Donnerstag, 26. November 2009

Gastbeitrag von Farah: Enttäuschung nach dem ersten Augenblick

Oft sehen männliche Wesen meine Fotos oder ich begegne
ihnen im Vorübergehen auf der Straße. Nach dem ersten
Blick, der immer von Sympathie und meist einem Lächeln
begleitet wird, folgt der zweite Blick, dieser ist
kritisch, oft abwertend und meist von heruntergezogenen
Mundwinkeln begleitet.
Wohl bemerkt diese Blicke erfolgen von Seiten der
männlichen Wesen ich reagiere meist gar nicht mehr
weder auf das Lächeln noch auf den darauffolgendenden
abwertenden Gesichtsausdruck der Männer und Jungen.
Teilweise kann ich die männlichen Wesen verstehen: Sie
haben eine hübsche Frau gesehen und auf einmal
verwandelt sich diese Frau für sie in ein Alien, eine
Teufelin jedenfalls in etwas das keine Freude mehr
hervorruft. Sie haben eine Frau gesehen und realisieren
dann, dass sie es mit einer transidenten Frau zu tun
haben. Im Klartext heißt das: Mein Kinn ist etwas
markanter als bei Bio-Frauen und meine Stimme ist etwas
rauchiger, obwohl ich keinen Alkohohl trinke.
Vielleicht sind auch meine Bewegungen anders als die
von Bio-Frauen. Manchmal weiß ich selbst nicht was mich
von Bio-Frauen unterscheidet. Aber irgendetwas muss an
mir sein, das mich eindeutig als transidente Frau zu
erkennen gibt.
Nachdem ich sozusagen als transidente Frau erkannt
worden bin beginnen die Männer unsicher zu werden, ihre
eigene Identität bzw. ihr Gefühlsleben kommt ins
Schwanken. Diese Unsicherheit macht Angst und diese
Angst wiederum erzeugt negative Gefühle und diese
bekomme ich dann in Form von bösen Blicken zu spüren.
Manchmal würde ich mir wünschen sie würden mich gar
nicht erst wahrnehmen.
"Jungs und Männer- ein kleiner Hinweis falls wir
uns das nächste Mal begegnen versucht einfach weiter zu
lächeln, egal ob ihr nun mit mir zurecht kommt oder
nicht. Denn ihr solltet es nicht glauben auch ich bin
ein Mensch und habe Gefühle und es tut mir sehr weh
angelächelt zu werden und im nächsten Augenblick mit
Verachtung bedacht zu werden."
Dieser Tipp gilt natürlich auch für weibliche Wesen,
denen ich begegne. Im Sinne der Gleichberechtigung
sollten mich natürlich auch Frauen und Mädchen weiter
anlächeln, selbst wenn sie mich eben als transidente
Frau erkannt haben.
Wie schön wäre es durch eine Stadt voller Menschen zu
laufen, die einen alle nur anlächeln. Ich weiß es sind
Träume, aber sagt man nicht auch Träume können eines
Tages wahr werden. Man muss nur fest an sie glauben.

Alles Liebe sendet euch Deutschlands erste transidente
Moderatorin Farah

...und nicht vergessen: Die Würde des Menschen ist
unantastbar !

5 Kommentare:

  1. Liebe Farah!

    Dein Schmerz über die Zurücksetzung und die Fassungslosigkeit über die Intoleranz dieser Menschen ist in diesem Post förmlich spürbar und hat mich sehr berührt. Ein Patentrezept für eine Lösung habe ich leider auch nicht zur Hand.

    Aber versprochen: Sollte ich dir einmal begegnen, was vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich ist. werde ich dich anlächeln und begrüßen wie eine alte Bekannte. Und die Michaela natürlich auch.

    Um die mach ich mir ein wenig Sorgen: Seit ihrem letzten Post mit dem wehmütigen Gedicht war nichts mehr von ihr zu hören. Ich hoffe, es geht ihr wieder etwas besser. Ihren Award habe ich eingebaut und bin sehr stolz darauf.

    Einen besinnlichen ersten Advent und ein schönes WE wünscht von FN nach FN

    Michaela

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  2. Hey Farah

    ich setzte alles daran so gut auszusehen wie möglich, denn je besser du aussiehst desto besser reagiert auch das Umfeld, das mag hart sein aber es ist so.

    Auch du könntest noch ein bischen mehr aus dir rausholen, und dazu müsstest du dich nichmal direkt unters Messer legen(was natürlich auch eine Option wäre).

    Lg

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  3. Ach Michaela, ich denke du solltest da nicht soviel hinein interpretieren. Die Leute suchen immer einen Grund, sich über andere auszulassen. ich kenne das nur zu gut. Ich bin zwar kein Trandgender , aber ich habe jedes erdenkliche Schimpfwort was es wohl für Schwule geben mag auf der Strasse hinterhergerufen bekommen. Ich habe darüber gelacht und gedacht das sie mich überhaupt nicht kennen. Also sollten sie auch nicht urteilen. Der Mensch ist das wichtige, nicht das was er ist.

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  4. Ich bin auch oft ein Hingucker wert, ist ja bei 1,89 m ohne Pumps auch kein Wunder. Auch habe ich schon das böse Wort "Transe" gehört, aber solange die Leute reden, machen sie nichts schlimmeres. Take it easy

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  5. Liebe Farah

    mach dir nichts draus. Es wird eh viel zu wenig gelächelt. Die Menschen finden immer einen Grund nicht zu lächeln, wenn sie nicht lächeln wollen, und das wollen sie oftmals nicht.

    Ich wünsch euch beiden, dir und Michaela einen wunderschönen, friedlichen 1. Advent

    Liebe, sonnige Grüsse
    Brigitte

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