Montag, 27. Dezember 2010

Weihnachten ist vorbei

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und das normale Leben geht weiter. Ich bin sehr froh, daß die Feiertage vorbei sind, denn auf der einen Seite mag ich die Weihnachtsfeiertage und auf der anderen Seite bin ich jedes Jahr froh, wenn sie vorbei sind. Ich esse sehr gerne und mir macht es auch viel Freude an diesen Tagen, das gute Essen meiner Mutter zu geniesen, aber ich finde es auch irgendwie anstrengend, jedesmal den braven Sohn spielen zu müssen. Ja ihr lest richtig. Ich kann bei meinen Eltern nicht so auftreten, wie ich das gerne möchte, nämlich als Frau. Meine Eltern, ganz besonders meine Mutter, wollen mich nicht als Frau sehen. Mir ist klar, daß es ihnen schwer fällt, mich als Frau zu akzeptieren, aber ich wünsche mir doch, daß sie irgendwann einmal akzeptieren können, daß ich eine Frau bin, auch wenn meine Anatomie etwas anderes vermuten läßt. 

Gestern habe ich einen für mich sehr wichtigen Teil meiner Familie eingeweiht, nämlich meinen Bruder, meine Nichte und ihren Mann. Mir ist das nicht leicht gefallen, auch wenn ich jetzt doch schon etwas Übung habe, mich zu outen. Ich war sehr nervös und sehr aufgeregt und ich bin jetzt sehr erleichtert, daß sie es sehr viel besser aufgenommen haben, als meine Eltern letztes Jahr. Mir ist bewußt, daß so ein Coming-Out für jeden Beteiligten überraschend kommt, denn es wird ja jedesmal eine Illusion zerstört und zwar die Illusion bzw. die Annahme über das Wesen eines Menschen. Ich hoffe, daß sie mich auch in Zukunft so akzeptieren, wie sie mich in meiner alten Rolle akzeptiert haben. Ich bin da aber ganz zuversichtlich, daß sie das tun werden. Jetzt werde ich erst noch mal versuchen meine Eltern dahin zu bewegen, daß sie mich als Frau zumindest tolerieren und ich ihnen auch so entgegen treten darf, denn mein Wunsch ist es, daß ich meinen Geburtstag, der langsam näher rückt, als Frau mit meiner Familie feiern kann.

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Sonntag, 19. Dezember 2010

Farah im Gespräch mit Luca

Michaela und Luca
Michaela und Luca
Ursprünglich hochgeladen von Michaela-W
Ganz kurzfristig und völlig überraschend haben Farah und ich Luca zu einem Interview besuchen dürfen. Luca hat mehr durch Zufall auf meinen Blog und meinen YouTube-Kanal gefunden. Sie ist auch transident und wohnt ganz der Nähe von mir, in Tettnang. Sie ist 21 Jahre jung und sie sieht, wie ich finde, sehr gut und sehr feminin aus. Luca ist Friseurin und hat leider bei ihrer letzten Arbeitsstelle erleben müssen, was es bedeutet transident zu sein. Im Interview berichtet sie, was ihr dort widerfahren ist und weshalb man ihr kündigte. Trotz ihres noch jungen Alters finde ich, daß sie eine junge Frau ist, die weiß was sie will und die sehr standhaft und mutig ist. Schaut euch am Besten das Interview an.



Farah im Gespräch mit Luca auf dem YouTube-Kanal von Transgender am Bodensee


Alle bisherigen Interviews könnt ihr hier über das Label "Interview" aufrufen.

Freitag, 17. Dezember 2010

Aufregende Woche

Mein Herz klopft und ich fange an zu schwitzen. Ich bin mir unsicher, ob ich das Richtige tue, aber ich muß das jetzt hinter mir bringen. Ich gehe also zu meinem Abteilungsleiter mit dem festen Vorsatz ihm von meinen weiblichen Gefühlen zu erzählen. Ich weiß nicht wie ich das Gespräch anfangen soll und so versuche ich ihn darauf vorzubereiten, daß er jetzt wahrscheinlich gleich sehr überrascht sein wird. Ich bin sehr nervös und sage ihm, daß ich ab Januar als Frau zur Arbeit kommen werde. Damit er sich das auch vorstellen kann, zeige ich ihm ein paar Bilder von mir, die ich auf dem iPod habe und wie ich ich es angekündigt hatte war seine Überraschung doch ziemlich groß. Ich erzähle ihm dann noch mehr von mir als Frau, meinen Gefühlen und das mich das Thema Transidentität schon seit meiner Kindheit beschäftigt bzw. ich immer das Gefühl hatte, daß mit mir etwas nicht stimmt. Trotz seiner Überraschung war seine Reaktion sehr verständnisvoll und wohlwollend. Er hat mir Mut gemacht und gemeint, daß der Rollenwechsel bei uns in der Firma wahrscheinlich kein Problem darstellen wird.

