Donnerstag, 18. März 2010

Fotoprojekt: Menschen zu Hause

Folgenen Text habe ich gerade in meinem Fotoblog veröffentlicht. Ich mache dieses Cross-Posting, damit möglichst viele Interessierte ihn lesen können.
Inspiriert duch Projekte von Kyle Cassidy, wie z. B. "Bewaffnetes Amerika" oder "Wo ich schreibe" und durch "Domestic Landscapes" von Bert Teunissen, bin ich auf die Idee gekommen, auch so etwas ähnliches zu machen, nämlich eine spezielle Gruppe Menschen zu Hause in ihrem Wohnzimmer zu fotografieren. Da ich selbst Transgender bin, liegt es für mich nahe, dieses Fotoprojekt mit Transgendern zu realisieren und sie zu Hause in ihrer guten Stube zu fotografieren. Ich werde sie so zeigen, wie sie selbst gerne gesehen werden möchten. Mein Ziel ist es, durch dieses Fotoprojekt einen kleinen Einblick in die alltägliche Lebenswelt von Transgendern zu geben. Da der Begriff Transgender ein weites Spektrum von Menschen umfaßt, die für den "Normalbürger" aus dem gewohnten zwei Rollen Modell fallen, hoffe ich hier neben transidenten Personen, auch Transvestiten zu finden, die sich bereit erklären, bei diesem Projekt mit zu machen. Ich weiß, daß viele Transgender Angst vor einem unbeabsichtigten Outing haben, vor allem wenn sie ihre gefühlte Geschlechtsidentität im "normalen" Leben verbergen und ein Doppelleben führen. Aber gerade weil Transgender nicht genügend in der Öffentlichkeit präsent sind, wird sich an den Vorurteilen, den gewalttätigen Übergriffen, der Ausgrenzung und der Diskriminierung die wir Transgender erfahren, so schnell nichts ändern. Es ist deshalb meine Überzeugung, daß es notwendig ist, den Menschen, die die Situation von Transgendern nicht kennen und die auch persönlich keine Transgender im Bekanntenkreis haben, dies etwas näher zu bringen. Das Fotoprojekt soll ein Versuch sein, etwas gegen die in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitete Transphobie zu unternehmen und den Menschen zu zeigen, das Transgender auch ganz normale Menschen sind.....
Wer sich angesprochen fühlt, darf mir gerne schreiben. Ich würde mich sehr freuen, auf diesen Weg möglichst viele Trangender zu erreichen, die sich für dieses Fotoprojekt fotografieren lassen. Selbstverständlich werde ich auch von mir zu Hause Fotos machen und auch veröffentlichen.

10 Kommentare:

  1. Hi Michaela
    ich hab das grade über Facebook gefunden das du was gebloggt hast und dachte mal ich lese es mal kurz durch.

    Ich denke wir haben da echt andere Ansichten aber ich halte es für falsch Menschen bewusst in der Öffentlichkeit als Trans(-wie auch immer) zu zeigen.

    Ich merke das selber immer wieder, ich bekomme immer wieder Anfragen ob ich nicht lust auf ein Date habe, sobald ich sage das ich ts bin haben die Männer meistens kein Intresse mehr.

    Ich sehe es daher auch eher als schädlich vorallem Transvestiten in der Öffentlichkeit zu zeigen, ich kenne diese Menschen zugut die ihre Aggressionen an Transgendern auslassen, und es ist eher gefährlich solche Menschen noch zu reizen indem man ihnen Bilder unter die Nase hält.

    Ich weiß du und Farah hört das praktisch bei jedem Mal von mir aber es ist wirklich sicherer für euch und für andere lieber es zu leugnen Trans zu sein.
    Bzw. erst gar nicht Zweifel aufkommen zulassen.

    Natürlich wäre es richtig aufzuklären allerdings ist dazu unsere Gesellschaft noch nicht bereit oder weit genug...

    Gerade weil ich viele nicht-deutsche Freunde und Bekannte habe weiß ich das es praktisch sinnlos ist denen es versuchen zu erklären deswegen wissen das viele einfach nicht und gut ist.

    so jetzt hab ich euch mal wieder zugetextet ^^

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  2. < aber es ist wirklich sicherer
    < für euch und für andere lieber
    < es zu leugnen Trans zu sein.

