Beim letzten Transgender-Euregio-Treff hatten Farah und ich, die Gelegenheit ein Interview mit Bettina und Michaela führen zu können. Bettina ist eine Biofrau (Cisgender)und die Freundin von Michaela. Michaela ist Mann-zu-Frau Transgender und lebt schon seit einiger Zeit, zumindestens teilweise, in der weiblichen Rolle. Bettina teilt uns in dem Interview, ihre Ansichten über das Zusammenleben mit einem transidenten Menschen mit und wie man ihrer Meinung nach, mit dem Thema in einer Partnerschaft umgehen sollte. Ich finde dieses Interview sehr gut, da es einen neuen Aspekt in unserer Interviewreihe auf das Thema Transgender wirft. Schaut es euch an und macht euch selbst ein Bild davon:
Bisherige Interviews zum Thema Transgender/Queer:
- Farah im Gespräch mit Janette
- Farah im Gespräch mit Nikolas
- Farah im Gespräch mit Nicole
- Farah im Gespräch mit Maria
- Farah im Gespräch mit Angela
- Farah im Gespräch mit Maxi
- Farah im Gespräch mit Michaela
- Interviewgäste gesucht
Wir suchen weiterhin mutige Transgender die ein paar Worte vor der Kamera über ihr Leben als Transgender berichten wollen, egal ob Mann-zu-Frau oder Frau-zu-Mann Transident. Wenn du dich angesprochen fühlst, melde dich bei mir. Meine Email Adresse lautet: [email protected].
Dir Gründe, weshalb wir diese Interviews durchführen kannst du zum einen in dem Interview mit Michaela nachlesen bzw. hier noch einmal.
Die wichtigsten Gründe aus unserer Sicht sind:
- Wir möchten mit den Interviews einer breiteren Öffentlichkeit die Situation von Transgendern oder anderen Menschen, die nicht ins zwei Geschlechtermodell passen, näher bringen.
- Ziel ist es durch Wissensvermittlung, die Akzeptanz für Transgender in der Bevölkerung zu erhöhen (Wissen baut Vorurteile ab).
- Wir hoffen, anderen Transgendern, die bis jetzt nur im Verborgenen ihre wahre Identität ausleben konnten, Mut zu machen, sich von ihren Ängsten zu lösen, damit sie einen für sich passenden Lebensstil finden können, welcher es ihnen ermöglicht, ihre Gefühle auszudrücken.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch einmal Gedanken darüber machen würdet, was das "biologische Geschlecht" eines Menschen sein soll - vorallem dann, wenn transsexuelle Frauen als "biologischer Mann" genannt werden. Ist es für ein vorstellbar, dass auch Mädchen mit Penis und Hoden geboren werden können? Waren diese Mädchen jemals Jungen? Warum aber bezeichnet ihr diese Mädchen so? Und warum ihr selbst euch auch?
AntwortenLöschen@Kim
AntwortenLöschenweil sich Michaela und Farah als Transgender und nicht als Frauen sehen ;)
Hallo Kim,
AntwortenLöschenich bin, wie die meisten Menschen, mit eindeutigen körperlichen primären Geschlechtsmerkmalen zur Welt gekommen. Weiterhin haben sich während meiner Pubertät auch die entsprechenden sekundären Geschlechtsmerkmale heraus gebildet. Im Rahmen weiterer medizinischer Untersuchungen wurde dann auch noch bei bei mir festgestellt, daß in meinen Zellkernen ein X und ein Y Chromosom zu finden ist. All dies hat dazu geführt, daß ich von meiner Umwelt zu erst einmal als männlich eingestuft wurde.
Diese auf augenschein basierende Einstufung wird landlaufig auch als biologisches Geschlecht also entweder biologisch gesehen Mann oder Frau genannt. Es berücksichtigt nicht, was man fühlt und ob man sich
auch dieser Gruppe zugehörig fühlt, die einen durch die körperlichen Anlagen zugewiesen wurden. In meinem Fall ist dies nicht der Fall, wie wohl bei den meisten Transgendern bzw. transidenten Menschen,
die ebenfalls mit eindeutigen "männlichen" oder "weiblichen" Körpern zur Welt gekommen sind und sich mit ihrem Geburstgeschlecht nicht versöhnen können.
