Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und das normale Leben geht weiter. Ich bin sehr froh, daß die Feiertage vorbei sind, denn auf der einen Seite mag ich die Weihnachtsfeiertage und auf der anderen Seite bin ich jedes Jahr froh, wenn sie vorbei sind. Ich esse sehr gerne und mir macht es auch viel Freude an diesen Tagen, das gute Essen meiner Mutter zu geniesen, aber ich finde es auch irgendwie anstrengend, jedesmal den braven Sohn spielen zu müssen. Ja ihr lest richtig. Ich kann bei meinen Eltern nicht so auftreten, wie ich das gerne möchte, nämlich als Frau. Meine Eltern, ganz besonders meine Mutter, wollen mich nicht als Frau sehen. Mir ist klar, daß es ihnen schwer fällt, mich als Frau zu akzeptieren, aber ich wünsche mir doch, daß sie irgendwann einmal akzeptieren können, daß ich eine Frau bin, auch wenn meine Anatomie etwas anderes vermuten läßt.
Gestern habe ich einen für mich sehr wichtigen Teil meiner Familie eingeweiht, nämlich meinen Bruder, meine Nichte und ihren Mann. Mir ist das nicht leicht gefallen, auch wenn ich jetzt doch schon etwas Übung habe, mich zu outen. Ich war sehr nervös und sehr aufgeregt und ich bin jetzt sehr erleichtert, daß sie es sehr viel besser aufgenommen haben, als meine Eltern letztes Jahr. Mir ist bewußt, daß so ein Coming-Out für jeden Beteiligten überraschend kommt, denn es wird ja jedesmal eine Illusion zerstört und zwar die Illusion bzw. die Annahme über das Wesen eines Menschen. Ich hoffe, daß sie mich auch in Zukunft so akzeptieren, wie sie mich in meiner alten Rolle akzeptiert haben. Ich bin da aber ganz zuversichtlich, daß sie das tun werden. Jetzt werde ich erst noch mal versuchen meine Eltern dahin zu bewegen, daß sie mich als Frau zumindest tolerieren und ich ihnen auch so entgegen treten darf, denn mein Wunsch ist es, daß ich meinen Geburtstag, der langsam näher rückt, als Frau mit meiner Familie feiern kann.
via AudioBoo