Donnerstag, 25. Mai 2006
Erstmals alleine in der Innenstadt als Frau
Mittwochnachmittag 15.00 Uhr, ich mache Feierabend und freue mich auf das lange Wochenende. Nachher in 3 Stunden habe ich einen Termin bei meiner Psychologin. Sie hat ihre Praxisräume direkt in der Innenstadt und ich habe mir vorgenommen, dieses Mal als Frau dort zu erscheinen. Der Weg nach Hause verläuft etwas zäh, da wahrscheinlich schon der Urlaubsverkehr eingesetzt hat. Ich brauche also etwas länger bis ich zu Hause bin. Zu Hause angekommen, fange ich erst mal an mich gründlichst zu rasieren, damit später auch ja kein Bartschatten zu sehen ist. Die gründlichste Methode die ich kenne, ist die Naßrasur. Leider verläuft sie meist nicht ganz ohne Blutungen ab. Diesesmal halten sie sich zum Glück in Grenzen. Als ich mit der Rasur fertig bin, geht es daran mich zu Schminken. Es ist die Gleiche Prozedur wie am Samstag, nur das ich diesmal darauf achte, daß ich etwas weniger Rouge nehme. Nachdem ich mit Schminken fertig bin, suche ich mir einen hübschen blau geblümten Rock heraus und ein dazu passendes Polo-Shirt. Als ich ausgehfertig bin, habe ich noch etwas Zeit um mich noch etwas auf den Weg in die Stadt vorzubereiten. Ich packe noch meinen Geldbeutel um, denn ich nutze als Frau natürlich eine Damengeldbörse. Ich ziehe mir meine neuen weissen Ballerinas an, die ich letztens bei Ebay in der Größe 43 ersteigert habe. Sie passen ganz gut, wie ich finde zu dem Rock und dem Shirt. Ich ziehe mir noch meine Jacke darüber und es ist wieder das bekannte Spiel, ich lausche an der Tür um festzustellen, ob jemand im Treppenhaus ist. Zum Glück ist alles Ruhig, also mache ich meine Tür auf, ziehe sie ins Schloss und schliesse ab. Ich gehe die Treppe hinunter und ich habe immer noch ein wenig weiche Knie, aber schon lange nicht mehr so schlimm, als ich das erste Mal en femme aus der Wohnung gegangen bin. Unten auf der Strasse angekommen, gehe ich in Richtung Altstadt und versuche möglichst einen weiblichen Gang hinzulegen. Ob mir das geligt weiß ich nicht. Nach ein paar Metern merke ich, daß der eine Schuh ein wenig auf meinen Zehennagel drückt. Das liegt wohl daran, daß er ein wenig zu lang ist. Da ich das jetzt nicht ändern kann, muß ich es eben ertragen. An der Fußgängerampel am Hallenbad muß ich eine ganze Weile Warten, bis es grün wird und gegenüber wartet auch eine ältere Dame auf einem Fahrrad. Sie frägt mich über die Strasse, ob ich auch gedrückt hätte und ich nicke und drücke nochmals auf den Schalter an der Ampel. Kurz danach wird es grün und sie macht eine nette Bemerkung zu mir, die ich leider nicht erwiedern möchte, da ich nicht will, daß sie über meine Stimme heraushört, daß mein männlicher Anteil noch recht hoch ist. Aber es hat mir Mut gemacht, da sie anscheinend keinen Verdacht geschöpft hat. Der nächste spannende Moment naht, als ich an der Videothek vorbei gehe. Ein paar Jugendliche stehen draussen und unterhalten bzw. begrüssen sich. Aber ich komme gut an ihnen vorbei, ohne das einer von ihnen etwas merkt. Für den Weg in die Altstadt wähle ich den Weg am Kino vorbei und dann bin ich auch gleich am Marktkauf und durch die Unterführung in die Fußgängerzone. Hier sind doch erheblich mehr Menschen als auf den Weg bisher. Aber immer noch keine Reaktionen der Passanten, nichts. Ich schaue mir also erst mal die Schaufenster vom C&A an und gehe weiter Richtung See um dann unten Richtung Adenauerplatz abzubiegen. Auch hier, keine Reaktionen der Passanten, keine komischen Blicke oder sonst etwas. Es ist klasse und ich fühle mich immer sicherer. Es sind noch ein paar Minuten Zeit, bis ich bei meiner Psychologin sein soll, also drehe ich noch eine kleine Runde in der Altstadt und gehe schließlich zur Ihr. Sie war ein wenig überrascht, daß ich als Frau kam, immerhin habe ich es nicht angekündigt, und sie machte mir ein nettes Kompliment über mein Aussehen. Wir setzten uns und sie machte mir nochmal ein Kompliment und sie meinte, daß ich recht gut als Frau durchgehe und das überhaupt kein Bartschatten zu sehen sei. Ich erzählte ihr im Laufe der Sitzung, was so in letzter Zeit geschehen sei und nach vielleicht 20 min. frägt sie mich, ob ich gerne eine Entspannungsübung machen möchte oder ob ich vielleicht mit ihr einen Kaffee trinken möchte. Nach kurzer Überlegung, entscheide ich mich für den Kaffee. Bei der Wahl der Cafes sage ich ihr, daß es nicht gerade eines am See sein sollte, vielleicht das unten an der Ecke und so gehen wir dorthin. Dort angekommen suchen wir uns einen Platz, von wo aus ich gut die Passanten beobachten kann und wir unterhalten uns ganz zwanglos. Ich fühle mich hierbei unheimlich wohl und ich wünsche mir, daß sich diese Erlebnisse noch oft wiederholen werden und irgendwann in naher Zukunft alltäglich werden. Nachdem wir gezahlt haben, begleitet sie mich noch ein kleines Stück mit, bis sie sich von mir verabschiedet. Also trete ich den Weg nach Hause an. Diesmal wähle ich allerdings den Weg über die Ailinger Strasse, die doch wesentlich mehr befahren ist, als der Weg, den ich hinzu nahm. Auch diesmal keine Reaktionen der Passanten oder Autofahrer. Ich fühle mich auch inzwischen sehr sicher und als ich an der Haustür meines Wohnhauses ankomme, habe ich so gut wie keine Angst davor, daß mir jetzt im Treppenhaus jemand entgegen kommt und mich erkennen könnte. Ganz im Gegenteil, es ist fast ein wenig schade, daß mir keiner begegnet und ich ungesehen in meine Wohnung komme. Klar, irgenwann wird es diesen Zeitpunkt geben, daß ich von Nachbarn gesehen werde, aber ob sie mich als Frau mit dem jungen Herrn in Verbindung bringen werden, der ich sonst meistens bin, kann ich nicht einschätzen und ist mir inzwischen auch egal. Tja und den nächsten Termin werde ich auch als Frau machen. Ich hoffe aber, daß ich sobald wie möglich wieder als Michaela raus gehen werde, vielleicht schon morgen oder übermorgen.
Eingestellt von
Michaela Werner
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