Nach längerer Pause, hatten Farah und ich gestern die Gelegenheit, Carmen zu einem Interview begrüssen zu dürfen. Carmen ist eine transidente Frau, die aus der Bodenseeregion stammt, aber der Liebe wegen, schon seit einiger Zeit in Bielefeld lebt. Carmen hat, wie so viele transidente Menschen, ein sehr bewegtes Leben hinter sich und sie gibt uns in dem Interview einen kleinen Einblick aus ihrem Leben. Das Interview wurde in der Nähe der Musikmuschel in Friedrichshafen aufgenommen und während unserer Aufnahmen hat sich das Stadtorchester für einen Auftritt vorbereitet, weshalb man auch im Hintergrund des Videos, ab und zu einmal ein paar musikalische Geräusche hören kann. Wir hatte auch Glück mit dem Wetter, denn als wir fertig waren und alle Gerätschaften wieder eingepackt hatten, fing es an zu regnen.
Farah im Gespräch mit Carmen auf dem YouTube-Kanal Menschen dieser Erde
Das Interview ist auch als Podcast erhältlich. Hier geht es zu der Podcastfolge, bei Audioboo: http://bit.ly/OTGqjf
Das Interview habe ich auch transkripiert, so daß man das Interview hier auch wortwörtlich nachlesen kann:
#00:00:05-6# Farah: Hallo liebes Publikum hier ist wieder eure Moderatorin Farah, ich melde mich nach längerer Pause mit einem ganz tollen Interviewgast zurück. Neben mir sitzt die Carmen und ihr wißt ja vielleicht, wir haben jetzt länger nach Interviewgästen gesucht und finden es ganz toll, daß wir wieder eine mutige transidente Frau gefunden haben, die bereit ist vor der Kamera über ihr Leben zu sprechen. Bevor ich jetzt starte grüße ich noch ein paar Leute, also besser gesagt, grüsse ich jetzt erst mal fünf Leute und die restlichen fünf von den insgesamt zehn, werden am Schluß des Interviews genannt. Ihr solltet dran bleiben und euch Carmens Lebensgeschichte anschauen und anhören und dann werdet ihr vielleicht auch noch gegrüßt, wenn ihr Glück habt.Also ich grüsse die Lisa Marie aus Magdeburg, die Darlin, die Susanne, die Celine aus Dortmund, die Rebia und den Steffen Krüger. Ich glaube, daß waren schon mehr wie fünf, also wie gesagt, die Letzten, die Anderen restlichen kommen dann am Ende vom Interview.
#00:00:56-0# Farah: So Carmen, jetzt stell dich den Zuschauern doch einfach kurz selber vor.
#00:00:58-5# Carmen: Ja, wie gesagt ich bin die Carmen. Ich grüsse auch meine Facebookfreunde. Ja ich bin seit, 2007 offiziell geoutet. Da davor viele Jahre lang heimlich gelebt. Also ich bin transsexuell oder manche sagen, wenn man die Op hinter sich hat ist man nicht mehr transsexuell, dann ist man Frau.
#00:01:25-6# Farah: Wie siehst du das?
#00:01:25-6# Carmen: Ich finde mich trotzdem transsexuell Weil ich bin nun mal, daß was ich vorher war, kann ich nicht abhacken, wegkicken, das gehört genauso zu meinem Leben, wie das was ich mir jetzt aufbaue oder was ich jetzt lebe.
#00:01:40-5# Farah: Du sagst du bist ein ganzheitlicher Mensch? Diese männliche Erziehung oder dieses Leben in dieser Rolle, kann man ja auch nicht von jetzt auf gleich abhacken, so zusagen. Carmen, wann hast du diese Gefühle zum ersten Mal gehabt? Viele berichten ja, die haben es schon ganz früh als Kinder gemerkt, daß ist ja - hat du mir ja gesagt - bei dir nicht so gewesen. Du hast es so mit 11 zum ersten Mal gemerkt.
#00:01:59-3# Carmen: 10, 11
#00:02:01-5# Farah: Und woran hast du das gemerkt?