    Das sehe ich nun völlig anders. Wie soll man den bitte schön "leugnen, trans zu sein?".
    Dafür reicht mein Passing noch immer nicht aus. Die Leute bemerken mich zwar nicht als trans, aber wenn dann doch einmal jemand Verdacht schöpft, dann gehe ich mit lockeren Worten darüber hinweg.
    Ich würde es eher so formulieren, dass man selbst aufpassen muss, wohin man wann seine Schritte lenkt. Aber das gilt auch für jeden anderen Menschen. Ärger möglichst vermeiden.

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  3. Hallo Xtina !
    Was du hier und auch als Erwiderung auf meinen Kommentar zum letzten Beitrag schreibst, erfüllt mich mit Verwunderung und Unverständnis.So kann und will ICH mein Frauenleben nicht führen, wie du es hier empfiehlst. Ich gehe auf die Menschen zu, bin überall im Alltag sichtbar und
    scheue auch kein Gespräch, selbst wenn es kontrovers ist. Nur so kann ich mich verwirklichen. Mit freundlichen Grüßen, Claudia.

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  4. Ehm .... ok
    also tut mir leid wenn das nicht eure Ansicht ist aber ich will als Frau und nicht als Transsexuelle gesehen werden, wenn ihr lieber als "Transe" von der Gesellschaft abgestempelt werden wollt, bitte !

    Ich hab ja auch nicht gefordert das ihr euch gegenüber toleranten und offenen Menschen nicht zu einem Gespräch öffnen könnt, aber es gibt auch andere Menschen denen euere Erklärungen völlig wurscht sind und es sie, so oder so nicht intressiert wie und was TS bedeutet.

    Ich kenne euch beide nicht persönlich und kann deshalb nicht über euer Passing urteilen aber warum sollte man bitte freiwillig durch die Weltgeschichte hüpfen und überall rausposaunen das man Trans ist ?

    Und Genau das macht man doch mit Videos und Photostrecken, nun gut ich gebe zu selber mal ein paar Videos zu dem thema veröffentlicht zuhaben , habe allerdings schnell gemerkt das dass absolut der falsche Weg ist und es ganz schnell unterlassen.

    Zu letzt ist es jedem seine Sache und schliesslich habe ich das hier auch niemand verboten oder?

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  5. Hallo Tina,

    ich verstehe Dich sehr gut. Ich möchte auch als Frau angesehen und akzeptiert werden und das möglichst unauffällig. Das ist das eine Gefühl, das ich habe.

    Auf der anderen Seite, sehe ich aber auch, daß viel transidente Frauen kein so tolles Passing haben, wie Du oder Kim Petras. Viele von uns beginnen ihre wahre Geschlechtsidentität erst in fortgeschrittenem Alter zu leben. Es stellt sich dann die Frage, wie weit gehe ich mit den geschlechtsangleichenden Maßnahmen um den Erwartungen der Umwelt zu genügen. Gehe ich so weit, daß ich mich im Gesicht operieren lasse und meine Wangenknochen, mein Kinn, die Augenwülste, die Nase verkleinern lasse, mir Silikon oder ähnliches unter die Wangen implantieren lasse um möglichst weiblich zu erscheinen. Damit ist es ja dann nicht getan, lasse ich mir dann noch die Stimmbänder operativ verkürzen, damit meine Stimme nicht mehr ganz so männlich klingt? Lasse ich mir Silikon in meine Brüste implantieren? All diese Fragen stellen sich, wenn ich bei einem nicht perfekten Ausgangspassing versuche möglichst Feminin zu wirken. Aber wäre ich nach diesem OP-Marathon dann immer noch die selbe Person? Fühle ich mich dann nicht eventuell fremd im eigenen Körper und das Ganze nur weil meine Mitmenschen von einer Frau gewisse Attribute erwarten? Ich denke, man sollte nicht so weit gehen, alles in Anspruch zu nehmen, was die heutige Chirurgie leisten kann. Ich weiß, in Amerika ist genau dies der Standart bei einer Geschlechtsangleichung. Dort wird noch vor der GaOp erst mal das Gesicht operiert, die Stimme angeglichen u.s.w. bis diejenige Person, dem gängigen Frauenideal entspricht. Nach so einer Behandlung fällt man nicht mehr auf und niemand käme auf die Idee, daß man Trans ist, aber wie schon einmal gefragt, fühle ich mich dann noch in meiner eigenen Haut wohl? Erkenne ich mich dann noch im Spiegel?

