Freitag, 22. November 2013

Beim 1. Beteiligungsworkshop "Für Akzeptanz und gleiche Rechte" in Stuttgart

Markplatz
Am Mittwoch dem 20.11.2013 fand der erste, der 4 Beteiligungsworkshops, die im Rahmen des Aktionsplanes für "Akzeptanz und gleiche Rechte" durchgeführ werden sollen, statt. Im SpOrt in Stuttgart wurde eine Örtlichkeit gewählt, die, wie ich finde, sehr gut dafür geeignet war. Zentral gelegen im Atrium des SpOrt wurden, am sogenannten Marktplatz,  die Stände einzelner Organisationen aufgebaut, die sich hier beim Workshop einbringen wollten. Ich war als Vertreterin des Transgender Euregio Treffs auch mit dabei und kann deshalb auch ein wenig über den Ablauf und das Ergebnis des Workshops sagen. 

Der ganze Workshop begann um 16.00 Uhr, wobei ich schon zwei Stunden zuvor mit Ines und Isabelle da war. Wir mußten noch den Stand für die TTI- Gruppen aufbauen. Dafür hatten wir zwei Tische zu Verfügung. Hier wurde Informationsmaterial ausgelegt und es war auch immer ein Ansprechpartner bzw. eine Ansprechpartnerin am Stand, selbst während der Phase der Arbeitsgruppe, die/der Interessenten Fragen beantworten konnte. Wie ich mitbekommen habe, hatten sich zu dem Beteiligungsworkshop ca 150 Personen angemeldet, was ich doch eine ziemlich große Zahl finde. Es kamen zum Teil Vertreterinnen verschiedenster Behörden, aber auch Mitglieder der Community, die nicht im Rahmen des Netzwerkes LSBTTIQ gekommen waren. So war ich sehr überrascht eine Bekannte aus Karlsruhe zu treffen, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte und die ich auch fast nicht wieder erkannt hätte.

Bürgermeister Werner Wölfle
Den Auftakt machten ab 16. Uhr drei Impulsvorträge. Der erste Vortrag wurde durch Herrn Jürgen Lämmle, Ministerialdirektor, Amtschef im Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren, in Vertretung von Ministerin Karin Altpeter, die verhindert war, durchgeführt. 

Nach Hernn Lämmle sprach Herr Werner Wölfle, Bürgermeister von Stuttgart in Vertretung von Herrn Oberbürgermeister Fritz Kuhn. 

Nach den Vertretern der Landesregierung und der Stadt Stuttgart, hielten drei Vertreterinnen/Vertreter des Netzwerkes LSBTTIQ eine Rede. Sie wechselten sich dabei ab und repräsentierten dabei die Buchstaben L, S und T. (-> http://youtu.be/bc197WNU1Mo)

Auditorium des Workshops
In den Reden wurde auf die Wichtigkeit der Beteiligung der Community, vertreten durch das Netzwerk LSBTTIQ hingewiesen. Hervorzuheben war im Redebeitrag des Neztwerkes, wie ich finde, das sich die Gleichstellungspolitik nicht nur in symbolischen Handlungen erschöpfen darf, sondern auch konkrete Ergebnisse der Landespolitik durch die Community erwartet wird. 

Im Anschluß an den Vortrag der Vertreterinnen/Vertreter des Netzwerkes LSBTTIQ wurde eine Gedenkminute anlässlich des Transgender Day of Rememberence (Transgender Erinnerungstag) eingelegt, um den 71 Transgendern zu gedenken, die im Laufe eines Jahres auf Grund von Hass und Intoleranz motivierter Gewalt, ermordet wurden. Diese 71 Personen denen man hier gedachte, waren nur diejenigen, die man auch einem Gewaltverbrechen zuordnen konnte, das dadurch motiviert war, weil sie von der von ihnen erwarteten Geschlechtsrolle abwichen.

Nach den Reden, ging es in die erste Arbeitgruppenphase, in denen zuerst eine Bestandsaufnahme der Diskriminierungen durchgeführt wurde. Es gab insgesamt 6 Handlungsfelder.
  1. Gleichberechtigt aufwachsen und leben als LSBTTIQ-Mensch
  2. Institutionelle Bildung und Qualifizierung für mehr Gleichheit
  3. Sensibilisierung für eine tolerante und gleichberechtigte Gesellschaft
  4. Diskriminierungsfreie Arbeitswelt
  5. Schutz und Gleichstellung durch polizeiliche und juristische Arbeit
  6. Weiterentwicklung von Strukturen und Abbau von Barrieren für transsexuelle, transgender und intersexuelle Menschen
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, war ich natürlich in der Gruppe 6 tätig. Hier haben wir während einer Stunde intensiver Arbeit, Bereiche der Diskriminierung identifiziert. Dies geschah in sogenannten Murmelgruppen. Die Gruppen schrieben dazu auf kleine selbsthaftende Kärtchen, die Bereiche auf, in denen sie Bereiche der Diskriminierung sahen bzw. aus eigener Erfahrung erlebt haben. Durch die Aufteilung in Gruppen, wurde sichergestellt, daß eine möglichst große Zahl von Punkten genannt werden konnte, die als Problematisch angesehen wurden. Ich finde, daß die Zeit für die Identifizierung ziemlich knapp bemessen war, denn das Ergebnis mußte auch noch der gesamten Gruppe vorgetragen werden.

