Sonntag, 31. Dezember 2006

Sylvester

Heute ist also Sylvester und das Jahr 2006 endet und morgen haben wir dann das Jahr 2007. Was war in diesem Jahr, was für mich wichtig war? Zuerst ein trauriger, nämlich das ich an meinem Geburtstag mit meiner damaligen Freundin Schluß gemacht hatte. Ich bereue es auf der einen Seite immer noch, aber auf der anderen Seite, habe ich schon einige Zeit davor gemerkt, daß es nicht mehr rund läuft, ja und dabei hat sich bei mir meine weibliche Seite wieder vehement gemeldet. Meine damalige Freundin habe ich leider immer noch nicht eingeweiht, was mich so bewegt, aber ich hoffe, daß gelingt mir demnächst und was mindestens genauso wichtig ist, es sollte der richtige Zeitpunkt sein und in der richtigen Umgebung stattfinden. Ich bin nicht diejenige, die so etwas per SMS oder per Email kundtut. Ich bevorzuge immer noch das Gespräch unter vier Augen, auch wenn es emotional schwieriger ist, aber es ist meiner Meinung nach ehrlicher.

Das nächste wichtige Ereignis dieses Jahres war, als ich zusammen mit meiner Ex-Freundin, den VHS-Kurs "Abnehmen beginnt im Kopf" besucht habe. Wir hatten den Kurs gebucht, als wir noch ein Paar waren und es war deshalb bedeutsam für mich, da die Kursleiterin eine Psychologin war, die in ihren Tätigkeitsfeld auch "Fragen der sexuellen Identität" aufgeführt hat, was mich dazu bewegte, mich endlich einer fachkundigen und verständnisvollen Person zu offenbaren und ich endlich mit jemanden über meine Gefühle reden konnte. Klar ich kann auch mit meinen Freunden teilweise darüber reden, aber eben nur bedingt. Ich weiß noch, als ich meinem Freund E.. erzählte, was mich bewegt, war die erste Reaktion darauf "Du willst dich aber jetzt nicht umbauen lassen". Solche Antworten helfen nicht weiter, auch wenn sie Ausdruck der Verunsicherung sind und der Angst einen Freund zu verlieren. Diese Reaktion habe ich auch bei Karin gehört und ich denke ich muß mich darauf vorbereiten, daß dies wohl noch öfters vorkommen wird. Naja, jedenfalls war der Entschluß mich in psychologischer Betreuung zu begeben, der Anlaß mich mit dem Gedanken zu befassen, einen professionellen Genderchange-Service aufzusuchen. Nach etwas stöbern im Internet, bin ich dann auf die Seite von Elli gestossen und nach kurzem Überlegen hatte ich mich auch dort angemeldet.

Ja der nächste, vielleicht das wichtigste Erlebnis dieses Jahr, war der Besuch bei Elli Hunter, wo ich am 27. März war. Ich habe bei ihr nicht nur gelernt, wie man sich effektiv schminkt, sondern es wurden auch sehr schöne Bilder gemacht. Es war auch das erste Mal, daß ich als Frau in einer Stadt unterwegs war. Ich war damals zusammen mit Elli, in Kempten einkaufen und Kaffee trinken und danach noch zum Essen bei einem Italiener und für mich sozusagen der Startschuß für mein Frau-sein in der realen Welt. Bis dahin hatte ich mich nur in meiner Wohnung geschminkt und gestylt und immer wahnsinnige Angszustände, wenn ich mir nur vorstelllte, ich würde so auf die Strasse gehen. Aber mit der Zeit wird das ziemlich frustrierend, denn ich möchte ja, soweit das eben möglich ist, das tun, was eine normale Frau auch macht. Einkaufen gehen, Kaffee trinken, spazieren gehen und ab und zu einmal Abends ausgehen. Eben ein ganz normales Frauenleben führen, auch wenn es da immer gewisse Handicaps geben wird, aber diese werde ich mit der Zeit auch noch überwinden können.

Das nächste entscheidende Ereignis war, als ich mich zwei Wochen nach dem ich bei Elli war, mit Angelika getroffen habe und mit ihr nach Kirchheim zum Trans-Treff Süddeutschland gefahren bin. Es war somit, daß erste Mal, daß ich mich als Frau hier aus dem Haus getraut habe. Nein, das stimmt nicht ganz, ich bin eine Woche zuvor schon mal im Regen draussen gewessen und habe dabei meinen Kumpel E.. besucht. Ein weiterer solcher Meilensteine, war aus meiner Sicht, das Treffen mit Angelika und Mary-Loo an der Überlinger Promenade. Damals merkte ich wieder, daß ich nicht komisch angeschaut werde und das ich nichts zu befürchten habe, auch wenn ich damals sehr sehr aufgeregt war. Darauf hin bin ich ja dann am Abend gleich noch mit E.. und A.. nach Lindau ins "Why Not" gefahren und danach noch hier vor der Haustür im Bowling gewesen. Dieser Tag, hat sozusagen das Eis gebroch, auch wenn ich danach immer noch ziemlich aufgeregt war, wenn ich als Frau vor die Haustür bin und auch heute noch ein gewisse Kribbeln zu spüren ist.

Was dann noch zu berichten wäre, waren die letzten Wochenende im Dezember, als ich alleine als Frau unterwegs war, und mir dies eine größere Selbstsicherheit eingebracht hat. Das waren solche Augenblicke, wo ich sonst eben als Mann spazieren gegangen wäre und ich mir dann dachte, das kann ich auch als Frau machen.

Ja und heute Abend werde ich en-femme das alte Jahr verlassen und das neue Jahr betreten. Ich werde zusammen mit E... erst mal gemütlich zum Essen gehen und danach noch in eine Disco gehen. Ich bin ein wenig aufgeregt, vor allem was der Besuch in der Disco angeht, aber ich hoffe, daß es nicht zu voll dort ist, denn das mag ich überhaupt nicht, egal ob ich jetzt als Mann dort hin gehen würde oder als Frau dort aufkreuze. Das ein Bekannter mich zusammen mit E.. sieht und uns eventuell ansprechen könnte, macht mir dagegen keine grossen Sorgen, denn ich bin einfach so wie ich eben bin.