    Ich für meine Person lehne diese Vorgehensweise zum größten Teil ab, weil es mir zwar das Leben erleichtern würde, wenn man alles hinter sich hat, aber es bleibt doch die Tatsache, daß ich über 40 Jahre in der männlichen Rolle gelebt habe. Das meine Familie mich als Mann kennt, das meine Arbeitskollegen mich als Mann kennen, Vereinskollegen und viele Freunde und Bekannte. Wenn ich also komplett als Frau anerkannt werden möchte, müßte ich zu dem Op-Marathon am Besten noch einen neuen Job suchen in eine andere Stadt ziehen, damit ich dort neu anfangen kann. Ich müsste neue Freunde suchen und dann meine Vergangenheit komplett verleugnen. Ja, manche machen das sogar, aber für mich ist das keine Lösung, weil es für mich bedeuten würde, mich selbst zu verleugnen.

    Ich möchte hier am Bodensee leben. Ich möchte auch meine Arbeitsplatz nicht wechseln, denn er ist klasse und der Job macht mir Spaß. Ich habe tolle Kollegen und das Betriebsklima ist sehr gut (ganz abgesehen von den sehr guten sozialen Leistungen).

    All dies führt für mich zu dem Dilemma, daß ich als ganz normale Frau behandelt werden möchte und dem Versuch etwas Aufklärungsarbeit leisten möchte und mich dadurch eben auch öffentlich als Transgender outen muss. Dabei laufe ich auch nicht durch die Weltgeschichte und mache jedem Passanten darauf aufmerksam das ich eine transidente Frau bin. Im Alltag bemühe ich mich auch, möglichst als Frau angesehen zu werden und nicht als Tans* in Erscheinung zu treten. Aber es geht letztendlich darum, daß ich zu dem Stehe wer und was ich bin, eine Frau mit einer "männlichen" Vergangenheit und so manchem Handicap.

    Klar das der Versuch die Gesellschaft zu verändern, an Stelle sich den Erwartungen der Mitmenschen anzupassen, erscheint wie ein Kampf gegen Windmühlen. Ich weiß nicht welche Früchte diese Bemühungen haben werden. Aber ich bin der festen Überzeugung, daß wenn ich mich verstecke und so tue, als ob alles in Ordnung wäre, sich nie etwas verändern wird.

    Puh, ich glaube jetzt habe ich etwas zu viel geschrieben.

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  6. Die Ausführungen von Michaela an Tina haben mir sehr gut gefallen.
    Eine differenzierte Betrachtungsweise, hervorragend.

    Als ganz normale Frau behandelt werden, das denke ich, wird man nicht erwarten können. Wir erleben eine weitgehende Unsicherheit von unseren Mitmenschen uns gegenüber (Aufklärung tut Not).
    Wie sieht sie (er) normal bzw. anders aus? Aufklärung, wenn eine Verunsicherung da ist?
    Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Bild, was wir geben, in einer ländlichen Region, noch nicht gesellschaftsfähig ist.
    Aufklärung lässt sich nur leisten, wenn ich eine Plattform habe, Veranstaltungen, bei denen Beziehung ein Thema ist, hineingehe und mit diskutiere.

    Was ich ganz wichtig finde ist, ein Schulterschluss unter diesen besonderen Menschen.
    Das habe ich bisher noch wenig erlebt.

    Wir werden die Gesellschaft nicht verändern können, sondern nur überzeugen, dass es sich um einen charakterlichen wertvollen Mensch handelt, der uns gegenüber steht.,

    Gestern habe ich die Sendung „Nachtcafe“ gesehen. Da ging es um Homosexualität einer evangelischen Priesters. Weiter war dort eine Ordensschwester, die ihr ganzes Leben den Menschen in Afrika gewidmet hat. Sie verteilte Kondome. Die katholische Kirche hat sie dafür abgestraft.

