ich mir schon Gedanken gemacht, aber nach allem was ich so über das Thema gelesen hatte und auch was mein damaliger Hausarzt dazu meinte, war, dass ich für so eine Lösung zu jung sei. Immerhin war ich damals erst 53 Jahre. Allerdings gingen die Schmerzen nicht weg und ich konnte das ganze Jahr 2017 über, den Tag nur noch mit Hilfe von Schmerzmitteln überstehen und eine Nacht, in der ich durchschlafen konnte, war sehr selten. Die meisten Nächte, waren durch wiederholtes Wach werden gekennzeichnet, in denen ich dann versuchte, eine Lage einzunehmen, in der mein Hüftgelenk nicht all zu sehr schmerzt. Ich hätte mich wahrscheinlich schon in 2017 operieren lassen, aber das konnte ich nicht, da ich im Februar schon eine Reise nach Japan gebucht hatte, die ich dann im Oktober auch antrat. Ich konnte die Reise nicht absagen und wollte dies auch nicht, also bin ich mit einer schmerzenden Hüfte nach Tokio geflogen. Wer schon mal in einer Großstadt unterwegs war, weiß das man in einer Großstadt sehr viel gehen muss, auch wenn es ein gut ausgebautes Netz von öffentlichen Nahverkehrsmitteln gibt.
Als ich wieder aus Tokyo zurück war, habe ich im Dezember einen Termin in der Vincentius Klinik in Konstanz gehabt, wo es um eine mögliche Operation ging. Der Oberarzt meinte allerdings damals nur, ich sei für so eine Op zu jung und das war für mich Anlass genug, das Thema Op erst mal aufzugeben, denn ich wollte eigentlich nicht ins Krankenhaus und ich hatte Angst vor so einem Eingriff. Allerdings konnte ich diesen Wunsch, mich erst mit über 60 Jahren operieren zu lassen, nicht sehr lange aufrechterhalten. Bereits zur Weihnachtszeit 2017, war ich der Schmerzen überdrüssig. Ich vereinbarte gleich Anfang 2018 einen Termin im Klinikum Friedrichshafen bei Dr. Staneff, einem der Oberärzte der Orthopädischen Abteilung der Klinik und vereinbarte einen Termin für eine Operation für das rechte Hüftgelenk. Die Operation war dann für Anfang März 2018 geplant. Ich habe mich letztendlich für die Klinik Friedrichshafen entschieden, weil sie für mich am nächsten gelegen ist und weil ich sie schon kannte. Die Vincentius Klinik wurde mir zwar von vielen meiner Arbeitskolleginnen empfohlen, aber hier siegte bei mir letztendlich, die Nähe zu meiner Wohnung und auch das Gespräch mit Dr. Staneff vermittelte mir den Eindruck, hier in guten Händen zu sein.
Operation der rechten Hüfte
Die Operation wurde minimalinvasiv durchgeführt, wobei Dr. Staneff der Meinung war, dass diese Art bei meinem Gewicht, hart an der Grenze dessen lag, was möglich sei. Ich wog damals, bei einer Größe von knapp über 180 cm über 110 Kg. Ich hatte vor dem Eingriff, keinen Sport gemacht, also ich bin weder in ein Fitnessstudio gegangen, noch habe ich vorher Ausdauersport gemacht. Mir hatte mein Orthopäde in der Bodensee Sportklinik zwar geraten, ich solle vor der Op ins Kieser Training gehen, aber ich war damals noch nicht so weit, dass ich mich in ein Fitnessstudio getraut hätte.
Die Operation dauerte ca. 1 Stunde und ich habe während dessen einen Liter Blut verloren. Da der Operateur sehr tief schneiden musste, durfte ich die ersten 3 Tage nicht aufstehen und musste einen Druckverband um die Hüfte tragen, damit die Wunde besser zusammen heilt. Es kam auch sehr lange noch Wundflüssigkeit aus der Wunde heraus, die über zwei Schläuche in Plastikflaschen aufgefangen wurden. Als ich aufstehen durfte, merkte ich, dass ich sehr viel Blut verloren hatte und das ich zu wenig Hämoglobin im Blut hatte. Ich fühlte mich sehr schwach und kam sehr schnell außer Atem. Einmal wäre ich sogar beinahe Ohnmächtig geworden. Wenn ich gehen wollte, musste ich mich mit beiden Krücken gleichzeitig abstützen. Mit dieser Gangart bin ich dann 8 Tage nach der Operation in die Reha nach Bad Saulgau gegangen. Dort bin ich, glaube ich, dann erst nach einer Woche auf die etwas komfortablere Gangart mit den Krücken umgestiegen, wo ich mit jeweils nur einer Krücke abstützen musste. Ich habe während den ganzen 3 Wochen Reha, Krücken benutzt und kein einziges Mal Walkingstöcke.
Nach der 1. Hüftop |
Als ich aus der Reha gekommen bin, war das erste was ich gemacht habe, mich beim Kieser Training anzumelden. Das Kieser-Training ist ein medizinisches Muskeltraining. Das nächste Studio, wo diese Art von Training angeboten wird, ist ganz in der Nähe meiner Wohnung, weshalb ich mich letztendlich für diese Trainingsart entschieden habe. Neben der Krankengynmnastik, gelegentlichen Besuch eines Thermalbades und gelegentlichen Spaziergängen, waren dies die Dinge, die ich für meine Rekonvaleszenz getan habe.