Donnerstag, 28. Dezember 2006

Waschbärladen in Freiburg

Heute am Donnerstag den 28.12.2006 bin ich zusammen mit Karin nach Freiburg gefahren. Karin wollte in dem Ladenlokal des Waschbärversandes schauen, ob sie ein paar schöne Schnäppchen finden kann. Wir sind so gegen halb 12 Uhr los gefahren und waren ungefähr um halb 2 in Freiburg. Vom letzten Mal, wußte ich noch wo man gut parken kann, damit es dann auch nicht zu weit zu dem Geschäft zu gehen ist. Ich habe also im Parkhaus am Konzerthaus geparkt und. Bevor wir allerdings zum Waschbärladen sind, haben wir erst einmal eine Kleinigkeit gegessen und etwas getrunken. Ausserdem mußten wir auch mal das WC aufsuchen. Zum Glück liegt ganz in der Nähe des Parkhauses ein kleines Kaffee, wo man auch was essen kann. Karin und ich entschieden uns für ein Crepe. Ich nahm eines mit gekochten Schinken und Käse, Karin mit Parmaschinken und Mozarella. Nach der Stärkung sind wir dann zum Waschbärladen und haben dort ausgiebig in der Abteilung für heruntergesetzte Artikel gestöbert. Karin hat ein paar Schuhe gefunden, die sie schon im Katalog gesehen hatte und die ihr gefielen. Ein paar Schuhe von "Think" für EUR 60,-. Ich habe dann sogar auch noch eine schöne Wolljacke gefunden, die mir sehr gut gefiel und die ich mir dann auch gekauft habe. Als wir schon beinahe gehen wollten, machte mich Karin noch auf einen Jeansrock aufmerksam, der mir auch sehr gut gefiel. Obwohl er sehr knapp ist, habe ich ihn auch gekauft. Karin meint, daß Jeansröcke eng sein müssen und das sie sich noch dehnen, wenn man sie eine Weile trägt. Ich hoffe sie hat damit auch recht. Ich habe mir dann noch einen schwarzen Kajal von Lackschmi gekauft und nachdem wir all unsere Sachen bezahlt hatten, sind wir erst mal ins Parkhaus zum Auto, um die Sachen zu verstauen. Dort habe ich mir erst mal andere Schuhe angezogen, denn die Stiefeletten, die ich bis dahin an hatte, passen zwar, aber durch den Absatz werden sie mit der Zeit etwas unbequem. Zum Glück hatte ich meine braunen Sneaker mitgenommen, wohl wissend, das ein paar Ersatzschuhe recht nützlich sein können. Gut, die Sneaker passten nicht ganz zu dem langen Cordrock, aber was solls.

Wir sind dann noch mal in Richtung Münster gegangen und haben auf dem Münsterplatz noch ein Kaffee gesucht und nach einer Weile auch eines gefunden, in dem es noch etwas Platz gab. In Freiburg war nämlich heute die Hölle los, aber das kann man sich ja vorstellen, an so einem Tag. In dem Kaffee, haben wir uns eine Torte ausgesucht und jeweils einen Kaffee bestellt. Karin und ich haben uns für eine Charlotten Torte (oder so ähnlich) entschieden. Die war sehr lecker und auch sehr gehaltvoll. Nachdem wir dort gezahlt hatten, sind wir dann wieder Richtung Auto gegangen. Klar das wir vorher, noch das eine oder andere Geschäft aufgesucht haben und ein wenig geschaut haben, was es so alles gibt. Das hat dazu geführt, das wir erst gegen halb 6 Uhr wieder am Auto waren.

Die Heimfahrt verlief ohne Probleme, auch wenn es teilweise ein wenig auf der Strasse geklitzert hatte und die Temperatur fast durchgehend unter Null war. Wir waren so gegen halb 8 Uhr wieder zu Hause. Hier habe ich dann erst noch mal meine neu erstandenen Sachen anprobiert und gleich mal ein paar Bilder davon gemacht.

Mir hat der heutige Tag in Freiburg sehr gut getan. Ich habe mich sehr ungezwungen und locker bewegt. Ab und zu kam kurz ein Zweifel in mir hoch, aber das verging sehr schnell wieder. Ich habe langsam das Gefühl, daß es etwas völlig normales ist, wenn ich als Frau unterwegs bin.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Weihnachten ist vorbei

Weihnachten ist vorbei und morgen ist wieder ein normaler Arbeitstag. Zum Glück habe ich diese Woche frei und muß nicht arbeiten. Gestern Abend, dem 1. Weihnachtsfeiertag, war ich mal wieder mit Elmar in Lindau im "Why Not". Es war sehr schön und interessant für mich. Es war das erste Mal, daß ich im Rock auf einem Barhocker saß. Obwohl nicht so viel los war, war die Bar mal wieder sehr verraucht. Wir sind so gegen 1.00 Uhr morgens wieder nach Hause gefahren und ich war froh, endlich wieder frische Luft atmen zu können. Ich hatte dort ein interssantes Gespräch mit einer sehr netten Frau. Sie hatte mich angesprochen, weil ich Transgender bin und sie das gemerkt hat. Das Interssante daran war, daß sie nicht sehr weiblich wirkt und oft mit einem Mann verwechselt wird, wie sie mir erzählte. Ich mußte auch erst sehr genau hin schauen, um zu merken, daß sie eine Frau ist. Gut, sie ist vielleicht nicht ganz unschuldig an dem Umstand, da ihr äusseres doch eher neutral war. Sie war sehr schlank und hatte ziemlich kurze Haare. Ihre Brust war eher klein und dazu noch gut unter einer Trainingsjacke versteckt. Ich fand die junge Dame, die auch noch am 25. Geburtstag hatte, sehr nett und würde mich freuen, wenn ich mich mit ihr bei einem nächsten Besuch im "Why Not" mal wieder unterhalten könnte. Aber sie war nicht die einzige Frau, der man nicht sofort ansah, daß sie eine Frau ist. Mir ist dort schon mehrfach aufgefallen, daß es einige Besucherinnen gibt, deren äusseres Erscheinungsbild eher männlich gennant werden kann. Wenn Frauen sich eher männlich kleiden, dann wird das von der Gesellschaft akzeptiert und es ist nicht mit irgendwelchen gesellschaftlichen Ausgrenzungen zu rechnen. Anscheinend ist es auch so, daß Frauen keine Angst zu haben brauchen, wenn sie in Hosen und kurzen Haaren auftreten. Aber das Thema wurde, soweit ich weiß, schon mehrfach auf anderen Homepages und Foren diskutiert und ich möchte hier nichts wiederholen, was Andere schon sehr viel besser zu dem Thema formuliert haben. Aber nur noch soviel, es gibt eine Diskrepanz in der erwarteten Reaktion der Mitmenschen, auf nicht geschlechtskonformes Auftreten, was dazu führt, daß Frauen sich, ohne größere Ängste haben zu müssen, so in der Öffentlichkeit zeigen können, daß im ersten Augenblick nicht ganz klar ist, daß sie biologisch keine Männer sind. Tut dies auf der anderen Seite ein Mann und versucht möglichst feminin zu sein, so scheinen die Reaktionen der Umwelt darauf sehr viel schärfer zu sein. Allerdings habe ich diese Reaktionen selbst zum Glück noch nicht erlebt. Mich würde interssieren, warum dies so ist. Klar habe ich mir schon meine Gedanken dazu gemacht und ich glaube, daß es daran liegt, daß ein Mann, der gerne eine Frau wäre, als Verräter an der herrschenden Klasse angesehen wird, aber gleichzeitig von der Gemeinschaft der Frauen immer arwöhnisch betrachtet wird, wenn nicht sogar völlig abgelehnt wird. Dagegen eine Frau, die gerne ein Mann wäre, mit wohlwollen in die Gemeinschaft der Männer aufgenommen wird. Dies kann dann dazu führen, das Transmänner ihr Ziel eher erreichen, als Transfrauen, nämlich in der gewünschten Geschlechtsrolle akzeptiert zu werden. Aber im großen und ganzen liegt es wahrscheinlich auch daran, daß Transmänner ein besseres Passing haben, als die meisten Transfrauen.