    Die Früchte unserer Bemühungen können wir nur dann erreichen, wenn wir uns nicht verstecken und nicht zu viel von den Menschen, die wir kennen lernen, erwarten.

    Die Aussage, nicht alles in Anspruch nehmen, was die heutige Chirurgie leisten kann.
    Das ist sehr zutreffend beschrieben. Dazu gehören für mich das Weglassen von
    Medikamenten, wie z.B. Hormone. Denn es verändert uns, nicht nur in der eigenen Wahrnehmung, sondern auch in der eigenen Sexualität.
    Denn wenn wir sind auch eine lange Zeit jeden Tag mit uns alleine und da müssen wir uns halten und aushalten.

    Liebe Grüße von Adèle

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  7. Vielen Dank für den Hinweis zu diesen Wunderbaren Fotoseiten! Ich bin hin und weg von Bert Teunissen! Genial. Und die Idee finde ich sehr schön die Du hast. Wünsche Dir viele fotografierwillige Menschen!

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  8. Hallo zusammen,

    so, dritter Textanlauf, mal etwas kürzer, dann klappts vielleicht.

    Das Problem mit dem Thema Aufklärungsarbeit besteht darin, dass mit jedem, dem man das Thema als Betroffene/r beibringen will es schwieriger wird als "normale Frau/normaler Mann" durchzugehen, weil der tatsächliche Hintergrund immer breiter gestreut wird. Muß ich mir also die Frage stellen: "Leiste ich Aufklärungsarbeit und hab trotz oder gerade wegen aller Aufklärung immer den Stempel Transgender am Hals oder lebe ich mit einer unaufgeklärten Welt als normale Frau/normaler Mann ohne Stempel?". Doofe Zwickmühle.

    Was die Bilderreihe angeht bin ich gespannt wie Michaela das Thema rüberbringen wird.

    Gruß
    Theia

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  9. Leider habe ich kein Google-/Blogger-Account, liebe Michaela, sonst hätte ich gleich unter deinen Text gepostet. Wenn du magst, kannst du das Nachfolgende aber gern in (und mit) meinem Namen daruntersetzen.

    Ich glaube, es ist die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, die sich in den bisherigen Kommentaren ausdrückt. Wir wollen gerne so wahrgenommen werden, wie wir uns sehen - als normale, durchschnittliche, unauffällige optische Frauen. Das Abweichen von Wunsch und Wirklichkeit fängt aber trotz perfektem Makeup beispielsweise schon bei meiner Größe an: 1,88 cm, und da sind die Absätze noch nicht mit dabei. Es gibt heute zwar mehr große Frauen als früher, aber 2 Meter, da schaut man doch schon einmal mehr hin. Und dabei fällt dann doch vielleicht ein leichter Bartschatten, breite Fingernägel oder eine andere männliche Sache auf.

    Auch da kann man sagen, was soll's - so bin ich eben. Ich sage das auch für mich persönlich, aber unsere Gesellschaft, die es - auch dank prominenter Beispiele - inzwischen gelernt hat, Schwule und Lesben zu akzeptieren, ist in unserem Punkt leider noch nicht so weit. Es gibt noch keinen transidenten Bürgermeister, Außenminister oder wasweißich, der sich öffentlich dazu bekennt. Zu sehr spukt noch Charlys Tante in den Köpfen und damit die Angst vor Spott. Bei mir übrigens auch, und ich habe keine Lust, mich bei irgendwem dafür zu rechtfertigen, dass ich einen Rock trage.

    Deshalb glaube ich, dass dieses Projekt helfen kann. Wir Transgender zeigen uns so normal, wie wir sind, in unserer Umgebung. Ich halte das für eine gute Idee.

    Liebe Grüße,

    Silke

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  10. @Silke Danke liebe Silke, ich habe den Text, den Du mir per Mail zugeschickt hast, hier als Anonymen Kommentar gepostet.

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