Samstag, 2. August 2014

Videorezension: Tim's Vermeer

Wie ich schon in der letzten Folge des Freischnauze Podcasts gesagt habe, habe ich mir die Tage eine Dokumentation angeschaut. Sie heißt "Tim's Vermeer" und es geht darum, wie Vermeer, der berühmte holländische Maler, seine Bilder gemalt haben könnte. Das besondere an den Bildern ist, daß sie sehr detailgenau sind. Sie sind sogar so detailgetreu, daß man in den Bildern teilweise etwas sehen kann, daß man sich nur erklären kann, wenn man die Verwendung von optischen Hilfsmitteln in Betracht zieht. Tim Jeneson, der Protagonist der Dokumentation ist kein Maler und hat auch sonst nichts mit Kunst am Hut. Er ist Erfinder, jedenfalls wird er so in dem Film betitelt und er kennt sich mit Videos aus. Immerhin hat er für die Entwicklung entsprechender Software und Vorrichtungen für die Videoproduktion schon zwei Emmys bekommen. Tim ist von den Bildern Vermeers sehr begeistert und er glaubt eine Methode gefunden zu haben, wie Vermeer seien Bilder gemalt haben könnte. Tim geht sogar so weit, daß er ein Sujet Vermeers in Originalgröße nachbaut um es dann, mit der von ihm entwickelten Methode zu malen. Das ganze Projekt, zieht sich über mehrere Jahre hinweg und auch der Prozeß des Malens dauert mehrere Monate. Das Ergebnis ist aber sehr beeindruckend und kommt an die Detailtreue eines Vermeers hin. (Trailer des Videos -> http://youtu.be/94pCNUu6qFY)

Mich fasziniert die Idee, daß berühmte Maler aus vergangenen Jahrhunderten eventuell optische Hilfsmittel benutzt haben könnten. Ich habe dazu auch schon mal einen Beitrag in meinem Kunst- und Fotoblog Bilderwerk gepostet gehabt und zwar geht es in dem Posting über das Buch Geheimes Wissen von David Hockney, daß ich mein Eigen nenne. Ich finde dieses Thema interessant, weil es für mich eine art Legitimation darstellt, es den großen Meistern der Vergangenheit nachzumachen. Ja ich nutze um meine Bilder, die ich gelegentlich male oder zeichne optische Hilfsmittel. Entweder pause ich ausgedruckte Fotos durch oder ich nutze auch, bei größeren Formaten einen Projektor. Diese Hilfsmittel sind aber im Vergleich zu der in dem Video beschriebenen Vorgehensweise geradezu einfach und simpel, denn mit den Vorzeichnungen, habe ich nur die Objekte grop vorskizziert, aber bei dem Verfahren von Tim Jeneson, wird das ganze Bild mit Hilfe eines Spiegels nach und nach aufgebaut. Es ist zwar sehr aufwendig, aber im Endeffekt ist es eine gemalte Fotografie, was man erhält. Durch dieses Vorgehen stellt sich dann aber auch gleich die Frage, was ist dann die Kunst an so einem entstandenen Gemälde. Ist es die akribische Arbeitsweise des Künstlers oder die Idee, die er hatte, um die optischen Instrumente entsprechend einsetzen zu können oder die Bildkomposition? Eines kann es aber nicht sein, das malerische Können, denn wie die Dokumenttion beweißt, kann jeder, der diese Hilfsmittel nutzt und ein paar wenige Regeln anwendet, ein solches Meisterwerk schaffen, auch wenn er kein Künstler ist. 

Was hälst du von der Idee, daß Künstler aus Zeiten vor der Erfindung der Fotografie, möglicherweise Optische Hilfsmittel benutzt haben? Was hälst du von der Dokumentation? Mich würde es sehr interessieren, was du dazu meinst. Bitte schriebe mir deine Meinung in die Kommentare.

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3 Kommentare:

  1. Der Witz an einem Kunstwerk ist der Akt der Schöpfung eines Werks.
    Das ist etwas was über reines Kopieren und Nachmachen hinausgeht.
    Die handwerkliche Fertigkeit des Anstreichens ist für die Entstehung
    eines gemalten Kunstwerkes notwendig aber nicht hinreichend.


    Künstler nutzen seit Jahrhunderten, vermutlich seit Jahrtausenden
    nicht eventuell sondern regelmäßig optische Hilfsmittel, daran ist nichts geheimnisvoll oder "shocking". Sogar jeder Zeichner nutzt den Daumen
    oder die Zeichenkohle als Maßstab und Winkelmesser.
    Manche schielen auch hin und wieder mit einem Auge aufs Modell und mit dem anderen aufs Papier und bringen die Konturen zur Deckung.

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  2. Ja, Künstler nutzen Hilfsmittel, wie ihren Daumen oder ihren Bleistift, aber wenn sie optische Hilfsmittel nutzen, hat das eine ganz andere Qualität. Die Einschätzung der künstlerischen Leistung verschiebt sich von "Wow, das ist ja genial" zu "das kann ja jeder".

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  3. Die Argumentation mit dem:
    "das kann ich auch!" ist altbekannt. Welcher Künstler hätte das noch nicht gehört?
    Die meisten Leute, die das im Museum bei den alten Meistern oder noch noch peinlicher direkt vor einem zeitgenössischen Künstlern in einer Galerie öffentlich äußern, könnten es nicht.
    Vermeers Verdienst ist die "Inszenierung der Imagination"
    und die "Realisierung von Immanenz" nicht das pure perspektivische Abmalen einer geometrischen Realität.*
    Ob Vermeer eine Camera obscura hatte wird schon seit ewigen Zeiten diskutiert, es ist naheliegend, dass er
    eine hatte und nutzte; ein direkter Nachweis wurde aber meines Wissens bisher nicht erbracht.
    Für seine künstlerische Leistung an sich ist die Frage indes völlig ohne Belang.
    Es geht um das Werk, nicht um das Werkzeug.


    Berthold Holzwarth
    http://www.photouniversum.de


    * ich empfehle dazu die einschlägige Literatur über Vermeer

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