#00:02:01-7# Carmen: Eigentlich, ich muß jetzt sagen, kann man eher sagen, den Spaß am Verkleiden. Ich habe dann mit meinem Bruder dann öfters Hitparade gespielt und ich habe dann den weiblichen Part immer übernommen, also deswegen habe ich damals noch nicht sagen können, von mir ich will lieber Mädchen sein oder so, aber das waren halt so wenn ich so zurück denke, die ersten Momente, wo ich sag, ok, ich habe mich wohl gefühlt als Mädchen.
#00:02:27-0# Farah: Das ist jetzt für einen jungen Menschen auch ein bisschen viel verlangt, wenn er so zusagen, die Thematik für die ganz viele keine Worte haben. Er oder sie soll, das dann in Worte fassen, warum er sozusagen oder sie so fühlt. Ich meine, du bist, ich sags mal, spielerisch hast du das ganze gestartet oder bis es angegangen und hast aber immer mehr Frauenfiguren verkörpert?
#00:02:45-3# Carmen: Ich bin mehr in die weibliche Rolle rein oder ich habe die weibliche Rolle gespielt. Als Kind hätte ich eher gesagt, gespielt.
#00:02:54-6# Farah: Es war dann so Carmen, du hast mir erzählt, dieses Spiel was du als schön empfunden hast, wahrscheinlich, das ist ja immer nur bestraft worden. Das ist ja auch ganz schlimm, das erleben ja auch ganz viele transidente Menschen, dieses was sie als schön empfinden, als angenehm, wird von der Aussenwelt immer bestraft, also man hat dann immer diese ambivalenten Gefühle. Einerseits innerlich finde ich es schön, von aussen kriege ich aber sofort, wie hast du gesagt, einen Satz heißer Ohren, was hinter die Löffel. Also du kriegst die Rückmeldung, es ist was Böses, was Schlechtes und mit diesem Wiederspruch muß man ja erst mal umgehen lernen. Wie war das für dich damals?
#00:03:24-9# Carmen: Ich muß sagen, ich denk mal, der Spruch von meiner Mutter damals und einen Satz heißer Ohren, der Spruch dann: Du bist nicht ganz sauber, du bist ein Junge. Wo sie mich dann erwischt hatte in Mädchenkleidung, ich denke der hat erst mal meinen weiteren Lebenslauf geprägt. Der hat halt, dafür gesorgt, daß ich ja dann, wie soll ich sagen, selber an mir gezweifelt habe, selber mich in, männliche Rollen rein gezwängt habe.
#00:03:55-0# Farah: Also sie hat dich sozusagen, mit diesem Druck, den sie da ausgeübt hat auch eigentlich innerlich blockiert erstmal. Sie hat erstmal dafür gesorgt, daß du diese Gefühle so weitestgehenst unterdrückst, daß diese nicht mehr hochkommen. Du hat ja auch erzählt, du hast es eigentlich nicht nur unterdrückt, sondern du bist ganz ins Extrem eigentlich gegangen. Du bist dann eine Karikatur eines Mannes geworden, ich sage es mal ganz überzogen, ausgedrückt. Du hast dann angefangen dich für die Biker-Szene zu interessieren, du warst bei der Bundeswehr, du bist keiner Schlägerei aus dem Weg gegangen, du hast den Beruf des Schreiners gelernt, eigentlich auch ein typisch männlicher Beruf, du warst einmal verheiratet, hast zwei Kinder, hast ein uneheliches Kind. Also du hast das Klischee eines Mannes eigentlich verkörpert. Wann hast du dann sozusagen, diesen Mut gefaßt, du hast erzählt, es war zwischenzeitlich schon immer wieder latent da und ab und zu hast du wieder Frauen Sachen angezogen, aber wann war dieser Moment da, daß du gesagt hast, so jetzt ist Schluß, jetzt gehe ich an die Öffentlichkeit und jetzt lebe ich es dauerhaft?
#00:04:49-9# Carmen: Bis dahin war es noch eine Weile, daß war dann Ende 2007, also hat sehr lange gedauert. Wie gesagt, ich war 16 Jahre verheiratet, nach 17, 18 Jahren war dann die Scheidung, Weil wir dann getrennt leben. Ja, es hat Phasen in der Ehe gegeben und dann die letzten 3, 4, 5 Jahre ist es halt immer extremer geworden. Da habe ich mich regelrecht verabschiedet von meiner Familie und bin dann ein bis zwei Wochen, drei Wochen teilweise einfach von zu Hause weg. Keiner hat gewußt was mit mir ist, habe mich verabschiedet, mit nem Auto und tschüss ab. Da habe ich dann nur meine weibliche Seite gelebt.
