Seit meinem Eintritt beschäftige ich mich auch intensiver mit marxistischer Theorie. Noch nicht besonders tief, aber mit wachsendem Interesse. Ich habe ja früher Volkswirtschaft studiert und merke, wie sehr mich wirtschaftliche und philosophische Fragen wieder packen. Viele Zusammenhänge sehe ich heute klarer als früher.
In meiner Jugend war ich eher konservativ eingestellt – obwohl mir Umweltschutz schon damals wichtig war. Bereits in den 70ern war bekannt, dass ewiges Wachstum auf einem endlichen Planeten nicht funktionieren kann. Was ich damals aber nicht verstanden habe: wie eng konservative Wirtschaftspolitik und die Ausbeutung der arbeitenden Menschen miteinander verbunden sind.
Im Studium wurde marxistische Theorie komplett ausgeklammert, und in meiner Jugend war Sozialismus ein Feindbild. All das hat geprägt – aber nie so sehr, dass ich Ungerechtigkeit toleriert hätte. Diskriminierung jeder Art empfand ich schon damals als unerträglich. Ich erinnere mich gut an Diskussionen mit meinem Vater, der leider noch alte Ansichten aus der Nazizeit mit sich herumtrug.
Mit den Jahren wurde ich immer kritischer gegenüber konservativer Politik. Mir wurde klar, dass diese Parteien vor allem den Interessen großer Wirtschaftsakteure dienen – nicht denen der Bevölkerung. Und heute sieht man deutlicher denn je, wie die Schere zwischen Superreichen und Arbeiterklasse immer weiter auseinandergeht.
Lange habe ich mit den Grünen sympathisiert. Aber gerade hier in Baden-Württemberg wirkt die Partei auf mich inzwischen fast konservativ. Progressive Themen verschwinden, Entscheidungen fühlen sich an, als wären sie von oben glattgebügelt. Der Beschluss, Palantir einzusetzen, war für mich ein Schlag ins Gesicht all jener Werte, für die Bündnis 90 einmal stand. Bürgerrechte dürfen nicht zur Verhandlungsmasse werden.
All diese Erfahrungen, Gedanken und Veränderungen in mir selbst haben schließlich zu einem klaren Punkt geführt:
Ich will nicht länger nur zuschauen. Ich will beitragen.
Ich will mich einsetzen für eine Zukunft,
in der niemand hungern muss,
in der Wohnen kein Luxus ist,
in der Bildung nicht vom Geldbeutel abhängt,
und in der arbeitende Menschen nicht von Konzernen ausgepresst werden.
Eine Zukunft, in der Solidarität wieder ein Wert ist und nicht ein Wort aus längst vergangenen Zeiten.
Genau deshalb bin ich der Linken beigetreten.
Weil ich an diese Zukunft glaube – und weil ich bereit bin, dafür zu kämpfen.

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