Operation der linken Hüfte
Nach der 2. Op |
Die Operation war Anfang Februar. Vor der Op habe ich Krankengymnastik gemacht und ich habe drei Wochen vorher begonnen regelmäßig Ausdauertraining mit Hilfe eines Fahrradergometers zu machen. Ich war im September 2017 das letzte Mal im Kiesertraining. Die Operation verlief ähnlich wie die, der rechten, allerdings mit ein paar Unterschieden. Ich habe weniger Blut verloren, ich musste keinen Druckverband tragen und ich durfte gleich einen Tag nach der Op aufstehen. Als ich aufstehen durfte, merkte ich gleich, dass das Ergebnis, ganz anders ausgefallen war, als das der rechten Hüfte knapp ein Jahr zuvor. Ich konnte sofort, mit Krücken, richtig gehen. Die Belastung des operierten Hüftgelenkes tat zwar weh, aber der Schmerz war auszuhalten.
Nach 8 Tagen ging es dann in die Reha, wieder nach Bad Saulgau. Dort bekam ich noch innerhalb der ersten Woche, Walkingstöcke von meinen Physiotherapeuten. Ab da habe ich fast nur noch Walkingstöcke benutzt, auch wenn es manchmal etwas unangenehm und anstrengend war, denn mit Walkingstöcke, konnte ich mich nicht so gut abstützen, wie mit Krücken. Ich bin dann gegen Ende der Reha, gelegentlich kurze Strecken ohne Gehhilfe gegangen. Dies ging zwar noch nicht perfekt, aber es ging. Als ich nach 12 Wochen Arbeitsunfähigkeit wieder zur Arbeit gegangen bin, habe ich keine Krücken und auch keine Walkingstöcke benutzt.
Wie lange war ich nach der Hüftoperation auf Krücken/Walkingstöcke angewiesen
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man dies nicht so einfach beantworten kann. Wie man meinen obigen Ausführungen entnehmen kann, kann es sehr unterschiedlich sein. Letztes Jahr war ich gute 15 Wochen auf Krücken angewiesen und ich habe nur ein- oder zweimal versucht mit Walkingstöcke zu gehen. Dieses Jahr habe ich nur gut zwei Wochen Krücken benutzt und danach nur noch Walkingstöcke. Diese habe ich dann nach ca. 8 bis 9 Wochen immer weniger benutzt, so dass ich, als ich wieder zur Arbeit gehen konnte, ohne Krücken ins Büro gehen konnte.
In der Reha habe ich Leute getroffen, die eine ähnliche Operation hinter sich hatten und die direkt nach der Operation ohne Gehhilfen gehen konnten, aber es gab auch Personen, die im Rollstuhl saßen. Ich denke, es hängt davon ab, wie die allgemeine Konstituion ist, wie gut man vor der Operation trainiert hat und sich vorbereitet hat, wie alt man ist, wie stark das eigene Schmerzempfinden ist und wie groß die eigene Motivation ist, wieder fit zu werden. Letztendlich ist jede Operation einzigartig und wie ich selbst gemerkt habe, kann man keine Verallgemeinerungen durchführen. Klar es gibt einen statistischen Mittelwert, wie lange man auf Krücken nach einer Hüftoperation angewiesen ist. Dieser Wert, kann aber im Einzelfall, sehr stark abweichen. Wenn ich meine beiden Operationen vergleiche, so war ich dieses Jahr sehr viel schneller wieder fit, als letztes Jahr. Ich weiß, diese Aussage ist für diejenigen, die auf die Frage "Wie lange brauche ich nach einer Hüftoperation Krücken?" eine Antwort suchen, sehr unbefriedigend ist, aber leider kann ich keine andere geben.
Erfahrungen
Meiner Erfahrung nach braucht man Geduld, wenn man nach so einer Operation wieder gesund werden möchte. Im Augenblick spüre ich meine Hüftprothesen wenn ich gehe. Ich vermute mal, dass das auch so bleiben wird. Ich nehme noch regelmäßig Schmerzmittel (Novalgin), weil es mir mit diesen leichter fällt, mich ohne Schmerzen bewegen zu können. Allerdings nehme ich nur noch eine, manchmal auch zwei davon am Tag. Wenn ich sie weg lasse, empfinde ich es oftmals als sehr unangenehm, wenn ich gehe, aber es ginge zur Not auch ohne. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass ich, wenn das Wetter schlecht ist oder schlechter wird, sprich kühler wird, ich mehr Schmerzen habe. Dann habe ich ein diffuses Ziehen im Oberschenkel, welches sehr unangenehm ist. Dann kann es sein, dass ich zusätzlich zu meinem üblichen Mittel noch Voltaren Tabletten oder Ibuprofen nehme.
Die Schmerzen die ich jetzt spüre, sind anders, als vor der Operation. Sie behindern mich nicht so sehr, wie die Schmerzen, die die Arthrose verursacht hat. Dennoch ist das Gefühl in meinen Hüften, mit einer Total Endoprothese (TEP), nicht so, wie vor der Operation. Ein künstliches Hüftgelenk ist eben nur eine Prothese und nicht das eigene Gelenk und das merke ich. Ich kann aber damit ganz gut leben. Ich bin froh, diese beiden Operationen hinter mir gebracht zu haben. Denn die Einschränkungen vor den Operationen haben mir doch sehr zu schaffen gemacht. Die Operationen haben mir geholfen, wieder ein gutes Lebensgefühl zu haben und positiv in die Zukunft blicken zu können. Im Augenblick versuche ich abzunehmen und für meine nächste Reises nach Japan, fit zu werden.
Mich würde zum Schluss noch interessieren, was meine Leser dazu bewegt hat, diesen Text zu lesen. Bitte schreibt mir deine Erfahrungen mit einer TEP in die Kommentare. Vermisst du etwas oder möchtest etwas spezielles Wissen? Bitte stelle mir die Frage in die Kommentare und ich werde versuchen sie dir zu beantworten.