Die letzten zwei Wochen war ich im Krankenhaus, weil ich mich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen ließ. Dazu war ich in der Chirurgischen Klinik Bogenhausen in München. Die Wochen vor der Operation war ich ziemlich nervös und angespannt, da ich doch ziemliche Angst vor diesem Eingriff hatte. Immerhin ist eine solche Operation ein schwerer körperlicher Eingriff, der seine Risiken in sich birgt. Ich habe mich aber letztendlich doch für die geschlechtsangleichende Operation entschieden, da dies für mich wichtig ist, um endlich das Ziel meines Lebens zu erreichen, nämlich die Frau zu sein, die ich schon immer war und dazu gehört für mich eben auch, daß ich körperlich eine Frau bin. Obwohl niemand sieht, wie meine körperliche Situation ist, ist sie mir doch selbst immer wieder bewußt und ich habe es leider nicht geschafft, mir einzureden, daß ich auch mit einem Penis eine Frau bin. Es gäbe zwar noch einige körperliche Unzulänglichkeiten in Hinsicht bei mir, aber dieses empfinde ich weniger bedeutsam.
Die Operation fand am 13.02.2012 statt und ist somit vom heutigen Tag zwei Wochen her. Ich hatte sehr viel Angst vor der Narkose. Das Gefühl, einfach das Bewußtsein zu verlieren und jegliche Kontrolle an fremde Menschen abzugeben verusachte bei mir ein sehr ungangenehmes Gefühl. Die Op dauerte ungefähr vier Stunden und ich bin dann um 12.30 Uhr wieder im Aufwachraum zu Bewußtsein gekommen. Ich habe mich gleich wieder wach und munter gefühlt und ich hatte keine Schmerzen. Ich spürte zwar den Druck des Verbandes und das etwas gemacht wurde, aber es tat nicht weh, jedenfalls nicht so, daß ich es nicht hätte ertragen können. Gegen 13.00 Uhr bin ich dann wieder in mein Zimmer geschoben worden, wo ich dann den Rest des Tage schlafend verbrachte. Was mich am meisten verwunderte, war dann das Abendessen. Ich erwartete, daß ich nach so einer schweren Op, etwas leicht verdauliches bekommen würde, aber ganz gegen meinen Erwartungen, bekam ich das gleiche deftige Abendessen, wie meine Zimmernachbarin, nämlich Brot, Butter und Wurst.
Die erste Nacht nach der Operation habe ich ziemlich schlecht geschlafen. Nicht weil ich Schmerzen durch die Op gehabt hätte, sondern weil ich mich wegen des Verbandes und des Platzhalters in meiner Vagina, nicht zur Seite legen konnte. Ich wußte nicht, ich in welche Stellung ich mich legen sollte um die Kreuzschmerzen los zu werden, die mich plagten. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen. Bei der Kontrolle des Verbandes, war immer wieder Blut in der Einlage, aber von Seiten des Pflegepersonals und der Ärzte hörte ich immer, daß das völlig normal sei und ich im Vergleich zu anderen Patientinnen sehr wenig Blut verlieren würde und sie hätten da schon ganze Blutbäder gesehen, was bei mir zum Glück nicht der Fall war.
Der Verband blieb die ersten vier Tage dran und ich sehnte den Tag herbei, wo er entfernt werden würde. Ich konnte schon einen Tag nach der Operation wieder aufstehen, zwar noch mit Hilfe der Schwester, aber es ging recht gut und auch mein Kreislauf spielte mit. Am Freitag kam dann der Verband herunter und der Arzt, der dies tat, hat die sehr vorsichtig gemacht. Es hat zwar schon ein klein wenig geziept, aber es war auszuhalten. Beim Säubern des Operationsgebietes, kam er auch zwei- oder dreimal an meine Klitoris und ich zuckte dabei jedesmal zusammen, weil es sich doch eher unangenehm anfühlte und sie sehr empfindlich war. Immerhin war das ein guter Test hinsichtlich der Gefühlsfähigkeit.