Freitag, 22. Dezember 2006

Einkaufen vor Weihnachten

Heute hatte ich frei. Eigentlich wollte Karin zusammen mit mir nach Freiburg fahren. Aber da sie noch einiges zu erledigen hat, haben wir das auf nächste Woche verschoben. Also habe ich heute erst mal schön ausgeschlafen und dann ein wenig im Internet gesurft. Dann so gegen halt 2 habe ich begonnen mich zu richten. Ich mußte mir noch ein paar Sachen vor den Feiertagen besorgen. Sowas wie Zahnpasta, Toilettenpapier, Kaffeepads und Milch. Also habe ich mir gedacht, daß was Du sonst in der männlichen Rolle machst, kannst Du genauso gut auch als Frau machen. Also habe ich mich entschieden, den Einkauf en-femme zu erledigen. Ich habe mich für den organgefarbenen Rolli, den es mal bei Tchibo gab, entschieden und die Stretchjeans, die ich letztens schon an hatte. So gegen 2 Uhr bin ich los und bin erst mal in die Stadt gefahren, da ich noch etwas Geld holen mußte. Ich bin also in das Parkhaus am See gefahren und mußte bis zur Ebene 4a herunter fahren, bis ich einen Parkplatz gefunden habe. Ich holte dann erst mal ein wenig Geld am Geldautomaten der Deutschen Bank, die dem Ausgang des Parkhauses schräg gegenüber liegt. Dann habe ich einen kleinen Spaziergang am See unternommen, denn wer weiß wann das nächste Mal wieder die Sonne scheint. Es war herrliches Wetter und gar nicht viel los an der Uferpromenade. Als ich am Graf-Zeppelin Haus angekommen bin habe ich kehrt gemacht und bin wieder zurück gegangen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, daß ich als Frau unterwegs war und bin ins C&A, mal schauen ob es was nettes in der Damenabteilung gibt. Aber ich war nicht in Kauflaune und ich habe noch so viele Sachen im Kleiderschrank, die ich noch nie anhatte, daß ich mir es verkniffen habe, was zu kaufen. Als ich aus dem C&A raus bin, bin ich die Einkaufpassage Richtung Buchhändler raus gegangen und mußte dort feststellen, daß der Laden, in dem es so nette und günstige Tücher gab, geschlossen hat. Schade eigentlich, aber wahrscheinlich war die Miete zu hoch. Es sind nur wenige Geschäfte in der Buchhornpassage, die länger als ein Jahr aushalten.

Danach ging ich in Richtung Parkhaus und schaute noch noch ein wenig durch die verschiedenen Schaufenster der Läden. Das ganze völlig ruhig und entpannt. Nichts, das mich irgendwie, ängstigte. Ja, ich habe mich ab und zu gefragt, was ich hier eigentlich mache, aber ich bin niemanden diesbezüglich Rechenschaft schuldig. Am Kassenautomat des Parkhauses ist mir dann noch ein dummes Malheure passiert. Ich zahle und hole den Parkhauschip aus der Mulde heraus und irgendwie beim Schliessen der Handtasche muß er mir aus der Hand gerutscht sein. Als ich unten am Auto angekommen bin, wurde es mir Heiß und Kalt vor lauter Schrecken, als ich merkte, daß das komische Klappern, das ich vorhin gehört hatte, wohl der Parchip gewesen war, der auf dem Boden landete. Ich bin dann schnell hoch gespurtet, ganz undamenhaft, und zum Glück hat eine Dame, den Chip gerade gefunden. Ich trete also auf sie zu und sage zu Ihr, "Oh, sie haben ihn gefunden" und sie gibt ihn mir. Es gab auch keine komischen Blicke, da ich doch ein wenig meine Containance verloren hatte und nicht so sehr auf meine Stimme achtete, aber sie war wohl immer noch im Rahmen .

Ich bin dann ins Kaufland nach Eriskirch gefahren und habe meine Sachen eingekauft. Es war wie schon letztens einmal, ich wurde nicht beachtet. Auch an der Kasse, habe ich keine komischen Blicke geerntet, jedenfalls habe ich nichts bemerkt. Ich bin, nachdem ich meinen Einkauf verräumt hatte, noch mal in das Einkaufszentrum, denn ich wollte noch ein wenig bei Vögele stöbern, auch wenn ich nichts kaufen wollte. Nach der ausgiebigen Schau dort, bin ich noch in den KiK rein, der ganz frisch aufgemacht hat. Aber ich habe mich dort auch zurück gehalten, was relativ einfach war, da ich nichts passendes für mich gefunden habe. Beim nach Hause fahren, ist mir dann noch eingefallen, daß ich die Zahnpasta vergessen hatte und habe dann noch einen kleinen Abstecher zum dm Drogeriemarkt gemacht. Auch hier, wurde ich nicht komisch angeschaut und ich war völlig entspannt. Ich denke es kommt darauf an, daß man zu dem was man macht steht. Es ist besser zu sich zu sagen, ja ich bin eine transsexuelle Frau, als sich ständig davor zu fürchten entdeckt zu werden. Klar wird der Eine oder Andere mal was merken, aber was solls. Ich bin eben so wie ich bin und niemanden darüber Rechenschaft schuldig und ich tue nichts verbotenes. Es entwickelt sich dabei sogar so etwas wie Stolz und Wagemut. Als ich heute Mittag los gefahren bin ,war ich noch ein wenig ängstlich, jetzt nach dem Einkauf, fühle ich mich wieder wohl und zentriert.

Zu Hause angekommen, habe ich mir erst mal einen Kaffee gemacht und ein Stück Stolle gegessen. Ich werde nachher wahrscheinlich noch eine Stunde auf meinem Heimtrainer Schwitzen, immerhin möchte ich demnächst unter die 80 Kilo kommen. Dieses Jahr habe ich schon 10 Kilo abgenommen und es wäre schön, wenn es noch etwas mehr werden würden. Leider muß ich mich für den Sport erst mal abschminken. Mal sehen, was ich dann heute Abend machen werden, vielleicht bleibe ich ja zu Hause. Ich denke, es reicht, wenn ich morgen Abend aus gehen werde.