#00:05:33-8# Farah: Du hast dir sozusagen, Urlaub von deiner Familie genommen.
#00:05:36-7# Carmen: Ja
#00:05:36-2# Farah: Wobei man sagen muß, es ist ja auch heftig für die Angehörigen, die wußten nicht was los ist, bist du tot, was ist passiert. Da hast du denen ja auch einiges zugemutet, muß man sagen.
#00:05:45-4# Carmen: Man macht sich selber fertig, wenn ich daran denke, ich bin als Carmen in dem Auto gesessen und als, damals hieß ich noch Frank, als Frank, ich habe manchmal, gedacht, die Leute, wo draussen vorbei laufen, die müssen denken, hat die Person da drinnen, hat einen Schuß? Spinnt die? Ich habe selber mit mir diskutiert. Also Carmen und Frank haben sich unterhalten und das ist schon richtig heftig geworden.
#00:06:07-6# Farah: Also diesen beiden Anteile in dir sozusagen, einerseits der männliche Familienvater noch und aber schon die Carmen, die ausbrechen will aus dieser ganzen Situation, haben dann sozusagen wie einen Dialog geführt im Auto, sozusagen. Selbstgespräch
#00:06:19-8# Carmen: Genau. Es war quasi mein innerlicher Kampf. Da hat dann halt dann die Carmen immer mehr gewonnen, ist immer mehr durchgekommen. Gerade in einer der Phasen, hat meine Ex mir dann versucht eine Falle zu stellen. War halt mal wieder unterwegs. Sie eine Freundin angeheuert, die hat dann über SMS hat sie mich angeschrieben, sie möchte mich kennen lernen und Blabla. Ich hab mir dann schon gedacht, wie kommt das, daß eine Fremde Frau eine SMS von mir.
#00:06:55-2# Farah: Jetzt kapier ich. Also deine Frau hat sozusagen gedacht, du gehst fremd und wollte dir sozusagen einen Lockvogel oder hat einen Lockvogel engagiert ihr Freundin wollte testen..
#00:06:58-4# Carmen: Genau, genau, weil ich wieder von zu Hause weg war. Da war ich schon wieder eine oder zwei Wochen von zu Hause weg und wollten mich dann wo hin locken. Ich bin dann halt da hin. Denke mir, die muß ich mir mal anschauen. Hab zu der Frau am Telefon noch gesagt oder zu dem Mädchen. Du, ich fühle mich aber als Frau, ich trag Frauenkleidung. Ja, kein Problem ich möchte dich ganz gerne kennen lernen. Wie kommt das? Also ich bin dann zu dem Treffpunkt hin. Geschminkt, als Frau gekleidet und und und. Auf dem Parkplatz hat dann unter anderem die damals, Tanja, gewartet, die Frau die mich dahin gelockt hat und meine Ex ist aus dem Gebüsch raus gesprungen.
#00:07:40-0# Farah: Wie haben die?
#00:07:40-0# Carmen: Dann wars halt durch, ne.
#00:07:44-6# Farah: Wie haben die dann reagiert? Ich stell mir, das eigentlich absurd, aber auch gleichzeitig auch tragisch vor. Die hat hat ja eigentlich, wahrscheinlich wärs ihr noch lieber gewesen, sie hätte dich beim Fremdgehen ertappt., Weil dann wärst du ja nach wie vor ihr Mann in dem Sinne geblieben. Aber so hat sie ja, wie einen neuen Menschen kennen gelernt. Da ist ja ihre eigene Identität, ihre eigene Welt, vermutlich komplett mit zusammen gebrochen.
#00:08:02-1# Carmen: Das ist halt das, was ich dann später gesagt hab. Am Anfang haben wir noch probiert, irgendwie einen Kompromiss zu finden. Da hat es von ihrer Seite aus geheissen, ja am Wochenende kannst du ja dann mal, ne. Und aber, das ist dann, nachdem es dann raus war, weil bis dahin, wie gesagt 30 Jahre heimlich. Aber nachdem es dann raus war, hat es auch komplett raus müssen.
#00:08:27-9# Farah: Also hat du dann sozusagen?