Am Sonntag, dem 6. Tag nach der Operation, wurde dann der Vaginalstent und auch der Blasenkatheter entfernt. Eigentlich hätte der Stent schon am Samstag entfernt werden sollen, aber an dem Tag, war kein Arzt der Urogenitalchirurgie in der Klinik, so daß er eben erst einen Tag später heraus gezogen wurde. Die Entfernung des Stents, war nicht sehr schmerzhaft, aber doch ein wenig unangenehm. Bevor der Stent gezogen werden konnte, mußten drei oder vier Fäden entfernt werden, denn der Stent war in der Vagina eingenäht. Die Entfernung der Fäden hat ein klein wenig gezwickt, aber es ging sehr schnell und war auszuhalten.
Nach dem Stent kam der Blasenkatheter heraus, was auch sehr schnell ging und auszuhalten war. Nach der Entfernung des Katheters, war es spannend, ob ich auch Wasser lassen können würde. Hätte das nicht funktioniert, hätte man mir wieder einen Katheter eingesetzt und ich war natürlich auch gespannt ob das funktionieren würde. Zum Glück hat dies ohne Probleme funktioniert und auch die anschliessendee Kontrolle meiner Blase durch die Ärztin, ob sich noch Restharn darin befinden würde, verlief positiv. Sechs Tage nach der Operation, war ich jetzt endlich fast alle Fremdkörper los und ich habe mich einfach nur sehr erleichtert gefühlt und ich konnte endlich wieder duschen, was ich dann auch gleich ausgiebig getan habe.
Am Dienstag wurde dann ein Teil der Klammern entfernt, mit denen das Operationsergebnis zum Teil zusammengehalten wurde und am nächsten Tag wurden der Rest entfernt. Das Entfernen der Klammern ging sehr schnell vonstatten und hat nicht sonderlich weh getan. Es pieckste nur ganz kurz und schon war eine Klammer nach der anderen draussen. Ich weiß nicht wieviele Klammern benutzt wurden, aber es waren doch einige.
Der nächste Höhepunkt meines Klinikaufenthaltes, war das erste Dehnen meiner Vagina. Dies nennt man Bougieren und dazu wurde der Stent von der Operation benutzt. Man kann aus dem Stent, die Luft heraus saugen, was dazu führt, daß er dünner wird und er sich somit leichter einführen läßt. Damit das Einführen noch leichter geht, wurde noch ein Gleitgel aufgetragen und nach ein wenig drehen und drücken, habe ich ich es geschafft, den Stent dort zu platzieren, wo er schon vor ein paar Tagen einmal saß. Die ganze Prozedur hat mich ganz schön viel Schweiß gekostet, denn es war auf den letzten paar Zentimetern doch ziemlich unangenehm. Nachdem der Stent saß, wurde an ihm das Kugelventil geöffnet und er saugte sich wieder mit Luft voll. Diese Prozedur des Bougierens, muß ich jetzt Morgens und Abends für jeweils eine halbe Stunde wiederholen, damit die Neovagina, ihre Form behält und nicht zusammenfällt. Aus den Schilderungen anderer transidenter Frauen, die diese Op schon länger hinter sich haben, weiß ich, daß die Frequenz des Bougierens, mit der Zeit länger wird und ich dies irgendwann einmal nicht mehr täglich machen muß.
Am Freitag wurde ich dann aus der Klinik entlassen und auf diesen Tag habe ich mich schon gefreut, bevor ich überhaupt in die Klinik gegangen bin. Meine Freundin Henriette, war so freundlich und hat mich abgeholt und mich wieder nach Hause gefahren. Im Nachhinein betrachtet, war es sehr gut, daß ich nicht selbst gefahren bin, denn auch wenn ich während der Fahrt doch eher lag als saß, habe ich doch gespürt, daß ich noch nicht richtig sitzen kann. Dies wird wohl noch eine ganze Weile so bleiben, denn die Op ist jetzt erst zwei Wochen her und natürlich ist noch nicht alles abgeheilt. Es kommt immer noch Blut beim Bougieren mit heraus und manche Stellen zwicken noch, denn die selbstauflösenden Fäden, mit denen der Großteil, des Operationsgebietes vernähnt ist, hat sich nocht nicht aufgelöst. Ich bin wahrscheinlich die nächsten vier Wochen noch Arbeitsunfähig, denn wie gesagt, mir ist es zur Zeit nicht möglich richtig zu sitzen.