Donnerstag, 21. Dezember 2006

Blogscout

Ich habe heute durch Zufall die Seite von Blogscout entdeckt. Es soll damit möglich sein, daß die Seitenzugriffe auf meinem Blog gezählt und ausgewertet werden können. Natürlich bin ich daran interessiert, ob mein geschreibsel hier auch angeklickt wird. Ob es dann auch noch gelesen wird, ist dann wieder eine ganz andere Frage. Ein paar persönliche Rückmeldungen habe ich schon bekommen und es freut mich jedesmal, wenn ich mitbekomme, daß meine Beiträge hier oder auf meinem Blog bei Yahoo auch gelesen werden. Mein Yahoo-Blog enthält fast die gleichen Beiträge wie hier und werden einfach durch "Copy and Paste" hin und her kopiert. Als Zeichen, daß ich einen Blogcounter installiert habe, sieht man das Symbol von Blogscout auf der linken Seite.

Ich bin also mal gespannt, wie die Zugriffsstatistik ausfallen wird. Ich werde auch bemüht sein, öfters als bisher was zu schreiben und nicht nur um das Thema Transsexualität und wie ich damit umgehe.

Sonntag, 17. Dezember 2006

3. Advent

Heute Abend, am 3. Advent sitze ich vor dem Rechner und schaue nebenher noch eine DVD an, nämlich "Fluch der Caribik 2". Das Wochenende war ziemlich ruhig und ereignislos. Gerade das ich am Freitagabend zusammen mit einem Freund mal aus war. Gestern am Samstag war ich den ganzen Tag zu Hause. Immerhin habe ich es geschafft, mal wieder ein wenig aufzuräumen und sauber zu machen. Klar war ich gestern den ganzen Tag "en femme", soweit das eben ging. Klar das ich mich zu Hause nicht unbedingt schminke und Make-Up benutze, obwohl ich das auch gelegentlich mache. Heute habe ich erst mal ausgeschlafen und bin dann zu Mittag zu meinen Eltern gefahren, natürlich noch in männlicher Erscheinungsweise. Erst als ich wieder zu Hause war und eine kleines Nickerchen gemacht hatte habe ich mich geschminkt und entsprechend gerichtet. Eigentlich wollte ich noch eine kleine Runde zu Fuß machen, aber mir war das Wetter dann doch zu schlecht. Dafür bin ich dann heute Abend, mit meiner guten Freundin Karin, zum Essen gegangen. Wir hatte das schon seit längerem mal vorgehabt. Wir beide haben ein Gutscheinbuch und noch ziemlich viele Gutscheine sind übrig und das Gutscheinbuch verliert demnächst seine Gültigkeit. Naja, leider mußte ich dafür einen netten Abend mit Angelika absagen. Karin und ich waren im Refugium und wir haben diesmal sogar einen Sitzplatz bekommen. Ich habe mich dort unheimlich gut gefühlt. Erst als wir wieder am gehen waren, hatte ich kurz mal ein mulmiges Gefühl, aber das verging recht schnell. Wir mußten durch den ganzen Raum, aber ich hatte nicht das Gefühl, das jemand komisch geschaut hätte, jedendfalls nicht mehr als wenn ich "en-homme" dort gewesen wäre.

Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, merke ich, daß dieses Gefühl der Ruhe anhält. Klar, morgen früh, muß ich wieder als Mann ins Büro und mit der Gefühl wird es vorbei sein.

Dienstag, 12. Dezember 2006

Erste Erfahrungen mit Skype




Nachdem ich am Sonntag das erste Mal Skype genutzt habe, obwohl ich das Programm schon eine ganze Weile auf meinem Rechner habe, bin ich ziemlich begeistert von den Möglickeiten. Wir habe am Sonntagabend zu dritt eine kleine Konferenz abgehalten und waren über 2 Stunden im Gespräch. Ich finde die Sprachqualität erstaunlich gut, besser als manchmal bei VoIP, was ich ja auch regelmäßit nutze. Vor lauter Begeisterung habe ich mir heute noch die Möglichkeit geschaffen, über Skype zu telefonieren. Michaela, hat jetzt also auch eine eigene Telefonnummer. Klar, die Rechnung dazu lautet natürlich auf dem Namen, der in meinem Personalausweis steht. Ich hoffe, daß ich bald noch öfters die eine oder andere Unterhaltung via Skype führen kann. Mit anderen Messengers, soll es ja inzwischen auch möglich sein sich über Sprache zu verständigen, aber leider sind diese Versionen noch nicht für meinen Mac verfügbar. Den Skype-Client gibt es dafür für Windows, Mac und auch für Linux. So genug der Werbung ;-)

Wer mich via Skype anrufen möchte, kann das gerne tun. Frag mich einfach nach meinem Benutzernamen, oder nenne mir Deinen und wir sehen weiter, ob wir ins Gespräch kommen.



Montag, 11. Dezember 2006

Montagmorgen

Es ist kurz vor 6 Uhr und ich bin schon wach. Als endlich der Wecker klingelt, möchte ich noch gar nicht aufstehen, aber was solls. Ich kann ja froh sein, daß ich aufstehen muß und einen Job habe, mit dem ich mein Geld verdiene. Heute morgen ist es leider erst mal vorbei mit dem Frau sein, zumindest äusserlich, und ich muß wieder den Mann mimen. Zum Glück muß ich nicht im Anzug zur Arbeit. Ich hatte auch mal einen Job, wo das gefordert war. Es fiel mir schon damals schwer und heute müßte ich glaube ich K... wenn ich das nochmal müßte. Mein männliches Äusseres würde ich deshalb eher neutral bezeichnen, auch wenn der aufmerksame Beobachter oder vielleicht doch eher die aufmerksame Beobachterin ein paar Sachen an mir sehen kann, die ein "normaler" Mann nicht trägt, wie z.B. Feinkniestrümpfe. Früher habe ich mir Gedanken gemacht, was wohl meine Umwelt dabei denkt, wenn ich soetwas trage. Heute weiß ich, daß das keinen Interssiert. Auch wenn ich gelegentlich mit Klarlack lackierte Fingernägel habe, habe ich bis jetzt noch keine komischen Fragen diesbezüglich gestellt bekommen, ausser von meiner Mutter. Ich denke meine Mutter wird etwas ahnen, aber sicher bin ich mir natürlich nicht. Ich möchte in naher Zukunft meine Eltern einweihen. Ich denke, meiner Verwandtschaft muß ich ein wenig Zeit einräumen, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt haben, daß sie mich eines Tages als Frau erleben werden. Ich möchte mein Coming-Out möglichst sanft gestalten, für mich und für meine Umgebung. Vielleicht bietet sich eine Gelegenheit, während den Weihnachtsfeiertagen oder kurz vor Sylvester. Tja und Sylvester möchte ich natürich als Frau begehen. Immerhin habe ich einen Vorsatz, den ich mir letztes Sylvester vorgenommen hatte eingelöst, nämlich mich en-femme in die Öffentlichkeit zu wagen. Was ich mir für nächstes Jahr vornehme, weiß ich schon und ich hoffe, ich kann es auch realisieren.