#00:08:27-8# Carmen: Da habe ich dann zu ihr gesagt: Du es geht nicht nur am Wochenende oder nur mal den Tag oder ich möchte es ganz sein. Da haben wir uns dann getrennt und ab dem Zeitpunkt war ich dann nur noch komplett Carmen.
#00:08:44-2# Farah: Ok. Gabs da auch so eine Phase, so wie ich es verstehe, war deine Ex-Frau Kompromissbereit? Sie wollte dich eigentlich behalten, hat gedacht, das ist ein Spleen, es reicht am Wochenende für dich mal so raus zu gehen. Gab es da nicht Auseinandersetzungen, gab es da nicht auch mal Vorwürfe, von ihr, so nach dem Motto: Warum hat du mir das nicht gleich gesagt?
#00:09:03-5# Carmen: Ja klar.
#00:09:03-8# Farah: Das mußt du doch schon länger wissen? Warum bist du mit einer Lüge in die Ehe gegangen? Wurdest du so konfrontiert?
#00:09:08-4# Carmen: Genau. Es hat ja dann von ihrer Seite aus geheissen: Du hast mich 16 Jahre angelogen. Klar, Vorwürfe gibt's da mehr wie genug. Ich muß sagen: Man darf jetzt nicht nur sagen, oh der arme transsexuelle Mensch. Die Angehörigen, die machen manchmal noch viel mehr mit durch. Aber man muß halt auch irgendwo anfangen zu verstehen. Ich weiß nicht, wenn man sich ein bisschen dann interessiert für die Thematik, kommt es dann ganz anders rüber. Nur, wie ich vorhin schon zu dir gesagt habe, selber Betroffene, für die ist es bedeutend härter und ganz anders, wie für aussen stehende, die sagen: Hei cool oder...
#00:09:56-6# Farah: Ja klar, wenn man selber nicht betroffen ist kann man leichter tolerant sein. Das haben wir im Vorfeld auch so ein bisschen besprochen gehabt. Und wie ist es denn, wie reagieren deine Kinder darauf? Dürfen sie noch Papa sagen? Haben sie ihren Papa verloren, wie gehen sie mit Carmen um? Kommen sie mit dir und deiner neuen Identität zurecht?
#00:10:08-8# Carmen: Über meine Grosse rede ich gar nicht. Da passe ich nicht in die politischen Ansichten, wo se hat. Ich mach jetzt nichts mit meiner rechten Hand. Äh, meine zwei jüngeren, Sohn ist 19, Tochter ist 17. Am Anfang hat mein Sohn noch gesagt, ok, dann ist eben jeden Tag Fasching für ihn, ne. Aber das er relativ schnell damit abschließt war fast klar.
#00:10:38-1# Farah: Abschließt bedeutet, daß er damit zurecht kommt, oder er den Kontakt abbricht zu dir?
#00:10:39-9# Carmen: Das er den Kontakt abbricht.
#00:10:41-6# Farah: Du hast eigentlich keinen Kontakt mehr zu deinen Kindern und zu deiner Frau
#00:10:43-0# Carmen: Genau, genau.
#00:10:43-9# Farah: Also dein altes Leben ist in dem Sinne auch komplett in die Brüche gegangen. Also dieses Leben was du dir sagen wir mal, in Anführungszeichen, in der männlichen Rolle aufgebaut hattest, da ist dir nichts mehr geblieben, verstehe ich das richtig?
#00:10:54-3# Carmen: Gar nichts mehr, gar nichts mehr.
#00:10:56-6# Farah: Das ist ja heftig. Das ist ja dann, sozusagen praktisch, der Neuanfang ist dann sehr hart für dich ausgefallen, sozusagen. Klar kann man sagen, sauberer Schnitt, aber es ist ja trotzdem hart, alles zu verlieren.
#00:11:05-4# Carmen: Ich muß manchmal sagen, es ist vielleicht besser, wie du so schön sagst, man zieht einen Schlussstrich und fängt dann komplett neu an. Weil ich denk mal, jetzt als Frau, bin auch vom Wesen her, ein ganz anderer Mensch, wie als Mann. Als Mann war ich, muß ich fast sagen eine Drecksau.