Das Auftreten des Pflegepersonal der Station 1 der Chirurgischen Klinik Bogenhausen mir gegenüber, empfand ich als sehr menschlich und sehr herzlich. Ich hatte immer das Gefühl, daß ich als Frau wahrgenommen wurde und man auf meine Bedürfnisse einging. Auch die behandelnden Ärzte waren sehr einfühlsam und mir gegenüber sehr freundlich, so daß ich auch hier das Gefühl hatte, ihnen vertrauen zu können. In ein paar Monaten, werde ich die Klinik noch einmal besuchen dürfen, nämlich dann, wenn die zweite und abschliessende Operation durchgeführt werden wird. Wann dies der Fall sein wird, kann ich noch nicht genau sagen, aber ich hoffe, daß es noch dieses Jahr der Fall sein wird.
Hier ist noch eine entsprechende Folge meines Podcasts über die Operation:
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So war der Ausblick von meinem Bett aus.
Hallo Michaela,
AntwortenLöschenfreut mich, dass bei dir auch alles so gut geklappt hat und es dir gut geht.
Das mit dem Bougieren wir mit der Zeit immer einfacher. Grad zu Beginn einfach schön Zeit nehmen.
Ganz viele liebe Grüsse
Theia
Hi Theia,
Löschenes hat mich sehr gefreut, dich und deine Frau in der Klinik zu treffen. Mittlerweile geht das Bougieren auch schon ganz gut und ich habe das Gefühl, daß es schon besser geht, als noch letzte Woche.
Ganz liebe Grüsse,
Michaela
Glückwunsch zu deinem Mut!! Sehr schön, dass es so gut verlaufen ist!!
AntwortenLöschenDieses Bougieren verlangt bestimmt Disziplin. Ich wünsch dir, dass du es schaffst, schön diszipliniert zu Dehnen, auch wenn du mal keine Lust hast, lieber faul sein möchtest.
Alles Gute!
huch, wieso ist denn da was automatisch unterstrichen?
AntwortenLöschenAlles Gute!
AntwortenLöschenToll dein Mut, obwohl ich mir vorstellen kann, dass wesentlich mehr dahinter steckt.
AntwortenLöschenEs kommt gut! ... und das ist gut. so. Alles Gute.
Huhu Michaela,
AntwortenLöschenSuper das du alles gut überstanden hast, ich war am 01.02. auch in München :-) hatte auch meine Op aber bei dr schaff :-)
Hoffe das dir gut geht und grüß dich
Sven
Hallo lieber Sven,
Löschenich hoffe Dir geht es gut und du hast alles gut überstanden.
Mir geht es soweit ganz gut, ausser das eben alles noch abheilen muß.
GLG
Hallo Michaela,
AntwortenLöschenhier ist Andrea. Ich wünsche Dir alles gute und dass auch alles weitere so gut verläuft.
Andrea
Ich möchte noch eine Erfahrung schildern, die ich gestern hatte:
AntwortenLöschenIch bin nach München zu einer Transvestiten-Show gefahren. Beim Einparken (als Frau kann man halt nicht so gut einparken) habe ich einen Mecedes beim Rückwärtsfahren gerammt. Die aussteigenden Personen (junger Mann und eine Frau) waren ziemlich irritiert. Ich hatte alle Unterlagen (Ausweis, Versicherung) herausgeholt, aber es war keine Ähnlichkeit von mir und den Photos erkennbar. Deshalb hat die gute junge Frau die Polizei angerufen. Diese kam dann zu dritt und hat ganz lapidar gemeint "Ihr habt doch alles geregelt. Also wir haben hier nichts zu tun und gehen jetzt wieder". Solchermaßen erleichtert, wurde ich gleich von der jungen Frau zu einem Kaffee eingeladen.
Ihr seht also, das Thema TG ist bekannt und wird nicht negativ bewertet. Es hat mir sehr gut getan, wie das ganze ablief.
Hallo Michaela,
AntwortenLöschenauch von mir gute Genesung und alles Gute.
LG Michi
Hallo Michaela.