2. Advent

Erst mal ausschlafen. Ich bin gestern, oder soll ich sagen heute morgen, erst um 1 Uhr ins Bett gegangen, aber ich war nicht aus. Aber irgendwann hat man einfach ausgeschlafen und jeder Versuch noch eine Mütze voll Schlaf zu nehmen ist dann unnütz, zumindest bei mir. Also stehe ich um 9.30 Uhr auf und mache mir erst mal ein Frühstück. Ich habe zwar keinen richtigen Appetit, aber ich esse ja nur eine Kleinigkeit. Mir fällt ein, daß ich noch einen kleinen geschnittenen Christstollen habe und das ist jetzt genau das Richtige. Nach dem Frühstück schalte ich meinen Rechner ein und schreibe ein paar Emails, surfe ein wenig herum und schaue nebenher noch Fern. So vergeht die Zeit und es ist schon fast 1 Uhr geworden. Ich entschliesse mich, mich noch mal ein halbes Stündchen ins Bett zu legen. Im Bett überlege ich mir, was ich denn heute noch machen könnte. Vielleicht in die Stadt gehen und ein wenig spazieren gehen oder woanders hin? Ich weiß es nicht. Als ich wieder aufstehe, sehe ich, daß die Sonne scheint und das ist das Signal mich zu richten. Bis ich mit allem Fertig bin, ist es halb 3 und ich entschliesse mich, nach Lindau zu fahren.


In Lindau ist auch ein Weihnachtsmarkt, so wie in fast jeder Stadt zu dieser Zeit. Klar schlendere ich mal an den Buden vorbei und schaue, was es so gibt. Der Markt ist an der Uferpromenade, direkt gegenüber dem Wahrzeichen von Lindau aufgebaut. Leider haben sich inzwischen ein paar Wolken vor die Sonne geschoben, aber immerhin ist es trocken. Ich hätte vielleicht doch etwas wärmere Strümpfe anziehen sollen aber es ist erträglich und ich möchte ja keine Ewigkeit hier verbringen. Einfach eine Runde oder zwei durch Lindau drehen und dann vielleicht noch mit Karin etwas Essen gehen, falls sie Zeit und Lust hat. Beim Bummeln hier in Lindau sehe ich so einiges, was ich mir mal genauer anschauen muß, wenn die Läden auf haben. Ich nehme mir vor, demnächst mal wieder hier her zu fahren und ausgiebig shoppen zu gehen. Vielleicht gibt es hier auch Damenschuhe in Größe 43. Um halb fünf fahre ich wieder nach Hause und komme auch gut nach Hause. Als ich in die Tiefgarage fahre, sehe ich, daß Licht brennt und ich mache mir kurz ein wenig Sorgen, wer mich sehen könnte. Als ich an meiner Parkbucht komme, sehe ich, daß der Parkplatzbesitzer mir direkt gegenüber etwas an seinem Auto macht. Er steht ein wenig ungünstig, da ich ein wenig rangieren muß, aber ich komme gut auf meinen Platz, ohne den guten Mann anzufahren. Als ich aussteige, schaut er zu mir und grüßt recht freundlich und ich grüße recht knapp und mit etwas erhöhter Stimme zurück. Auf dem Weg zum Hauseingang, kommt mir noch jemand entgegen, den ich nicht kenne. Auch er Grüßt und ich grüße auch wieder recht knapp, aber nicht unfreundlich zurück.

Als ich Karin anrufe und frage, ob Sie noch Lust hat noch ein wenig aus zu gehen, sagt sie, daß sie gerade bei einer Arbeitskollegin ist und sich noch nicht festlegen möchte. Gut, also mache ich mir selbst was zu, Abendessen. Es gibt zwei Spiegeleier mit Brot. Nach dem Essen, beginne ich, mir meine Haar zu waschen. Zum Glück habe ich eine Perücke, die ich als Ersatz nutzen kann.

Kurz nach 20 Uhr klappt die Verbindung mit Terry und Angelika via Skype und wir quatschen so über 2 1/2 Stunden. Es ist schön, daß man so recht einfach eine Konferenzschaltung hin bekommt und in recht guter Qualität miteinander reden kann. Nach der Skyperunde, mache ich mich ran, meine Fingernägel mit Nagellackentferner zu behandeln. Danach schmincke ich mich ab, ziehe mir meinen Schlafanzug an und schreibe noch schnell diesen Blogeintrag.

So und jetzt gehe ich ins Bett, gute Nacht allen.