#00:11:27-2# Farah: Ok, gehst du jetzt ganz hart mit dir auch ins Gericht, Carmen. Was ich noch fragen wollte, Carmen, du hast ja jetzt eine neue Lebensgefährtin kennengelernt. Die Sylvia, die hat dich ja auch mit her begleitet die war auch so nett - danke Sylvia das du uns schön abgeschirmt hast, daß hier die Passanten nicht alle durchlaufen - wie habt ihr euch kennengelernt und in welchem Verhältnis lebt ihr zueinander?
#00:11:46-5# Carmen: Wir haben eine ganz normale Gemeinschaft. Klar wir leben noch, sie lebt im Haus, ich habe meine eigene Wohnung, äh, wir sind...
#00:12:03-2# Farah: Seid ihr in dem Sinn ein lesbisches Pärchen?
#00:12:03-3# Carmen: Ja, genau. Sie hat mich übers Internet kennengelernt, wobei ich sagen muß, ich war immer der Meinung, wenn immer so Shows gesehen habe, hier meine große Liebe über Internet, hier Vogel, gibt's gar nicht, kann nicht sein. Aber ich muß sagen, bei mir ist es relativ schnell gegangen. Mag vielleicht der Faktor Einsamkeit mit eine Rolle mitgespielt haben und so. Ich habe sie über, so so - wie nennt man die Dinger?
#00:12:28-4# Farah: Kontaktforum?
#00:12:31-5# Carmen: Kontaktbörse, kennengelernt. Sie war angetan von meinem Profil, weil ich auch da schon eben, nur als Carmen gelebt habe.
#00:12:47-0# Farah: Erzähl ruhig weiter, die Leute kommen schon durch.
#00:12:49-3# Carmen: Ja dann ist es eine Weile gegangen. Man hat sich halt irgendwie verstanden, da hat es gestimmt, da hat der Deckel auf dem Topf gepasst. Da habe ich noch in Sigmaringen gewohnt. War da schon fast drei Jahre auf Arbeitssuche und dann, was auch viele Transsexuelle auch durchmachen, keine gefunden. Da hat es auch oft geheissen, wir haben kein Problem mit ihrem Problem, ABER. Das geht vielen so, sagen mal so. Dann bin ich eben der Liebe wegen, der ärztlichen Begleitung wegen und der Arbeit wegen, nach Bielefeld gezogen.
#00:13:28-2# Farah: Ok.
#00:13:28-2# Carmen: Da kennt mich keiner.
#00:13:33-8# Farah: Und hast du da Arbeit gefunden in Bielefeld?
#00:13:31-9# Carmen: Hatte ich Arbeit, hatte ich, an der Uni. In der Großküche drin. Aber durch die anstehenden Ops wo waren, ja war nur ein Zeitvertrag und da danach hat es geheissen, ne wenn dann zu lange Ausfallzeit und so.
#00:13:52-6# Farah: Also hast du praktisch auf Grund dieser Thematik auch wieder den Job verloren, kann man sagen? Carmen du hast uns erzählt, es gab auch Taxifahrerin eine Zeitlang und da gab es auch Diskriminierung, kannst du uns das schildern? Was hast du da zu hören bekommen?
#00:14:02-2# Carmen: Das gabs dann auf der Arbeitssuche noch so nebenbei in Bielefeld, weil ich mich. Ich hab zwar den Job schon gehabt, als ich noch hier unten gewohnt habe, deshalb bin ich unter anderem auch da hoch gezogen, aber ich habe ja nebenbei, weil es war ja zeitlich befristet, ist dann noch mal verlängert worden, aber zu dem Zeitpunkt habe ich ja nicht gewußt wird er verlängert, wird er nicht verlängert? Und da habe ich dann trotzdem nebenbei schon mal Raum Bielefeld wegen Taxifahren nachgefragt und bin ich mal in eine Firma rein, und hab dann die Frau da gefragt, wie sucht, ihr noch Taxifahrer? Was muß man hier machen, wenn man Taxifahrer werden will? Dann halt das übliche, Personenbeförderungsschein, Ortskenntnisprüfung und dann schaut sie mich so an und sagt sie: Ja, aber sie, können wir nicht einstellen, weil - ich muß betonen, ich habe besser ausgeschaut, wie die - hoffentlich hört sie es, mit der Begründung, man könnte mich höchstens in der Nachtschicht einteilen, wenn dann quasi die Besoffenen ins Auto springen, weil Tagsüber, den Geschäftsleuten, könnt man ja so was wie mich nicht zumuten.