AntwortenLöschenJetzt hast Du es ja fast geschafft. Ich gratuliere Dir zu diesem Schritt, der sicher einiges an Überwindung gekostet hat. Aber was gemacht werden muss, dass muss gemacht werden. Auch wenn sich das was Du da beschriebst, ziemlich komisch anhört.;)
Gute Besserung aus Göttingen
Danny
Erstmal gratulation, dass du den Schritt gewagt und du alles geschafft hast :) Das ist wohl das wichtigste und ich denke der Schritt wird dich noch mehr bestärken :)
AntwortenLöschenIch wollte nur nochmal fragen, wie du auf die Klinik in Bogenhausen aufmerksam geworden bist? Sie ist ja keine schlechte Adresse, aber hattest du noch andere Auswahlmöglichkeiten? Ich suche nämlich für eine ähnliche Operation auch eine Klink in der ich wohl auch länger verweilen muss, aber meine Suche beginnt erst (ich habe mir da einen ersten Überblick verschafft), nun suche ich aber auch gleichzeitig noch Anregungen von echten Patienten und ihren Erfahrungen
Hallo Annika,
Löschenich habe mich bei meinen Bekannten umgehört, die diese Op schon hinter sich haben. Dabei hat sich Dr. Liedl als der Chirurg heraus gestellt, der mir am vertrauenvollsten vor kam und der auch nicht all zu weit von mir entfernt ist.
LG Michaela
Glückwunsch Michaela. Ich freu mich für dich.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Lina.
Glückwunsch Michaela,
AntwortenLöschenich wünsch dir dass die Genesungszeit so kurz wie möglich und so gut wie nötig wird. Ich hab deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen, hab ich doch auch vor noch dieses Jahr in Bogenhausen ein paar Nächte zu verbringen.
Alles Gute
Jeanette
Hallo Michaela, ich wünsche Dir eine Gute Genesung und alles Gute. HELO
AntwortenLöschenHallo Michaella,
AntwortenLöschenauch Gute Genesung von mir. ich war auch in Bogenhausen, aber nur zur Korrerktur, Haupt OP hatte ich bei der Dr. Krege in Krefeld.
Naja....
LG
Hi Michaela
AntwortenLöschenHatte auch vor 3 Wochen am 10.5 meine Ga Op in Bogenhausen.
War auf Station 3. Super Plegepersonal kann ich nur sagen.
Wünsche Dir Weiterhin eine gute Genesung von mir.
Lg Janina
Hallöchen Michaela :)
AntwortenLöschenDeine Operation ist jetzt zwar schon ein Weilchen her, aber ich finde diesen Artikel hier fast am interessantesten auf deinem ganzen Blog. Er ist so schön persönlich und hautnah... Freut mich sehr für Dich, dass Du alles gut überstanden hast. Die Kommentare hier müssen Dir ja runtergegangen sein wie Öl.
Ich bin erst vorgestern auf Deinen Blog gestoßen als ich nach "transgender blog" gesucht hab. Du scheinst den besten deutschen, privaten Transgender-Blog zu haben. Ich liebe diese persönlichen Geschichten und find es toll, dass Du so offen bist und alles beschreibst.
Ich schreibe auch auf meinem Blog über meine (bald beginnende) Transition. Bis jetzt gibt es nur einen Artikel darüber, indem ich über meine Gedanken und Gefühle diesbezüglich schreibe, aber bald beginne ich ein Trans*Tagebuch, sobald ich bei meiner Hausärztin war (morgen vermutlich). Wer meinem Blog folgt, ist dann also von Anfang an quasi-live dabei. :)
http://zuhause.bonsaiheld.org
Würde mich sehr über eine Reaktion freuen.
Liebe Grüße
Dani (Bonsaiheld)
P.S.: Ach so, den Artikel hier hab ich übrigens geflattert. Alles Gute!
Hallo Dani,
Löschendanke fürs Flattrn. Dein Blog ist auch sehr interessant und ich werde ihn auch gleich mal mit in meinen Reader aufnehmen.
Liebe Grüsse,
Michela
Huch, das ging aber schnell. Wie der Blitz! :D
LöschenAlles klar, danke. So'n Feedreader besorg ich mir jetzt auch mal... Rate mal, wer da gleich hinzugefügt wird. ;)
Liebe Grüße
Dani
Hi Dani,
Löschenich kann dir den Google-Reader empfehlen.
LG Michaela