Welche Konsequenzen, das für die einzelnen betroffenen Personen hat, ist denke ich jetzt wiederum sehr individuell. Für manche bedeutet diese Diskrepanz zwischen biologischen Anlagen und den eigenen Gefühlen, daß sie sich dazu gezwungen fühlen, diese Diskrepanz aufzulösen und sie ihrem gefühlten Geschlecht entsprechend ihr Leben einrichten. Ich möchte ganz bewußt nicht darauf eingehen, was jetzt männlich oder weiblich ist, denn dieses Thema würde jetzt denke ich den Rahmen sprengen. Auch möchte ich nicht darauf eingehen, welches der "richtige" Weg zur Auflösung dieser Problematik ist. Meiner Meinung nach, sollte jeder transidente Mensch den für sich passenden Weg finden. Es ist im besten Sinne ein Weg zur Selbsterkenntnis und kann nicht durch Aussenstehende vorgegeben werden bzw. für alle gleich sein, denn wir sind alle sehr verschieden und haben aber zugleich sehr vieles gemeinsam.
Zu Deinen Frage:
....dass auch Mädchen mit Penis und Hoden geboren werden können? Waren diese Mädchen jemals Jungen? Warum aber bezeichnet ihr diese Mädchen so?
Wenn ein Kind mit einem Penis und Hoden zur Welt kommt, ist dieses Kind zuerst einmal ein Junge, sprich ein männliches Kind (ich berücksichtige hier keine Intersexuellen Kinder). Diese herangehensweise hat sich in den letzten paar tausend Jahren bewährt und ist im allgemeinen auch richtig. Erst durch die Gefühle kann diese Person zu einem weiblichen Wesen oder eben auch zu einem männlichen Person werden. Deine Betrachtungsweise macht nur Sinn, wenn sie ex Post erfolgt und diese Person eben schon für sich reden kann. Ein Kind das gerade auf die Welt gekommen ist, wird natürlich ex Ante in das Geschlecht und die Geschlechtsrolle eingeordnet, zu denen die körperlichen Merkmale passen.
Ich bin übrigens kein Mädchen mehr sondern eine ganz ausgwachsene Frau ;-)
"Wenn ein Kind mit einem Penis und Hoden zur Welt kommt, ist dieses Kind zuerst einmal ein Junge, sprich ein männliches Kind (ich berücksichtige hier keine Intersexuellen Kinder). Diese herangehensweise hat sich in den letzten paar tausend Jahren bewährt und ist im allgemeinen auch richtig."
AntwortenLöschenGenau das was du als "richtig" bezeichnest, ist es bei näherem Hinsehen noch lange nicht. Dass Geschlecht zwar im Allgemeinen am Vorhandensein oder Fehlen eines Penis festgemacht wird... auf Grund dessen, weil dies bei den meisten Menschen stimmen mag, ist zwar bei den meisten (vorallem westlichen) Kulturen weitverbreitet, beschreibt aber nicht die Ausnahmen von der Regel. Du hast selbst Intersexualität bereits angedeutet - hier gibt es z.B. "xy-Frauen"... es gibt auch wissenschaftliche Berichte darüber, dass xy-Menschen bereits schwanger wurden, usw... so dass die Gleichung Penis=Mann bzw. xy=Mann nicht in allen Fällen aufgeht. Und genau zu diesen wenigen Fällen gehört dann eben neben Intersexualität auch Transsexualität.
Ich für meinen Teil sehe mich trotz meiner Transsexualität nicht als "unbiologische" Frau an, sondern als zur Natur gehörend, die mir eben anstatt einer Vagina und Gebärmutter Penis und Hoden mitgegeben hat. Dieser Umstand macht mich noch lange nicht zum Jungen/Mann, da, wäre ich einer gewesen, niemals medizinische Massnahmen wie eine GaOP ergriffen hätte, ich hätte sie dann ja - ziemlich logisch, was? - einfach nicht gebraucht, da die Genitalien ja zu meinem Geburtsgeschlecht gepasst hätten.
Man hört ja so oft, dass transsexuelle Frauen keine Frauen wären, sondern Männer, die sich "wie Frauen fühlen"... wie ist das denn so? Wie fühlt sich denn eine Frau? Ich glaube nicht, dass es eine befriedigende Antwort auf diese Frage gibt. Mensch könnte mit Geschlechtsrollenklischees antworten... aber sonst? Nenene... es gibt eben doch einen Unterschied ob ich mir andichten lasse, zu "fühlen wie", oder ein Wissen über mein eigentliches Geschlecht besitze.
Schönen Gruss von einer biologischen transsexuellen Frau
Hi Michaela und Farah,
AntwortenLöschentut mir leid wenn ich das sage und es ist auch alles andere als böse gemeint allerdings finde ich das ihr mit euren Interviews Vorurteile abbaut, wer sich gezielt Transgender sucht die diesen "heute Mann, Wochenende Frau, wenn mich keiner erwischt" Lifestyle oder sonstiges dergleichen haben.
Wie sollen die Leute bitte da keine Vorurteile gegenüber haben? Es ist einfach Realitätsfremd das zu meinen.
Übrigens geht das wohl nicht nur mir so.
alles Liebe
Thalia