Samstag, 9. Dezember 2006

Einkaufen am 2. Advent

Heute Morgen bin ich so gegen 8.30 Uhr aufgestanden und ich habe nach einem kurzem Frühstück, mich endlich dazu entschlossen, einen kleinen Bummel über den Weihnachtsmarkt in Ravensburg zu machen. Das Wetter ist zwar bescheiden, aber ich will mich nicht schon wieder raus reden. Es ist doch egal ob gutes Wetter oder schlechtes Wetter. Wenn man wo hin will, geht man hin. Nach dem Frühstück, beginne ich die ausgedehnte Rasierarbeit im Bad und Dusche anschliessend. Nachdem fast alle Haare ab sind, schminke ich mich und ziehe mich an. Bei dem Schönen Wetter, entschliesse ich mich zu Jeanshosen und einem organgenem Shirt. Die Sachen habe ich mal bei Tchibo gekauft und passen sogar recht gut. Ich finde sogar, daß das Shirt fast ein wenig zu groß ausfällt, obwohl mir sonst 44/46 obenrum fast immer paßt. Nachdem ich mir noch meine Haare aufgesetzt habe und ein orangefarbenen Schal umgebunden habe, ziehe ich meine schwarzen Anorak an und gehe los. Im Treppenhaus kommt mir wieder niemand entgegen und die Tiefgarage ist auch menschenleer. Auf dem Weg nach Ravensburg merke ich, wie mutig und selbstbewußt ich bin, hoffentlich hält das auch an. In Ravensburg ist es erst mal schwierig einen Parkplatz zu finden. Ich wollte eigentlich im Parkhaus am Frauentor ;-) parken, aber es ist schon voll. Klar, bis ich soweit war und losgefahren bin ist es doch schon fast Mittag geworden und viele Andere wollen wohl auch noch Weihnachtseinkäufe machen. Mir bleibt also nichts anderes übrig als mir einen anderen Parkplatz zu suchen. Mir fällt ein, daß in der Nähe des Kreiswehrersatzamtes (huch woher weiß ich denn, wo das Ding ist ;-) ) ein kostenloser Parkplatz ist. Ich habe Glück und finde auch einen guten Platz um mein Auto abzustellen. Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß in die Altstadt von Ravensburg und ich geniese es, en-femme aus zu sein. Ich hatte mich heute für meine Trotteur mit ganz kleinem Absatz entschieden und mir fällt auf, daß ich beim gehen Geräusche verursache. Klack, Klack . Mir gefällt das und hebt meine Stimmung. In der Innenstadt angekommen, sehe ich, daß trotz des schlechten Wetters ziemlich viel los ist. Ich habe mir schon vor der Fahrt vorgenommen, mir ein paar Damenhandschuhe aus Leder zu kaufen und auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt komme ich an einem Ledergeschäft vorbei. Ich gehe rein und warte, bis eine der Damen für mich Zeit hat. Ich frage nach ein paar Lederhandschuhe in einer etwas großen Größe und sie antwortet, daß sie höchstens 8 1/2 da haben oder eben Herrenhandschuhe. Aha, sie sieht das ich eine Frau bin. Wir gehen also zum Ständer, wo die Damenhandschue hängen und sie sucht mir ein paar Schwarze aus, die ich auch gleich anprobiere. Es ist etwas schwierig sie anzuziehen, aber es geht und da es sehr weiches Leder ist, werden sie sich wohl mit der Zeit noch meinen Händen anpassen. Ich suche mir ein Paar aus und bezahle. Die Dame hat in keinster Weise irgendwie komisch geschaut oder sonst was zu mir gesagt, daß darauf schliessen liese, daß sie mir mein Frausein angezweifelt hätte. Klar ich bin ja eine Kundin und für fast EUR 40,- für ein paar Handschuhe, erwarte ich auch zuvorkommende Bedienung. Beim Sprechen versuche ich natürlich etwas höher zu sprechen, aber ohne ins Fallset zu verfallen, was ja dann so klingen würde, als wenn ich einer der Bee Gees wäre.

Ich gehe weiter Richtung Weihnachtsmarkt, jetzt mit schönen Handschuhen, und ich schaue mir die Buden und Stände an. Es sieht ziemlich ähnlich aus wie letztes Jahr und ich habe auch nicht vor, hier noch etwas auszugeben. Ich schlendere also über den Weihnachtsmarkt und durch die Gassen von Ravensburg und ich merke nicht, daß mich jemand nicht als Frau ansehen würde. Ich fühle mich unheimlich wohl und eine fast meditative Ruhe überkommt mich. Liegt das jetzt daran, daß ich so unterwegs bin, wie ich mich fühle oder liegt es daran, daß ich irgendwie stolz bin, daß ich etwas mache, wovon ich schon als Kind geträumt habe? Ich weiß es nicht, vielleicht beides. Nach einer Weile des Umherstreifens, wage ich mich noch in die größte Buchhandlung Ravensburgs und gehe dort schnur stracks in die Esoterikabteilung, Bücher sind wohl ein beliebtes Geschenk, denn auch hier ist die Hölle los. Es gibt wieder mal ein paar interessante Bücher, aber ich habe noch einig Bücher zu Hause, die ich noch nicht gelesen habe. Also gehe ich wieder und wende mich Richtung Auto. Nach dem Bummel durch Ravensburg, fahre ich jetzt noch in das Einkaufszenter in Eriskirch und gehe dort ins Kaufland. Ich brauche noch eine Glühbirne, etwas Waschlotion und eine neue Fernsehzeitung. Komischerweise, habe ich hier kurz vor dem Parkplatz ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend und ich mache mir ein wenig Sorgen, daß mich jemand erkennen könnte, aber die Wahrscheinlichkeit dort ist genauso groß wie in Ravensburg. Auch im Kaufland bin ich sehr entspannt und vor den Kosmetiksachen, ist es mir diesmal nicht unangenehm mir einen Lippenstift und Nagellack, passend zu meinem Pullover, auszusuchen. Klar ich bin ja eine Frau, es ist immerhin das erste Mal, daß ich alleine als Frau in einem Einkaufscenter bin. Erst an der Kasse wird es mir wieder etwas komisch in der Magengegend, aber ich sage mir einfach wieder, daß ich das was ich mache darf und daß ich niemanden darüber Rechenschaft schuldig bin. Immerhin fragen meine Mitmenschen auch nicht ob sie irgendwas machen dürfen. Nachdem ich alles habe, fahre ich nach Hause und jetzt mache ich mir noch schnell einen Milchreis, während ich diese Zeilen schreibe. Es ist auch das erste Mal, daß ich einen Milreis koche und er ist sogar etwas geworden.

Jetzt habe ich mich noch abgeschminkt, da ich nachher noch ein paar Yogaübungen machen möchte. Ja ich mache so gut wie jeden 2. Tag meine Übungsreihe, die auf Swami Sivananda zurück geht. Mir tun die Übungen sehr gut und helfen mir, zu mir zu finden. Auch wenn bei den Übungen, die Körperlichkeit teilweise sehr stark spürbar ist und damit auch manche Teile, die ich gerne los wäre.

Dienstag, 5. Dezember 2006

Therapiesitzung

Dienstagnachmittag um 15.00 Uhr, es wird Zeit, daß ich meinen Rechner herunter fahre und meine Sachen zusammenpacke. Ich habe nachher in zwei Stunden eine Therapiesitzung bei meiner Psychotherapeutin. Ich freue mich darauf, immerhin habe ich einiges zu erzählen und dennoch kommen beim Gedanke, wieder durch das Treppenhaus zu gehen, ein paar leichte Beklemmungen hoch. Aber es ist nicht mehr so schlimm wie früher und letztendlich ist es mir egal, was meine Nachbarn denken könnten. Ich werde es wahrscheinlich eh nicht erfahren, was sie von mir denken und ob sie überhaupt Notiz von mir nehmen....

Die Heimfahrt dauert heute etwas länger, da ich vorsorglich gleich über Markdorf nach Friedrichshafen fahre, denn in Fischbach ist eine Baustelle, die nur einspurig passiert werden kann. Zu Hause angekommen, beginne ich mich als erstes zu rasieren, anschliessend noch mal die Zähne putzen und dann geht es auch los, daß ich mich schminke. Zuerst trage ich das Camouflage auf und dann das passende Puder darüber, dadurch wird das ganze Wasserfest. Nach dem Camouflage kommt noch etwas Rouge auf die Wangen. Jetzt noch die Augenbrauen nachziehe, ich könnte sie auch mal wieder zupfen und vielleicht auch mal wieder färben, danach wird der Liedschatten aufgetragen. Zum Schluß noch der Liedstrich, Wimpern tuschen und nicht zu vergessen, die Lippen mit Lippenstift betonen. So jetzt bin ich soweit fertig und ich ziehe mich fertig an. Ich habe mich für den gleiche Jeansroch entschieden, den ich schon am Samstag in Konstanz an hatte. Oben nehme ich ein beiges Shirt und dann noch ein farblich passendes Tuch. Ich habe ein kleines Büchlein, in dem mehrere Bindetechniken für Schals und Tücher stehen. Ich wähle die Häckeltechnick, das ist schön einfach und sieht gut aus, finde ich. Ganz zum Schluß setze ich noch meine Perücke auf und zieh mir meine Schuhe an. Ich nehme mal wieder meine Stiefel.

Nachdem ich mir noch meinen Mantel angezogen habe, geht es los. Ich gehe natürlich zu Fuß zu Frau L.. Immerhin muß ich dann nicht in die Tiefgarage, wo mein Auto steht. Das macht mir immer noch ein wenig Angst, daß man mich dort mit meinen Auto sieht und daduch Rückschlüsse auf mich ziehen könnte. Aber letztendlich ist das irgendwann sowieso der Fall, und ich weiß ja von den Leuten, die ich dort treffe ja auch nichts. Ich gehe unbeobachtet durch das Treppenhaus und trete auf die Straße. Der Weg in die Stadt verläuft ohne Ereignisse. Keiner schaut irgendwie komisch und nach ca. einer halben Stunde bin ich in der Altstadt. Es ist gerade noch Weihnachtsmarkt, den ich vorgestern schon mal besucht habe, und gehe direkt in Richtung Praxis von Frau L....

Ich Klingle und nach einer kurzen Weile wird mir geöffnet. Frau L.. begrüßt mich herzlich und es tut, gut als Michaela angesprochen zu werden. Frau L... meint, ich sähe gut aus und ich bedanke mich bei Ihr. Ehrlich gesagt das ist auch etwas, was man als Mann selten hört. Ich nehme Platz und wir unterhalten uns. Ich erzähle ihr, was ich so die letzten 3 Wochen erlebt habe und sie macht mir wieder Mut. Klar, daß das bevorstehende Coming-Out gegenüber meinen Eltern ein Thema ist und ich immer noch nicht weiß, wann ich meine Eltern einweihen werde und wie ich das anstellen soll. Aber irgendwann in naher Zukunft werde ich das in Angriff nehmen. Die 3/4 Stunde bei Frau L... vergeht wieder sehr schnell und wir vereinbaren einen neuen Termin. Ich bitte sie noch ein Bild von mir zu machen und sie erklärt sich auch bereit ein Bild von mir zu machen. Ich mache noch ein Bild von ihr, daß ich allerdings nicht veröffentlichen werden, es sei denn ich würde die Erlaubnis von Frau L.. dazu erhalten.

Ich verlasse das Gebäude der Praxis und wende mich in Richtung Heimat. Ich überlege, ob ich noch einen kleinen Ausflug über den Weihnachtsmarkt machen soll, aber ich entscheide mich, direkt nach Hause zu gehen. Immerhin bin ich morgen auch nochmal auf dem Weihnachtsmarkt, da Karin morgen dort einen Glühwein ausgibt (sie hat Geburtstag). Auf dem Weg nach Hause, gehen mir so einige Gedanken durch den Kopf und ich bin mal wieder voller Zuversicht, daß es mir wahrscheinlich doch möglich sein wird, als Frau zu leben, auch wenn dazu noch einige Schritte notwendig sind und ich sehr an mir arbeiten muß. Aber ich merke, daß mein Selbstvertrauen, langsam besser wird und ich inzwischen eine Zukunft als Frau sehe, auch wenn es noch ein wenig dauern wird, bis dahin.

Vor meinem Wohnhaus angekommen, sehe ich kein Licht im Treppenhaus und ich bin fast ein wenig enttäuscht, daß mir niemand entgegen kommt. Ich bin voller Selbstvertrauen und gehe völlig entspannt die paar Stufen hoch und komme unbehelligt wieder zu Hause an. Ich ziehe mich als erstes um und schminke mich ab, da ich noch ein paar Yoga-Übungen machen möchte und/oder diesen Blog-Eintrag schreiben möchte. In den eigenen vier Wänden, läuft keine vernünftige Frau in Stiefeln und Jeansrock rum, wenn sie alleine ist. Mein Freizeitoutfit ist allerdings nichts, was ich hier im Internet veröffentlichen möchte.