#00:15:16-5# Farah: Ok, also ist eine ganz klare Diskriminierung gewesen. Eine Aussage, wo du richtig auf Grund deines Äusseren oder auf Grund deiner Thematik abgewertet worden bist. Nicht schön. Carmen, was würdest du denn jetzt sagen, wenn du - in der Rückschau - wenn du, wenn eine gute Fee kommen würde und du vieles anders machen könntest. Würdest du, du wüßtest du hast diese Thematik, würdest du nochmal heiraten, würdest du nochmal so lange in der anderen Rolle so lange verharren oder würdest du es früher angehen.
#00:15:40-8# Carmen: Ich würde es wahrscheinlich früher angehen. Wahrscheinlich, wahrscheinlich. Gut, wie ich vorhin schon gesagt habe, zu meiner Zeit damals, hat man über das Thema Transsexualtiät noch so gut wie gar nichts gewußt.
#00:15:52-3# Farah: Deswegen ist diese Aufklärungsarbeit, die wir ja auch betreiben so wichtig, daß du dich auch hier zur Verfügung stellst und über dein Leben sprichst, weil damit machst du ja ganz vielen anderen auch Mut. Ich nehme an, es gibt Leute, die sind an dem Standpunkt, wo du vor 20 Jahren warst, die eben auch noch krampfhaft die andere Rolle leben und sich's eben immer noch nicht eingestehen wollen.
#00:16:10-3# Carmen: Ich bin auch schon an der Uni angesprochen worden, also so ist es nicht, ich würde ganz gerne und so. Aber man merkt auch wirklich, ob es einem wirklich ernst ist oder eben nicht.
#00:16:21-6# Farah: Ok, und Carmen uns geht's in unseren Interviews jemanden auch ganzheitlich zu präsentieren. Ich denke man hat schon einen guten Eindruck bekommen, aber hast du noch irgendwas, wo du sagst ein Hobby oder irgend einen Tipp den ich anderen Mitgeben wollte, irgendwas, was mich noch ausmacht ausser diese Transidentität an sich?
#00:16:35-1# Carmen: Ja also, ich bin Internetradio DJ, zumindest war ich das bis vor kurzem, aber ich fange wieder an - Hitradio Powerbeat.
#00:16:51-4# Farah: Ok, haben wir das auch noch untergebracht und mit diesem kleinen Werbehinweis von Carmen, darf ich mich auch, dürfen wir uns zusammen verabschieden. Jetzt kommen wie versprochen, noch die restlichen vier oder fünf Leute, also jetzt kommt noch der Jacke, danke Jacke, daß du gewartet hast, du bist an dieser Stelle gegrüßt, genau wie die Merwe, die Lysann und die Jessie und die Linda aus Bayreuth, sind auch zum Schluß auch noch gegrüßt. Also und vergesst mir nicht, die Würde des Menschen ist unantastbar und ja danke Carmen, hast wieder ganz vielen Mut gemacht und hast auch wieder einfach, es ist ganz wichtig, daß jemand mit seinem individuellen Leben einfach auch raus geht, weil damit können sich Leute identifizieren.
#00:17:25-0# Carmen: Ich möchte noch was sagen..
#00:17:27-0# Farah: Ja sag es.
#00:17:27-0# Carmen: Und zwar, mir ist Öffentlichkeitsarbeit wichtig, weil die Öffentlichkeit, meiner Meinung nach, durch diverse Fernsehsender, und und und na. Falsch aufgeklärt wird ganz einfach. Transsexuelle Menschen werden sehr viel mit Transvestiten verglichen. Jeder meint, wenn man als "Mann" in Frauenkleidern rumspringt, geht man ja eh anschaffen. Das ist nicht so. Wir sind und bleiben ganz normale Menschen.
#00:17:57-2# Farah: Das ist noch mal ein tolles Schlusswort, Carmen. Da darf ich mich noch anschliessen, also Carmen hat auch gesagt, eigentlich sagt sie, geht an die Öffentlichkeit, wenn ihr transident seit, präsentiert euch selbst, ihr könnt am besten über eure Lebenswirklichkeit berichten und auch Anderen dann wieder Mut machen und das Bild in der Öffentlichkeit vielleicht um ein weiteres Mosaik bereichern. In dem Sinne, machts mir gut und bis bald, Tschüss.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen