Donnerstag, 18. Februar 2010

Aufregung in den Abendstunden

Wie im letzten Gastbeitrag schon Farah (Gastbeitrag von Farah: Zivilcourage zu zeigen ist schwer !) berichtete, hatten Farah und ich am Dienstagabend ein aufregendes Erlebnis. Ich möchte hier meine Eindrücke dazu erzählen, da ich das Ganze ein wenig anders erlebt habe als Farah.

Farah und ich waren am Dienstagabend, es war Faschingsdienstag, auf dem Weg zu einem großen Drogeriemarkt, der an der Marktstätte in Konstanz gelegen ist. Es war schon ziemlich dunkel, aber es waren noch sehr viele Menschen unterwegs. Als wir schon in der Nähe des Drogeriemarktes waren, machte mich Farah auf eine Gruppe Jugendlicher aufmerksam, die sich anscheinend stritten. Die meisten der Jugendlichen waren in meinen Augen noch fast Kinder, nur einer hob sich aus der Gruppe hervor, er war sichtlich größer und wohl auch etwas älter. Er hatte eine Baseballkappe auf, die mit kleinen Totenköpfen verziert waren, zumindestens sah es für mich so aus. Dieser größere und ältere Jugendliche hatte offensichtlich Streit mit einem aus dem Rest der Gruppe. Ich nahm diese Streitigkeiten erst gar nicht so wahr und auch nicht für sonderlich ernst. Ich dachte mir, daß das eben so ein Streit unter Jungs ist, der auch gleich geschlichtet sein wird. Immerhin war der Angegriffene nicht alleine, so dachte ich mir. Aber dem war nicht so. Die Streitigkeiten wurden immer heftiger, von anfänglichen schubsen wurden Schläge und das auch noch in Richtung Kopf und Gesicht. Die Gruppe bewegte sich dabei immer weiter von dem Drogeriemarkt weg in Richtung der anderen Seite der Marktstätte. Klar, der Angegriffene versuchte den Schlägen der Angreifers zu entgehen, der ließ aber in seinen Attacken nicht nach, ganz im Gegenteil sie wurden immer heftiger.

Farah sagte, daß man da doch eingreifen sollte und als ich das alles so beobachtete, dachte ich mir auch, da müßte doch jemand dazwischen gehen, aber niemand tat etwas. Es waren so viele Leute da, aber keiner versuchte die beiden Streitenden zu trennen. Ich war wie gelähmt. Ich hatte das Gefühl, daß ich etwas unternehmen müsste, aber meine Angst vor den Konsequenzen war größer als mein Mut. Erst als die ganze Situation so weit eskalierte, daß der kleinere der Jugendlichen auf dem Boden zu liegen kam, seinen Kopf mit den Armen zu schützen versuchte und sich einrollte, weil der Angreifer mit den Füssen nach ihm trat, war das Maß voll. Ich bewegte mich in Richtung der Streithähne und schrie irgendetwas wie "Aufhören, was soll das". Das war wohl auch die Initialzündung für Farah, die darauf hin zu der Gruppe Jugendlichen rannte und versuchen wollte, die Streitenden zu trennen. Dazu kam es aber dann zum Glück nicht, denn ein großer und kräftig erscheinender junger Mann im Bienenkostüm kam plötzlich (ich habe ihn erst registriert, als er bei den Streitenden war) und trennte den Schläger von seinem Opfer. Der auf dem Boden liegende stand darauf hin so schnell auf, wie ich das nicht erwartet hätte. Nach dem was er eingesteckt hatte, hätte ich erwartet, daß man einen Krankenwagen hätte holen müssen, aber dem war zum Glück nicht so. Der Schläger versuchte noch einmal, sich auf sein Opfer hin zu bewegen, aber der Mann im Bienenkostüm hinderte ihn daran. Es sah so aus, als ob die große Biene, den jungen Mann versuchte zur Raison zu bringen, was ihr wohl gelang. Die Gruppe Jugendlicher, zu denen auch der Angegriffene gehörte machte sich darauf hin auf dem Weg fort in Richtung des Drogeriemarktes und Farah und ich begleiteten sie noch bis in den Drogeriemarkt hinein. Farah fragte das Opfer noch, ob alles in Ordnung sei und ich glaube mich zu erinnern, daß er irgendetwas sagte und wohl meinte, daß alles mit ihm ihn Ordnung ist.

Ich war ganz erschüttert bei all dem, aber Farah hat die ganze Sache noch viel mehr mitgenommen als mich. Ich machte mir Vorwürfe, daß ich zu lange gewartet hatte, bis ich versuchte einzuschreiten. Ja ich war sehr froh, daß der große Mann im Bienenkostüm kam und die Streitenden trennte, denn ich weiß nicht, ob ich das so gut gekonnt hätte wie er, aber ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, den Schläger aktiv gegenüber zu treten. Vielleicht ist es einfach nur wichtig, Präsenz zu zeigen und nicht weg zu schauen, dem Agressor klar zu machen, daß das was er tut nicht in Ordnung ist und versuchen Öffentlichkeit herzustellen, in dem man umstehende Personen mit in das Geschehen einbindet. Ich weiß nicht, ob der Herr im Bienenkostüm erst durch meinen Ruf aktiv wurde oder schon vorher den Entschluss gefasst hatte einzugreifen, aber das spielt auch keine Rolle. Wichtig war für mich gestern Abend, daß ich den Mut und den Entschluss gefasst hatte einzugreifen und nicht weg zu schauen und das dem Opfer anscheinend nicht viel passiert ist. Auch war ich über Farah überrascht, die sich richtig heldenhaft gezeigt hatte und gleich los rannte. Ich hoffe, ich komme nicht noch einmal in eine solche Situation, aber ich nehme mir vor, daß ich wenn es denn doch der Fall ist, ich nicht mehr so lange warte bis ich mich engagiere.

Nachtrag:
Das Ganze findet sich auch in einem Artikel "14-Jähriger tritt auf Jungen ein" des Südkuriers wieder.

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