Ich habe in den letzten zwei Monaten, das Buch von Richard David Precht "Die Kunst kein Egoist zu sein" gelesen. Es scheint so, daß ich eine gewisse Neigung zu Büchern mit philosophischen Inhalt, bzw. mit Gedanken zur Ethik habe. Immerhin ist es in recht kurzer Zeit schon das 2. Buch mit ähnlichem Thema, so habe ich vor gut 2 Monaten das Buch Moral von Rainer Erlinger gelesen und dazu auch eine Rezension auf YouTube eingestellt. Obwohl beide Bücher über das Moral handeln, scheint mir das hier vorliegende Buch von der Intension und vom Aufbau anders zu sein als das von Rainer Erlinger. Richard David Precht erklärt zu aller erst einmal, welche Theorien es bezüglich eines ethischen Handelns gibt und welche Ideen, das Handeln der Menschen erklären. Er führt hier ähnlich wie Rainer Erlinger, verschiedene Moralphilosophische Ansätze an, aber ich hatte recht schnell das Gefühl, daß er die Idee, das der Mensch ein soziales Wesen ist, das auf den Austausch und auf Kooperation mit Seinesgleichen angewiesen ist, als die Theorie ansieht, die wohl der Wahrheit am nächsten kommt. Er untermauert diese Theorie auch mit den neuesten Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft. Aus diesem Ansatz heraus sieht Richard David Precht, den Menschen als ein Wesen, daß ethisch korrekt handeln möchte, es aber auch immer wieder schafft, das Gegenteil dessen zu tun, was ethisch als richtig angesehen wird oder sogar gegen seine eigenen Überzeugungen zu Handeln. Er beschreibt, welche Gründe dafür verantwortlich sein können und welche Umstände Menschen dazu verleiten lassen, sich sozusagen auf die Seite des Bösen zu schlagen.
Vom Handeln des Einzelnen zum Verhalten von Staaten und Wirtschaftsunternehmen ist es ein weiter Weg, aber auch hier schafft es Richard David Precht, die Handlungen von Gruppen zu erklären und er geht sogar noch weiter, er übt in dem Buch auch Kritik an den zur Zeit bestehenden Verhältnisse. Der Neoliberalismus der letzten 20 Jahre, hat es geschafft eine Bankenkrise hervorzurufen, deren Auswirkungen wahrscheinlich noch nicht überstanden sind. Er weißt darauf hin, daß ordnungspolitische Vorgaben, für ein marktwirtschaftliches System notwendig sind, denn ohne diese - wenn man alles dem Markt überliese - führt dazu, daß die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Er stellt einige sehr interessante Fragen in dem Buch und ich finde, daß diese Fragen in die aktuelle Tagespolitik Eingang finden müssten. Richard David Precht plädiert u.a. für ein Mehr an Demokratie und ein Mehr an Verantwortung von oben und von unten.
Das Buch liest sich sehr gut. Richard David Precht bringt dem Leser dieses manchmal als öde und trocken angesehene Gebiet der Ethik in einer interessant und gar nicht so trocken Form rüber. Er schildert einige Beispiele aus der Praxis oder aus Untersuchungen und er beschreibt die Theorien und Ideen eher an konkreten Begenheiten, als das er großartige Theoriegebilde wiedergeben würde. Ich finde, daß das Buch sehr interessant und anregend ist und ich kann es nur Jedem empfehlen, der ein wenig mehr über die menschliche Natur wissen möchte und wieso wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält.
Ich gebe dem Buch 5 von 5 möglichen Sternen.
Buchrezension: Die Kunst kein Egoist zu sein von Richard David Precht, 13.06.2011
auf dem YouTube-Kanal von Michaela
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