Ich war so erleichtert, daß ich endlich diesen Schritt gewagt habe, daß ich im Anschluß noch meinen Kollegen eingeweiht habe, der mir im Büro gegenüber sitzt. Auch seine Reaktion war zuerst Überraschung, aber dann auch Wohlwollen und Verständnis. Ich bin zudem nicht die erste transidente Person, die er kennt. Aus seinem Umfeld kennt er eine junge Dame, die Farah und ich sogar schon interviewt haben (Sonja). Nach meinem Kollegen habe ich noch eine Kollegin informiert, auch hier eine ähnliche Reaktion. Nach diesen drei Outings war ich ziemlich erschöpft, denn ich habe dreimal meine Angst überwinden müssen und habe mich den Reaktionen meiner Kollegen gestellt. So ging es dann auch die ganze Woche weiter. Ich bin zu fast allen meiner Kollegen hin gegangen und habe ihnen von meiner Absicht erzählt, daß ich im Januar als Frau zur Arbeit kommen werde. Ausserdem habe ich allen dann auch gleich ein paar Bilder gezeigt und im Anschluß ihnen den Beschluß über die Vornamensänderung unter die Nase gehalten. Mir hat das Stück Papier die Sicherheit gegeben, die ich für das Coming-Out in der Firma gebraucht habe. Ohne den Beschluß hätte ich mich nicht zu diesem für mich sehr entscheidenden Schritt gewagt. Inzwischen habe ich fast alle Kollegen aus meinem Bereich informieren können, sowie ein paar Kollegen aus den Fachabteilungen, mit denen ich öfters zu tun habe. Allerdings fehlen immer noch ein Paar, die ich persönlich über meinen Rollenwechsel informieren möchte. Ich hoffe, daß ich diese am Montag erreichen werde. Alle anderen Kollegen, die mich zwar kennen, aber mit denen ich nur selten etwas zu tun habe, werde ich am Montag oder Dienstag per Mail informieren. 

Ich habe diese Woche viel Verständnis und Wohlwollen erfahren. Meine Kolleginnen und Kollegen waren sehr überrascht, aber sie haben mir gegenüber keine negativen Reaktionen gezeigt. Während der Gespräche, habe ich mich mit meinen weiblichen Kolleginnen verbunden gefühlt und eine von ihnen hat zu mir gesagt: "Willkommen im Club", was ich sehr nett fand und ich mich dabei auch sehr weiblich fühlte, auch wenn ich nicht so aussah. Ich freue mich schon auf den ersten Tag als Frau im Büro, auch wenn ich mich dabei doch noch etwas ängstlich fühle. Wenn ich an den 10. Januar denke, fühle ich mich auf der einen Seite sehr gelöst und freue mich darauf, endlich so zur Arbeit gehen zu können wie ich mich fühle und auf der anderen Seite merke ich, daß ich doch noch ziemlich ängstlich bin. Immerhin habe ich nicht alle Kollegen in der Firma eingeweiht und werde dies auch nicht tun, sondern nur die im näheren Umfeld. Ich weiß nicht, wie die Kollegen reagieren werden, die mich nur vom Sehen her kennen. Ich denke da ganz besonders an das erste Mittagessen als Frau bei uns in der Kantine. Werden mich einige anstarren oder falle ich nicht auf. Solche Gedanken machen mir zur Zeit noch zu schaffen, aber ich denke, daß ich das auch noch meistern werde und wahrscheinlich ist eine Woche nach dem 10. Januar alles kein Problem mehr, weder für mich, noch für meine Kollegen.


Donnerstag, 16. Dezember 2010

Hörbuchrezension: Winterkartoffelknödel

Als ein Familienmitglied nach dem anderen der Familie Neuhofer stirbt, sieht es erst einmal so aus, als ob es Unglücksfälle wären, tragische Unglücksfälle, aber eben Unglücksfälle. So sieht es jedenfalls der Richter Moratschek, als Franz Eberhofer ihm seinen Verdacht äussert, daß es sich bei den seltsamen Todesfällen um eine Mordserie handeln könnte. Als Belohnung für seine Ermittlungen darf der Franz dann mal wieder zum Spechtel, dem Polizeipsychologen. Den Spechtel hat er am Hals, seit er damals in seinen Heimatort strafversetzt wurde, weil sein Partner in Selbstjustiz einem Kinderschänder etwas angetan hat, was er so nicht hätte tun dürfen. Dumm nur, das der Franz nicht eingegriffen hat und so ist er jetzt in Niederkaltenkirchen zuständig für Unfälle, Unglücksfälle und alles, wozu man irgendwie einen Polizisten benötigt. Der Franz dreht Abebds regelmässig mit dem Ludwig, seinem Hund, seine Runde und kehrt dann meist in der Dorfkneipe ein. Hier erfährt er dann den Dorftratsch und genehmigt sich ein oder zwei Bier. Zu Hause baut er gerade den alten Saustall aus und der Gas-Wasser-Pfuscher der Flözinger verlegt die Leitungen für das neue Bad. Im Laufe der Zeit verdichten sich die Hinweise auf die Mörder, aber leider glaubt ihm der alte Richter nicht. Mehr durch Zufall, als durch geschickte Ermittlungstaktik, gelingt es ihm aber dennoch, das Verbrechen aufzuklären.



Hörbuchrezension: Winterkartoffelknödel auf dem YouTube-Kanal von Michaela


Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen. Es wird von Christian Tramitz gesprochen, der in einem sehr schönen bayrischen Dialekt die Geschichte vorliest. Das Hörbuch ist gekürzt und an manchen Stellen merkt man das auch. Das ist ein Punkt, der mir an dem Hörbuch nicht so gut gefallen hat, aber die Atmosphäre der Geschichte, die Sprache und auch der Witz gleichen diese kleine Schwäche wieder aus, wie ich finde. Ich habe das Hörbuch bei audible.de im Rahmen des Hörbuch-Abos herunter geladen, das ich bei audible.de eingegangen bin. Wie ihr seht, bin ich auf den Geschmack des Hörbuch hörens gekommen. Das kommt wohl auch daher, daß ich seit neuestem auch sehr gerne dem Internetradio HörbuchFM zuhöre, wo ich immer wieder Anregungen bekomme, was ich mir anhören könnte. So war es mit Winterkartoffelknödel auch. Ich habe bei HörbuchFM einen entsprechende Empfehlung gehört, die mir so gut gefallen hat, daß ich mir dann auch das Hörbuch gekauft habe.
Das Buch von Rita Falk ist ihr erstes Buch und ich freue mich schon auf den nächsten Roman mit dem Franz Eberhofer, der im Mai 2011 erscheinen soll.


Sonntag, 12. Dezember 2010

Transgender-Euregio-Treff im Dezember 2010

Zwei Wochen vor Weihnachten fand unser Treffen, der Transgender-Euregio-Treff statt. Wie man sehen kann, war er mal wieder recht gut besucht und wir hatten die Chance wieder eine Person kennen zu lernen, die bis jetzt einen sehr interessanten Lebensweg hinter sich hat. Der Abend war wieder sehr kurzweilig und wir hatten viel Spaß. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, denn die Tage zuvor sah es noch ziemlich winterlich aus und ich habe im Vorfeld befürchtet, daß nicht alle, die sich angemeldet hatten, auch kommen könnten. Immerhin kommen einige aus dem Schwarzwald bzw. dem Allgäu, wo die Wetterverhältnisse im Winter meistens etwas schwieriger sind als hier am Bodensee.

Buchrezension: Sofies Welt

Sofies Welt
Sofies Welt
Ursprünglich hochgeladen von Michaela-W
Sofies Welt ist ein Roman über die Geschichte der Philosophie. Eines Tage findet Sofie in ihrem Briefkasten einen Brief in dem ihr die Frage "Wer bist Du?" gestellt wird. In einem weiterem Brief wird ihr die Frage gestellt "Woher kommt die Welt?". So beginnt für sie die Reise in eine Welt voller Fragen und genauso vielen Antworten. Die Philosophie ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst und ihre Geschichte deshalb auch eine Geschichte der Menschlichen Entwicklung. Sofie bekommt dann später ein paar mit Schreibmaschine geschriebene Seiten, in denen ihr diese Geschichte nahe gebracht wird. Ihr Lehrer Alberto Knox versucht sie in die Gedanken der alten und auch neuen Philosphen einzuführen. Diese Reise wird umrahmt von einer Geschichte die am Anfang zuerst etwas merkwürdig erscheint, wird aber im Verlaufe der Geschichte immer seltsamer und seltsamer. Ein ihr völlig unbekannter schreibt Postkarten an Hilde, ein Mädchen das sie nicht kennt, die aber an Sofie adressiert sind. Diese Postkarten kommen immer öfters und die Mitteilungen die sich alle an Hilde richten, findet Sofie an den umöglichsten Orten. Sogar der Hund von Alberto beginnt zu sprechen und wünscht Hilde alles Gute zum Geburtstag. Alberto und Sofie dämmert es so langsam, was da vor sich geht und sie versuchen, das Beste daraus zu machen und ihre Freiheit zu finden.
Mir hat sehr gut gefallen, daß durch die Handlung in dem Roman und dem Philosophiekurs einem die Frage nach der Wirklichkeit bewußt wird. Die Frage "Wer bin ich?" stellen sich seit undenklichen Zeiten die Menschen und ich bin fest davon überzeugt, daß jeder Mensch eine andere Antwort geben wird. Diese Antwort ist nur für ihn gültig und sie muß sich jeder immer wieder neu stellen und beantworten.
Im Video lese ich ein kleines Stück aus dem Buch vor und zwar den Teil, als Alberto über den Existenzialismus Sartres und Simone de Beauvoirs referiert. Diesen Abschnitt habe ich ganz bewußt gewählt, da er meinen Vorstellungen von Dasein und Existens am nächsten kommt.



Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und zwar in der ungekürzten Version, die es als exklusive Ausgabe bei audible.de gibt (Hörbuch bei audible.de "Sofies Welt"). Sprecherin ist Katharina Thalbach, die mit ihrer markanten Stimme dem Geschehen Leben verleiht. Das ungekürzte Hörbuch ist 19 Std. 19 Min. lang und mir hat es sehr gut gefallen. Es ist erst das 2. Hörbuch, das ich gehört habe. Ich habe zwar schon länger ein Konto bei audible.de, aber ich habe erst jetzt mal wieder diese Art des Buchgenusses ausprobiert. Wie gesagt, mir hat es sehr gut gefallen und ich werde wohl in Zukunft auch öfters mal ein Hörbuch hören, vor allem da ich auch bei audible.de in das Rezensionsprogramm aufgenommen wurde. Dieses Hörbuch habe ich allerdings ausserhalb des Rezensionsprogramms erworben. Es gibt ja immer wieder Situationen, in denen ich kein Buch lesen kann, weil ich z.B. Auto fahre, aber mich doch mit etwas unterhalten lassen möchte. Da finde ich Hörbücher sehr geschickt, sich die Fahrzeit unterhaltsam gestalten zu lassen. So habe ich meinen täglichen Weg zur Arbeit und wieder nach Hause genutzt und mir das Hörbuch angehört. Es gibt sicher noch mehr Gelegenheiten, sich mit einem Hörbuch unterhalten zu lassen.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Nikolausüberraschung

Ich habe ja Ende Juli meine Vornamensänderung nach dem TSG beantragt und heute habe ich wieder Post vom Amtsgericht bekommen. Es war ein gelber Brief mit dem Beschluß, daß ich jetzt auch ganz offiziell Michaela heiße. Richtig rechtskräftig wird der Beschluß erst in einem Monat, bis dahin könnte ich rein theoretisch noch Widerspruch einlegen. Ich bin einen sehr großen Schritt weiter und es kommt jetzt eine für mich sehr spannende und aufregende Zeit, da ich mich jetzt demnächst bei meinem Arbeitgeber und meinen Kollegen outen werde. Ihr fragt euch vielleicht, wieso ich das nicht früher gemacht habe. Wer meinen Blog kennt und ihn regelmässig ließt wird die Antwort sicher kennen. Ich möchte ganz einfach klare rechtliche Verhältnisse und möchte mich nicht auf den guten Willen meiner Kollegen und meines Arbeitgebers einlassen.Das ist einer der Gründe und letztendlich gibt mir das Urteil ein sichereres Gefühl.

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Montag, 6. Dezember 2010

Menschen, Bilder, Emotionen 2010

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und es wird mal wieder Zeit zurück zu schauen. Auch Farah und ich tun dies in einem kurzen Jahresrückblick.

Der Transgender-Euregio-Treff ist in diesem Jahr eine feste Größe im Veranstaltungskalender vieler Transgender aus Süddeutschland der Schweiz und Österreich geworden. Wir konnten viele neue Gäste begrüssen und auch viele neue interessante Lebensgeschichten hören. In der Reihe "Farah im Gespräch mit.." hatten wir das Glück eine ganze Reihe interessanter Personen interviewen zu dürfen. Neben diesen beiden Schwerpunkten haben wir aber auch über zwei interessante Messen hier aus Friedrichshafen berichtet und auch wieder sehenswerte Ausflugsziele in Süddeutschland vorgestellt.

Schaut euch den Jahresrückblick an, es lohnt sich.


Menschen, Bilder, Emotionen 2010 auf dem YouTube-Kanal von Michaela