Kaffeepause
Nach dieser Arbeitsgruppenphase wurde eine kleine Pause eingelegt, in der die Möglichkeit bestand, eine Kleinigkeit zu Essen, etwas zu trinken und was ich für sehr wichtig erachte, daß man sich etwas näher kennenlernen konnte. Immerhin kamen hier Personen zusammen, die sich sonst wohl eher nicht begegnen und wenn, dann eher in Situationen, wo doch ein gewisses Machtgefälle besteht. Zu Essen gab es belegte Brötchen und zu trinken gab es Kaffee und Tee, sowie Mineralwasser. Die Pause ging eine halbe Stunde und danach ging es wieder weiter in der Arbeitsgruppe. 

Ergebnis der Gruppe 6
Nachdem die Bereiche identifiziert wurden, in denen Diskriminierung stattfindet, wurde durch die gesamte Gruppe, Möglichkeiten erarbeitet, wie man am besten diese Diskriminierungen beseitigen kann und wer dafür zuständig sein könnte.  Hier kam es naturgemäß zu einigen Diskussionen, wie man das Ziel, eines Lebens ohne Diskriminierung erreichen kann. Nichtsdestotrotz, wurden einige sehr interessante Ansätze erarbeitet, die vielleicht eine Chance haben, in die Tat umgesetzt zu werden. Dies ist ja letztendlich das Ziel, dieser ganzen Aktion, daß zum Schluß durch die Landesregierung Maßnahmen ergriffen werden und umgesetzt werden, die für mehr Akzeptanz und gleiche Rechte für Menschen aus dem LSBTTIQ Spektrum führen sollen.

Präsentation des Ergebnis von Gruppe 6
Zu guter Letzt wurden dann noch die Ergebnisse der 6 Handlungsfelder, dem gesamten Plenum vorgestellt. Dazu wurde jeweils eine Person aus den Arbeitsgruppen gebeten, in ein paar wenigen Sätzen das Ergebnis der Arbeitsgruppe zusammenzufassen. Die ausführlichen Ergebnisse, die die Arbeitsgruppen erarbeitet haben, wurden durch die Familien Forschung (FaFo) nach der Veranstaltung festgehalten und sollen noch in einer etwas leichter leserlichen Form auf Papier gebracht werden. Wie ihr hier auf dem Bild sehen könnt, habe ich mich getraut, das Ergebnis der Gruppe 6 vorzutragen, worauf ich ein wenig stolz bin, da ich noch nie vor so einer grossen Gruppe etwas präsentiert habe. Ich hoffe, ich habe das gut gemacht und habe unser Ergebnis in passenden Worten darstellen können.

Nach der Vorstellung der Ergebnisse, wurde noch das weiter Vorgehen durch den Vertreter der FaFo vorgestellt und die Veranstaltung beendet. 

Ich war froh, daß ich an der Veranstaltung teilnehmen konnte. Auch wenn es ein sehr anstrengender Tag war und ich erst um halb eins wieder zu Hause war, hat es sich meiner Meinung nach gelohnt. Was ich allerdings bemängele, war die Sache, daß in unserer Gruppe nur Vertreter der FaFo anwesend waren und keine Vertreter anderer Behörden. Ich werde deshalb beim nächsten Beteiligungsworkshop, der am 17. Januar in Ulm stattfinden soll, wahrscheinlich nicht in die Gruppe 6 gehen, sondern in eine der anderen Gruppen, denn die Probleme, die Transgender und transidente Menschen haben, sind oftmals Probleme, die die anderen Personen des LSBTTIQ- Spektrums auch haben, zumindestens was Diskriminierung angeht. Ich sehe die Möglichkeit, wenn ich mich in einer der anderen Gruppen beteilige, daß dann dort, die besonderen Belange von transidenten Personen auch in Gruppen bekannt werden, die sonst keine Berührungspunkte mit Personen aus der TTI-Community haben. Durch das absondern von TTI in einer eigenen Gruppe, findet meiner Meinung nach eine Ghettoisierung der Gruppe statt, was meiner Meinung nach nicht zielführend ist, da man dadurch für die meisten Beteiligten des Aktionsplanes unsichtbar bleibt. Es besteht dadurch die Gefahr, daß für die TTI-Community, nichts aus der ganzen Aktion heraus springt. Hier hoffe ich auf die Solidarität der gesamten LSBTTIQ-Community, denn nur gemeinsam können wir etwas erreichen, was für mich bedeutet, daß ich in einer der anderen Gruppen mitarbeiten werde.

6 Kommentare:

  1. Sehr gut geschrieben Michaela......lg Ines

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  2. Zitat:


    "Es besteht dadurch die Gefahr, daß für die TTI-Community, nichts aus der ganzen Aktion heraus springt."


    ... ja das kommt davon das halt alles in einem topf geworfen wird und transpobleme oft anderer Natur sind die oft nichts mit lesbisch und schwul zu tut haben ...

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  3. Hi Antonia,
    ja es gibt Dinge, die Lesben bzw. Schwule, nicht erleben, es gibt aber auch Sachen, die ähnlich sind.

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  4. von Udo Rauchfleisch gibt es ein neues Buch, dass ich hier erwähnt habe: http://aufwind2012.wordpress.com/2013/11/15/ein-buch-das/
    LG
    Dorothea

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  5. Hi Dorothea,
    danke für deinen Hinweis :-)
    GLG Michaela

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