Samstag, 2. Dezember 2006

Weihnachtsmarkt in Konstanz


Heute am Samstag Nachmittag möchte ich zusammen mit meiner besten Freundin Karin und Angelika aus Überlingen einen Bummel über den Weihnachtsmarkt in Konstanz machen. So gegen 14.00 Uhr beginne ich mich zu schminken. Ich bin schon die Tage vorher am Überlegen, was ich für diesen Anlaß anziehen soll. Soll ich nocheinmal meinen schwarzen Cordrock anziehen oder vielleicht doch Jeanshosen? Ich möchte ja auch nicht frieren, wenn wir dort sind. Zum Glück ist es für die Jahreszeit etwas zu warm und wir haben so ungefähr 5°-6° C. Nachdem ich mich also geschminkt habe und mich soweit gerichtet habe, entscheide ich mich für meinen neuen Jeansrock, den ich letztens bei Quelle gekauft habe. Als Oberteil nehme ich einen roten Rollkragenpullover, den ich schon eine ganze Weile habe und noch nie angezogen hatte, da mir bis jetzt die Gelegenheit dazu gefehlt hat. Es ist ein Teil von Landsend und ist schön schlicht und in sehr guter Qualität. Dazu meine geliebten Stiefel und ganz zum Schluß noch den schwarzen Anorak. Ich wäre also soweit ausgehfertig, aber es ist noch ungefähr eine 3/4 Stunde Zeit, bis ich losfahren muß. Die Zeit nutze ich und versuche ein paar Minuten zu meditieren und hoffe, so mich etwas zu beruhigen, denn ich bin doch ein wenig nervös. Mir macht der Gedanke, nachher Karin mit dem Auto abzuholen, doch ein wenig Sorge. Immerhin hat die Nachbarschaft von Karin, mein Auto schon des öfteren gesehen und mich als Mann dazu. Ich weiß natürlich nicht, wie die Leutchen reagieren, wenn sie plötzlich eine Fahrerin sehen und den Verdacht haben könnten, daß der Fahrer und die Fahrerin, ein und die selber Person sind. Aber wie Karin zuvor schon gesagt hat, ist es erstens ihr egal was ihre Nachbarn denken und zweitens, wenn ich mir schon wegen solchen Kleinigkeiten Gedanken mache, dann kann ich das Frausein auch gleich bleiben lassen. ....
Um 15.30 Uhr fahre ich also los und hole Karin ab. Klar das in dem Hof vor ihrer Wohnung, eine ganze Menge Leute rumstehen müssen. Aber was solls, ich kann nicht zurück und ich fahre hinein, halte vor der Tür, steige aus und gehe zur Tür. Ich Klingle und Karin meldet sich. Ich gehe wieder zurück ins Auto und nach ein paar Minuten kommt sie. Wir fahren jetzt erst mal weiter nach Überlingen, wo wir Angelika abholen. Die Fahrt dorthin, dauert ungefähr eine halbe Stunde. Angelika und Karin sehen sich das erste Mal und wir fahren dann weiter nach Konstanz. Wir fahren über die Autobahn und nehmen nicht die Fähre, was ungefähr 45 Minuten dauert. In Konstanz merken wir, daß es vielleicht nicht ganz leicht wird einen Parkplatz zu finden, denn wir sind nicht die Einzigen, die den Weihnachtsmarkt besuchen wollen. Aber zum Glück fährt gerade jemand weg und schwubs bin ich in der Parklücke.
So endlich in Konstanz und es wird auch schon dunkel. Es ist einfach wieder ein unheimlich schönes Gefühl, wieder als Frau unterwegs zu sein, denke ich so für mich. Es ist zwar etwas ungewohnt, daß Karin dabei ist, denn sie kennt mich seit ca. 20 Jahren als Mann und ich hatte mein Coming-Out, ihr gegenüber erst vor ungefähr einem halben Jahr. Es ist auch erst das 2. Mal, daß ich mit ihr en-femme unterwegs bin. Aber sie ist zum Glück sehr verständnisvoll, aber auch eine der schärfsten Kriterinnen, was ich sehr zu schätzen weiß. Nach ein paar Meter durch die Fußgängerzone von Konstanz, erreichen wir den Weihnachtsmarkt und ich sehe gleich, daß der sehr viel größer ist, als der hier in Friedrichshafen und auch sehr viel mehr Leute hier sind. Wir stürzen uns also ins Gewümmel und bummeln von einem Stand zum Andern. Angelika und ich, sind ja nicht die Kleinsten, aber ich habe nicht das Gefühl, daß wir großartig auffallen. An einem Stand mit indischem Essen kaufen Karin, ich und Angelika eine Kleinigkeit um für den weiteren Abend gerüstet zu sein. Nachdem wir das Ende des Weihnachtsmarktes erreicht haben, suchen wir einen Stand, wo nich sooo viel los ist und wo wir einen Glühwein trinken können. Wir entdecken, neben dem Konzilsgebäude Einen, und trinken dort unseren Glühwein. Die Gelegenheit ist günstig und ich mache ein Bild von Karin und Angelika und Karin macht dann noch ein Bild von Angelika und mir, mit meiner Kamera. Auf dem Rückweg geht Karin noch zu einem Seifenstand und dabei warten Angelika und ich etwas abseits und stehen zusammen und zwar so, daß ich die Leute sehen kann, die gerade an uns vorbei sind. Die meisten Leute, die an uns vorbei gehen, drehen sich nicht nach uns um, aber es gibt doch so zwei oder drei, die sich in der Zeit, in der wir so dastehen nach uns sehr auffällig umdrehen. Ich weiß nicht woran es liegt, vielleicht an unseren Stimmen, denn es sind eigentlich immer diejenigen, die recht nah an uns vorbei gegangen sind, die einen Blick zurück wagen oder vielleicht doch an unserem nicht perfekt weiblichen Äusseren? Egal, immerhin werden wir in ruhe gelassen und das irgendjemand mal was mekrt, läßt sich eben nicht verhindern, bei allen Bemühungen nicht.... Am Ausgangspunkt unserer Ganges über den Markt angekommen, entschliesen wir uns, jetzt in einem Kaffee etwas aufzuwärmen und wir gehen, in Richtung Theatercafe, wo Angelika und ich ja vor ein paar Wochen schon einmal waren. Ausserdem wollte Liliane auch noch zu uns kommen und so ist das jetzt gerade die richtige Gelegenheit dazu einen Ortswechsel zu machen. Kurz vor dem Theatercafe kommen wir am Cafe Rossini vorbei und wir entschliessen uns, dort aufzuwärmen und auf Liliane zu warten. Wir haben Glück und finden sogar einen Sitzplatz für 4 Personen im Nichtraucherbereich. Wir sitzen direkt neben dem Eingang und so könne wir sehr gut sehen, wer alles ein und aus geht. Karin und Anglika bestellen noch eine Kleinigkeit zu Essen, was ich mir verkneife, denn ich möchte noch ein paar Pfunde los werden. Nach einigen Minuten kommt auch Liliane zu uns und es wird ein sehr gemütlicher Abend, mit teilweise angeregten Diskussionen über das weite Thema Transgender. Gegen 22.00 Uhr erinnert Karin mich daran, daß sie eigentlich nicht zu spät nach Hause kommen möchte, denn sie muß am Sonntagmorgen um 7.00 Uhr aufstehen, da sie Sonntagmorgens noch in einer Bäckerei Brötchen verkauft. Mir ist es auch recht, denn ich möchte auch nicht so spät nach Hause, immerhin sind es noch fast 2 Stunden fahrt, bis wir wieder in Friedrichshafen sind. Es dauert eine ganze Weile, bis eine Bedienung mal Zeit hat und wir zahlen können. Inzwischen ist es im Rossini richtig voll geworden und sogar draussen stehen einige Leute rum, die darauf warten, einen Sitzplatz zu bekommen. Als wir raus gehen, habe ich das Gefühl, daß die Einen oder Anderen recht erstaunt sind, plötzlich drei ausgewachsenen Transen gegenüber zu stehen, aber die Leute sind zum Glück so gut erzogen, daß sie sich nichts anmerken lassen. Liliane begleitet uns noch bis zu unserem Auto und dort angekommen, verabschieden wir uns von ihr und wir fahren danach wieder Heim. Auf der Heimfahrt ist es teilweise etwas nebelig, aber es geht und wir sind gegen halb 12 in Überlingen, wo wir Angelika verabschieden und die letzte halbe Stunde Fahrt Richtung Friedrichshafen antreten. Karin las ich kurz vor ihrer Wohnung aussteigen und ich verabschiede mich auch von ihr. Ich komme gut in die Tiefgarage und auch ohne, daß mir jemand begegnet in meine Wohnung.

Es war ein sehr schöner und gelungener Ausflug auf dem Weihnachtsmarkt und ich denke, daß ich demnächst auch einen Bummel über den Markt hier in Friedrichshafen und in Ravensburg als Frau unternehmen werde.